: Der erzkonservative Trump-Konkurrent
Floridas Gouverneur Ron DeSantis steigt ins Rennen um die US-Präsidentschaft ein. Beim als Kampagnenauftakt geplanten Twitter-Auftritt mit Elon Musk geht allerdings fast alles schief
Aus Washington Hansjürgen Mai
Es war das wahrscheinlich am schlechtesten gehütete Geheimnis in der US-Politik. Ron DeSantis, der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaates Florida, hat am Mittwoch offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 bekannt gegeben.
Der 44 Jahre alte DeSantis bestätigte seine Kandidatur in einem Video mit dem Titel „Our Great American Comeback“. Darin attackiert DeSantis die Regierung von Präsident Joe Biden und spricht von einem „Desaster“ an der Grenze zu Mexiko, von „infizierten“ Städten voller Verbrechen und einer Bundesregierung, die es amerikanischen Familien schwerer mache, über die Runden zu kommen.
„Um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, müssen wir Vernunft in unserer Gesellschaft, Normalität in unseren Gemeinden und Integrität in unseren Institutionen wieder herstellen. Die Wahrheit muss unser Fundament sein und gesunder Menschenverstand darf nicht weiter eine ungewöhnliche Tugend sein. In Florida haben wir bewiesen, dass es geht“, sagt DeSantis in dem Video.
Ein großangelegter Startschuss für seine Präsidentschaftskampagne auf Twitter wurde hingegen zu einem Reinfall für DeSantis. Die Server des Unternehmens konnten augenscheinlich dem Andrang von mehr als einer halben Million Zuhörer:innen nicht standhalten. Es kam deshalb zu Verzögerungen und unkontrollierten Abbrüchen des Livestreams. Sichtlich amüsiert twitterte US-Präsident Biden währenddessen sein eigenes Spendenkonto: „Dieser Link funktioniert.“
DeSantis, Liebling der konservativen Szene, gilt als erster ernstzunehmender Gegner für Ex-Präsident Donald Trump. Immerhin hat sich DeSantis in den vergangenen Jahren zu einem der populärsten wie auch umstrittensten Politiker in den USA entwickelt. Vor allem sein Kampf gegen die, wie er es nennt, „Wokeness der linken und liberalen Eliten“ und gegen die strengen Corona-Auflagen der Trump- und Biden-Regierungen haben ihn zu einem der Helden vieler Republikaner gemacht.
DeSantis hat sich die republikanische Dominanz in Florida zunutze gemacht, um einige kontroverse Gesetze zu verabschieden. Erst im vergangenen Monat unterschrieb er ein Abtreibungsgesetz, welches Abtreibungen bereits nach der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Außerdem hat er ein Gesetz zum Tragen von Waffen im Bundesstaat ausgeweitet und ein Verbot von Drag-Shows sowie von medizinischen Behandlungen von transsexuellen Minderjährigen eingeführt. Alles Themen, die bei vielen konservativen Wählern hoch im Kurs stehen.
Ob das reichen wird, Trump-Wähler zu gewinnen, wird sich noch zeigen. Einen Vorteil, den DeSantis bis zum Schluss gegenüber Trump und Biden besitzt, ist sein deutlich jüngeres Alter. Er ist um mehr als 30 Jahre jünger als seine vermeintlich größten Konkurrenten.
Trump hat sich noch nicht öffentlich zu DeSantis’Kandidatur geäußert. Er postete nur ein kurzes Video, auf dem er sich über den missglückten Livestream lustig machte. Doch die Beziehung zwischen den beiden ist toxisch, und das, obwohl Trump im Jahr 2018 DeSantis in der Gouverneurswahl noch unterstützt hatte.
Trump, der seinen Konkurrenten gerne Spitznamen verleiht, hat sich für DeSantis den Namen „DeSanctimonious“ einfallen lassen. Ein Wortspiel, welches DeSantis Nachnamen und das Wort „Sanctimonious“, also scheinheilig, miteinander kombiniert.
DeSantis selbst stichelte ebenfalls gegen Trump, ohne jedoch dessen Namen zu nennen. So will er das republikanische Dogma des Verlierens durchbrechen. Trump selbst erklärt derweil noch immer, dass er nur wegen angeblichen Wahlbetrugs – einen Beweis dafür gibt es noch immer nicht – die Wahl 2020 verloren habe.
Ron DeSantis, Gouverneur und Präsidentschaftskandidat
„Die Regierung ist keine Unterhaltungsshow“, sagte DeSantis während des Twitter-Livestreams. „Es geht nicht darum, eine Marke aufzubauen“.
Neben DeSantis und Trump haben bislang fünf weitere Republikaner ihre Ambitionen auf das Weiße Haus offiziell bekannt gegeben. Diesen werden allerdings derzeit nur Außenseiterchancen zugerechnet.
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