Überfälle in Afghanistan und Pakistan: Zwei Anschläge, 53 Tote
Islamisten haben in Pakistan mindestens 45 Schiiten getötet. Im benachbarten Afghanistan wurde ein Büro für religiöse Angelegenheiten angegriffen.
ISLAMABAD/KABUL dpa | Bei zwei Überfällen in Pakistan und im benachbarten Afghanistan sind insgesamt mindestens 53 Menschen getötet worden. Der schwerste Anschlag traf einen Bus in der pakistanischen Hafenstadt Karachi. Dort starben mindestens 45 Mitglieder der schiitischen Ismailiten-Gemeinde, als 6 Bewaffnete das Fahrzeug von Motorrädern aus Schnellfeuergewehren unter Feuer nahmen. Dutzende weitere der insgesamt etwa 60 Passagiere seien bei dem Anschlag am Mittwoch verletzt worden, sagte der Informationsminister der Provinz, Sharjeel Memon.
Zu dem Anschlag bekannte sich die mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbundene Organisation Jundullah. „Wir werden weiter Ungläubige angreifen“, sagte ein Sprecher der militanten sunnitischen Gruppe lokalen Medien. Die Jundullah war eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban. Im vergangenen Jahr schwor sie dem IS die Treue, der in Syrien und im Irak weite Landstriche beherrscht.
Pakistans Premierminister Nawaz Sharif verurteilte die Tat. „Das ist ein grausamer Akt von Terrorismus“, sagte er in Islamabad. Der ismailitischen Gemeinde versicherte er, die „Terroristen“ würden verfolgt. Das Gouverneursamt der Provinz Sindh rief für Donnerstag einen Tag der Trauer aus.
Der Premierminister des Nachbarlandes und Erzfeindes Indien, Narendra Modi, drückte sein Bedauern aus. „Unsere Gedanken sind bei den Familien der Toten“, teilte er auf Twitter mit. Auch der in Frankreich lebende Aga Khan, der spirituelle Leiter der Ismailiten, verurteilte die Tat:„ Dieser Angriff stellt einen sinnlosen Akt der Gewalt gegen eine friedliche Gemeinschaft dar.“
Reisen nur noch in Konvois
Ein Anhänger der Religionsgemeinschaft, der anonym bleiben wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur, in Karachi schützten die Ismailiten ihre Grundstücke mit Mauern. Wegen der Sicherheitsrisiken reisten sie nur noch in Konvois. In Karachi mit seinen 20 Millionen überwiegend sunnitischen Einwohnern kommt es immer wieder zu religiös oder politisch motivierter Gewalt.
Bei dem Anschlag in Laschkarga, Hauptstadt der südafghanischen Unruhe-Provinz Helmand, starben nach offiziellen Angaben drei Zivilisten und drei Polizisten sowie die zwei Angreifer. Einer von ihnen hatte sich im Hof eines Verwaltungsgebäudes für religiöse Angelegenheiten in die Luft gesprengt, der zweite lieferte sich anschließend ein Feuergefecht mit Sicherheitskräften. Dabei seien weitere fünf Polizisten verletzt worden. Zunächst bekannte sich keine Organisation zu der Tat. Helmand gilt als Hochburg der Taliban und des Drogenanbaus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken