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USA zum Sturz des syrischen DiktatorsSorge vor dem Islamischen Staat

US-Präsident Joe Biden will die Region nach dem Sturz des syrischen Diktators unterstützen. Donald Trump will mit Syrien nichts zu tun haben.

Ansprache aus dem Weißen Haus: US-Präsident Biden begrüßt den Sturz Baschar al-Assads Foto: Manuel Balce Ceneta/ap

Washington taz | US-Präsident Joe Biden hat den Fall des Assad-Regimes als eine historische Chance für die Menschen in Syrien bezeichnet. Gleichzeitig sei es aber auch eine Zeit der großen Unsicherheit.

„Dies ist die beste Chance seit Generationen für die Syrer, ihre eigene Zukunft frei von Unterdrückung zu gestalten. Es ist auch eine – wenn auch keineswegs sichere – Chance für einen sichereren und wohlhabenderen Nahen Osten“, sagte Biden am Sonntag in einer Fernsehansprache aus dem Weißen Haus.

Die USA wollen zusammen mit anderen internationalen Partnern und Interessengruppen die Menschen in Syrien deshalb bei den nächsten Schritten unterstützen. Biden äußerte aber auch Bedenken, dass Terror- und Extremistengruppen wie der Islamische Staat das durch den Fall des Assad-Regimes entstandene Machtvakuum in Syrien für ihre eigenen Zwecke ausnutzen könnten.

„Wir werden das nicht zulassen“, sagte Biden mit Bezug auf eine mögliche Wiedererstarkung des IS. Der scheidende US-Präsident erklärte, dass US-Streitkräfte in diesem Zusammenhang bereits am gleichen Tag mehrere Luftangriffe gegen die IS-Ziele ausgeführt hätten.

Biden lobt seine eigene Außenpolitik

Insgesamt 75 Ziele sollen durch die Luftangriffe getroffen worden sei, sagte das US-Militär in einer Stellungnahme im Anschluss. Laut ersten Einschätzungen sollen dabei keine Zivilisten zu Schaden gekommen sein.

„Alle Organisationen in Syrien sollten wissen, dass wir sie zur Verantwortung ziehen werden, wenn sie mit dem IS zusammenarbeiten oder ihn in irgendeiner Weise unterstützen“, sagte US-Army-General Michael Erik Kurilla.

Knapp 900 US-Soldaten sind als Teil der internationalen Koalition zum Kampf gegen den IS noch immer in Syrien stationiert. Die meisten davon befinden sich im Nordosten des Landes, wo sie unter anderem dabei helfen, die kurdische Minderheit zu schützen.

Biden erklärte, dass der Regierungssturz in Syrien nach mehr als einem Jahrzehnt Bürgerkrieg eng mit den Konflikten im Gazastreifen, dem Libanon und in der Ukraine im Zusammenhang stehe. Er sagte, dass die Unterstützer von Assad, allen voran Russland, der Iran und die Hisbollah „heute viel schwächer“ seien als noch zu seinem Amtsbeginn.

„Zum ersten Mal konnten weder Russland noch der Iran noch die Hisbollah dieses abscheuliche Regime in Syrien verteidigen“, sagte er und verwies dabei auf die US-Politik unter seiner Führung, die sowohl Israel als auch die Ukraine in ihren jeweiligen Kriegen gegen Hisbollah und Russland unterstützt hat und zu deren Schwächung beitrug.

Die nächsten Schritte seien sowohl für die Zukunft Syriens als auch für die Stabilität in der gesamten Region entscheidend, sagte Biden. Er sagte deshalb Syriens Nachbarn – Jordanien, Libanon, Irak und Israel – militärische Unterstützung zu, sollte es zu einer Sicherheitsbedrohung kommen.

Ob die von Biden zugesagten Unterstützungen auch unter Donald Trump weiter anhalten würden, ist ungewiss. Am Samstag erklärte Trump auf dem sozialen Netzwerk Truth Social, dass Syrien kein Freund der USA sei und man sich deshalb nicht einmischen sollte. „Die Vereinigten Staaten sollten damit nichts zu tun haben. Das ist nicht unser Kampf“, schrieb Trump in seinem Post.

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10 Kommentare

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  • "und man sich deshalb nicht einmischen sollte"



    Angesichts der Tatsache, dass die USA nach wie vor Militär in Syrien stationiert haben und die Ölquellen kontrollieren, ist das ein bemerkenswertes Verständnis von Nicht-Einmischung...

  • Klar, das ist nicht Trumps Kampf. Der kämpft gewiss nicht für Freiheit, sondern für sich und seine kruden Gedanken und natürlich um viel Geld.

  • Biden könnte ganz einfach dafür sorgen, das Trump Syrien zu einer persönlichen Angelegenheit macht: Einfach Donald einige von Assadpalästen schenken lassen....



    So wie es Dinsneyland Paris gibt, gäbe es dann ein Mar el Lago Damaskus

  • Die "Unterstützung" der USA im nahen Osten, hat bisher meistens nichts Gutes bewirkt, ganz im Gegenteil....vielleicht sollten sie sich auch einfach mal raushalten

    • @PartyChampignons:

      Guter Punkt! Was der spanisch „Entzückte“ und „Andreas 2020“ hingegen meinen, ist ja eigentlich „Nur weiter so, die Welt braucht den einen Sheriff“… warum denn eigentlich? Was Biden sagt, ist nicht durchweg falsch - Trump erscheint mir aber auch hier (merkwürdigerweise) wieder der Vernünftigere zu sein. Die „Wir dürfen nicht Wegschauen“-Krieger veranstalten natürlich nur rein humanitäre Bombardements, ne.

    • @PartyChampignons:

      Was ist mit dem Kampf der Kurden gegen den IS in Syrien und Irak? War die US- Unterstützung negativ? Ich glaube das nicht....

      • @Andreas_2020:

        Okay vielleicht war nicht alles schlecht, aber sehr vieles

  • "Am Samstag erklärte Trump auf dem sozialen Netzwerk Truth Social, dass Syrien kein Freund der USA sei und man sich deshalb nicht einmischen sollte."



    Ein kleiner Vorgeschmack, wie die vorausschauende Außenpolitik der USA künftig aussehen wird. Immer nach der Devise 'Die USA brauchen keine Freunde.'

  • Wenn Trump ernst macht, könnte Syrien scheitern bzw in Chaos und Konflikten versinken. Syrien benötigt viel Geld für den Wiederaufbau und Stabilität. Ohne die USA, die im Land sind, wird das schwer.

    Dazu kommt dann leider die Frage, wie werden sich die Islamisten verhalten. Ihre zentrale gemeinsame Basis ist ein umfassender Islam. Dazu muss Trump auch eine Meinung entwickeln, ob er will oder nicht.

    • @Andreas_2020:

      Wenn Trump sich einmischt, ist die Wahrscheinlichkeit ebenfalls groß, dass das Land in Chaos und Konflikten versinkt.

      Da wäre schon mal kein Unterschied.