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Übergangsregierung unter DruckSyriens prekäre Fronten

Die Übergangsregierung in Damaskus will die Grenzen zum Libanon, zur Türkei und zu Israel schützen. Mit dem Libanon gibt es eine Einigung.

Syrische Truppen zwei Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt Foto: Omar Albam/ap

Beirut taz | Libanon und Syrien einigen sich auf einen Waffenstillstand nach bewaffneten Gefechten an der gemeinsamen Grenze. Der syrische Interims-Verteidigungsminister Mourhaf Abou Qasra und sein libanesischer Amtskollege Michel Menassa erklärten am Montag, dass die Nachrichtendienste zusammenarbeiten, „um eine Verschlechterung der Situation an der Grenze zu verhindern und unschuldige Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden“.

Die Kämpfe begannen am Sonntag, als drei Syrer in den Libanon verschleppt und getötet wurden. Die neue Regierung in Damaskus sagte, die drei seien Soldaten, und beschuldigte die vom Iran unterstützte Hisbollah der Entführung. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es hingegen, die drei Syrer seien „Schmuggler“ gewesen. Die Hisbollah bestreitet zwar die Beteiligung an den Kämpfen. Eine instabile Grenzlage ist allerdings durchaus in ihrem Interesse.

Die Hisbollah war mit dem gestürzten syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbunden. Das Bündnis ermöglichte Waffenlieferungen und Drogenschmuggel. Um dies in Zukunft zu unterbinden, haben sowohl Syrien als auch der Libanon ein Interesse daran, die Überwachung zu verstärken.

Die Kämpfe eskalierten nach der Entführung weiter, als mehrere syrische Journalisten und Soldaten durch Artilleriebeschuss aus dem Libanon verletzt wurden und die neue syrische Armee Granaten auf libanesisches Gebiet feuerte. Sieben Li­ba­ne­s*in­nen seien getötet und 52 verletzt worden, so das libanesische Gesundheitsministerium. Aus Syrien hieß es, dass mindestens sieben Soldaten der neuen syrischen Armee getötet worden seien.

Angriffe nahe Kobane

In Nordsyrien wiederum gefährdet die Türkei die Sicherheit. Bei einem Luftangriff südlich der Stadt Kobane am Montag sind neun Menschen getötet worden, zählten die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Aktivisten berichten, bei den Toten handele es sich um sieben Kinder und deren Eltern. Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien forderte die Aufklärung dieser „Kriegsverbrechen“ und bekräftigte, sich für ein „freies, demokratisches und dezentralisiertes Syrien“ einzusetzen.

Im Süden Syriens wiederum greift Israel an. Bei einem israelischen Angriff auf ein Wohngebäude in der syrischen Stadt Daraa wurden am Montag drei Menschen getötet, zählte die syrische Zivilschutzbehörde. Andere Luftangriffe hätten militärische Anlagen in der Nähe der Stadt getroffen, darunter eine, die einst zur Armee von Baschar al-Assad gehört habe, nun aber von den Streitkräften der neuen syrischen Übergangsregierung genutzt werde.

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