US-Proteste gegen Rassismus: Wrestler greifen Trump an
Die alten WWE-Kämpfer sind nationalistisch und rechts. Die jungen Stars dagegen äußern sich anders – gerade jetzt.
Viele Leute entlarven sich gerade selbst.“ Der Tweet, den Wrestling-Legende CM Punk vor wenigen Tagen in die Welt hinausgeschickt hat, er scheint sich immer weiter zu bewahrheiten.
Beim 42-Jährigen, aktuell als Experte in Sendungen von World Wrestling Entertainment (WWE) tätig, verschwammen schon immer die Grenzen zwischen Rolle im Ring und Persönlichkeit im realen Leben, in beiden Bereichen ist er bekannt für seine Wortgewalt und seinen kritischen, politisch eher linken Geist. Und eben damit brachte er nun zum Ausdruck, was sich in den Tagen seit dem Mord an George Floyd und den daraus entstandenen Massenprotesten in den USA abzeichnet: Wie andere Sportarten auch hat sich die Wrestling-Welt zu überwältigenden Teilen mit der Black-Lives-Matter-Bewegung solidarisiert, doch das Schweigen einiger namhafter Persönlichkeiten scheint mindestens genauso laut – und kann für Kollegen und Fans schmerzhaft sein.
Während gerade die jungen Stars sich aktuell deutlich pro Demonstrationen positionieren, tut sich die alte Garde damit teilweise schwer. Die Superstars des Geschäfts waren und sind in überwältigender Zahl weiß, erst seit wenigen Jahren wird zunehmend auch bei den großen Stars auf Diversität geachtet. Insider berichten, dass Unterstützer von US-Präsident Donald Trump in den Umkleidekabinen der WWE nicht besonders gut gelitten sind.
Dabei war die Kombination Wrestling/Trump bisher eher eine Win-win-Situation. 1988 und 1989 fand die „Wrestlemania“ im Trump Plaza in New Jersey statt, WWE-Gründer Vince McMahon gilt als enger Freund. Mit Ehefrau Linda unterstützte McMahon Trump mit Millionen im Wahlkampf 2016. Aktuell arbeitet die 71-Jährige für die Kampagne zur Wiederwahl im November.
Fire, Fury und viel Erbärmliches
Die erst 2019 gegründete Konkurrenzliga „All Elite Wrestling“ (AEW) präsentiert sich als frische, freche, progressive Alternative zur WWE. Dass später herauskam, dass die Besitzerfamilie um den Milliardär Shahid Khan in der Vergangenheit ebenfalls Trump unterstützte, passte da nicht so recht ins Bild.
Kevin Owens, WWE-Star
Der legendäre und sowohl bei Kollegen und Fans hoch geschätzte „Undertaker“ alias Mark Calaway musste sich erst vor Kurzem in den sozialen Medien rechtfertigen. In seinen Instagram-Posts trägt der Texaner mit Vorliebe T-Shirts mit militaristischen bis nationalistischen Motiven, die so auch in einer großen Doku über den mittlerweile 55-Jährigen zu sehen waren. Fast unfreiwillig komisch fiel dabei ein T-Shirt mit der Silhouette von Trump und der Aufschrift „Fire and Fury“ auf. „Fire and Fury“ hatte Trump einst Nordkorea angedroht. „Jeder weiß, dass die WWE unpolitisch ist“, schrieb Calaway auf Instagram, „es geht nur um die Flagge“. 2018 posierte er in einem Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Ich stehe auf für unsere Nationalhymne“ – als Reaktion auf das von Footballer Colin Kaepernick eingeführte und heute weltweit populäre Knien als Protest gegen Rassismus. Auch Calaway blieb in den letzten Tagen stumm.
Das hätte auch Jaxson Ryker bleiben sollen. Der WWE-Wrestler twitterte: „Ich bin dankbar für den POTUS, den wir haben! Gott schütze Amerika. Auf Freiheit gebaut.“ Sein Tweet endete mit dem Spruch „Forgotten No More“, den das aus ihm und den Wrestlern Steve Cutler und Wesley Blake bestehende Team „Forgotten Sons“ in den WWE-Shows nutzt. Cutler und Blake distanzierten sich sofort von ihrem Showpartner, in überwältigender Zahl prasselten Reaktionen anderer Wrestler auf Ryker ein. „Dass du versuchst, deinen Wrestling-Slogan zu pushen, während all das gerade passiert, ist einfach nur verdammt erbärmlich“, schrieb sein WWE-Kollege Kevin Owens.
Oder, um es mit den Worten von CM Punk zu sagen: Jaxson Ryker hat sich selbst entlarvt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid