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US-Medienhäuser müssen Folge leistenTrump nimmt jetzt Whistleblower ins Visier

Die US-Justiz kippt den Schutz von Journalisten. Whistleblower leben dort nun gefährlich, der Kampf gegen die Pressefreiheit spitzt sich zu.

Donald Trump legt unabhängigen Medien weitere Steine in den Weg Foto: Nathan Howard/reuters

Das US-Justizministerium hat im Kampf gegen Regierungs-Leaks eine Richtlinie zum Schutz von Journalisten rückgängig gemacht. Dies berichten US-Medien und beziehen sich dabei auf eine interne Mitteilung von Justizministerin Pam Bondi.

„Das Justizministerium wird keine unbefugten Enthüllungen dulden, die die Politik von Präsident Trump untergraben, Regierungsbehörden schädigen und dem amerikanischen Volk Schaden zufügen“, schrieb Bondi in einer Mitteilung an alle Ministeriums­mitarbeiter, die mehreren Medien vorliegt.

Staatsanwälte dürfen bei Untersuchungen zu Regierungs-Leaks nun wieder auf alle rechtlichen Mittel zurückgreifen, um herauszufinden, wer für die Enthüllungen verantwortlich ist. Die neue Richtlinie besagt, dass Medienhäuser in Zukunft gerichtlichen Vorladungen unbedingt Folge leisten müssen und dass Staatsanwälte mithilfe von Gerichtsbeschlüssen Journalisten auffordern können, ihre Quellen und andere Informationen preiszugeben.

Die Regierung macht es möglichen Whistleblowern deutlich schwerer, an die Öffentlichkeit zu gehen, da Journalisten die Namen ihrer Quellen nicht ohne Konsequenzen vor der Justiz zurückhalten können.

Dies wurde unter der alten Richtlinie, die unter Trumps Vorgänger Joe Biden in Kraft trat, geduldet. Ein Presse­sprecher des Justizministeriums erklärte 2021, dass das Ministerium „bei der Untersuchung von Leaks keine obligatorischen Gerichtsverfahren anstrebt, um von Mitgliedern der Nachrichtenmedien Quelleninformationen zu erhalten.“

Seit Jahren gegen etablierte Medien

Diese Garantie gibt es unter der neuen Richtlinie – die eigentlich eine Rückkehr zu den früheren Bestimmungen ist – nicht mehr. Die Kursänderung wird als direkte Reaktion auf mehrere Regierungs-Leaks gewertet, die interne Entscheidungsprozesse der Trump-Regierung und Geheimdienstinformationen öffentlich gemacht haben.

„Mitarbeiter der Bundesregierung, die absichtlich sensible Informationen an die Medien weitergeben, untergraben die Fähigkeit des Justizministeriums, die Rechtsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten, Bürgerrechte zu schützen und die Sicherheit Amerikas zu gewährleisten. Dieses Verhalten ist illegal und falsch und muss aufhören“, erklärte Bondi.

Die Rücknahme der Richtlinie zum Schutz von Journalisten kommt nicht überraschend, immerhin wütet Präsident Trump seit Jahren gegen Journalisten und etablierte Medien.

Sowohl unter Trump als auch unter Ex-Präsident Obama beschlagnahmte das Justizministerium Daten und Dokumente von Journalisten, ohne sie davor in Kenntnis zu setzen. Gruppen zum Schutz der Pressefreiheit schlugen Alarm. Auch jetzt warnen Organisationen vor den möglichen Konsequenzen.

Die Richtlinienänderung ist nur das jüngste Beispiel, wie die Trump-Regierung versucht, die Arbeit der unabhängigen Medien zu erschweren.

Der Ausschluss der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) von offiziellen Veranstaltungen im Weißen Haus ist nur das bekannteste Beispiel. AP erklärte vor zwei Wochen, dass das Weiße Haus sich trotz richterlicher Anordnung bislang noch immer weigert, den Zugang zum Präsidenten für den Nachrichtendienst wieder komplett herzustellen.

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12 Kommentare

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  • Zitat: " „Das Justizministerium wird keine unbefugten Enthüllungen dulden, die die Politik von Präsident Trump untergraben, Regierungsbehörden schädigen und dem amerikanischen Volk Schaden zufügen“, schrieb Bondi in einer Mitteilung an alle Ministeriums­mitarbeiter, die mehreren Medien vorliegt."

    Womit man Kritik an irgendwem von der Regierungsmannschaft, und seien es auch Musk oder Kennedy jr., glatt vergessen kann. So was zum Beispiel: www.gmx.net/magazi...efuehrend-40926274



    Kennedy fährt sehenden Auges die komplette US-amerkanische Geflügelhaltung an die Wand, gefährdet die Gesundheit und Existenz der Arbeiter in den Ställen (auch in der Rinderhaltung) und letztlich vielleicht auch großer Teile der Bevölkerung, falls er wirklich Reserve-Antibiotika entwerten läßt.

    Ist zwar viel Text, aber wer sich die Mühe macht, verstehen würde man's allemal.

  • Bei aller betechtigten Kritik an Trump, Attacken gegen die Pressefreiheit gab es aus dem Oval Office auch etwa unter Obama. Erinnern wir uns an die Verfolgung von Assange.

    • @Philippe Ressing:

      Ja, und? Wenn man aus unserer Presselandschaft alles streichen würde, was nach Bondis Vorgabe nicht mehr durchgeht, bleiben vielleicht noch die englischen Royals in der Bunten übrig.

  • Das war doch den Dümmsten klar das das passieren wird.

    • @Tom Lehner:

      Die interessiert es aber nicht.

  • Unfassbar, dass damit sogar eine Umkehr der Motive bemüht wird. Meist sind es nicht die Whistleblower, die gegen Rechtsstaatlichkeit oder Schädigungen von Gesellschaft, Staat oder Umwelt handeln, sondern sie weisen nur genau darauf hin.

    • @Ciro:

      Es scheint so zu sein, daß dies die Hauptstrategie bei der "Argumentation" der MAGAs ist. Siehe Vance in München, Ausschluß von Nachrichtenagenturen aus dem Oval Office, Zölle (die Welt plündert die USA aus).

  • "Die US-Justiz kippt den Schutz von Journalisten. Whistleblowern leben dort nun gefährlich, der Kampf gegen die Pressefreiheit spitzt sich zu."



    War das nicht schon immer so?



    Chelsea Manning - Kriegsverbrechen.



    Edward Snowden - PRISM.



    Julian Assange - Wikileaks.



    Daniel Ellsberg - Pentagon Papers.



    Mark Felt - Watergate.



    Undundund... - die Liste ließe sich endlos fortsetzen, je länger ich nachdenke desto mehr Namen schwirren mir durch den Kopf.



    Die Überschrift "Trump nimmt jetzt Whistleblower ins Visier" suggeriert dass das eine neue Stoßrichtung ist, dass Trump wieder eine Grenze überschreitet...



    Tatsächlich erachten die USA doch seit jeher Geheimnisverrat als untragbar und - egal ob Demokraten oder Republikaner an der Macht - versuchen die Whistleblower mundtot oder ganz tot zu machen ⚰️



    Insofern müsste die Überschrift eher lauten: "Trump führt die amerikanische Tradition im Kampf gegen Whistleblower fort"

    • @Farang:

      Damals ging es noch um einzelne Leute. Und um Whistleblower. Jetzt nicht mehr. Pam Bondis Definition paßt ebenso auf Kritiker wie Michel Moore wie auf die Leute vom Wetterbericht. Was da noch wie noch veröffentlicht werden dürfte, ohne daß es umgehend gelöscht und die Redaktion gefeuert sowie - mit der falschen Baseballcap auf dem Kopf - nach El Salvador abgeschoben würde?

    • @Farang:

      Laut Artikel hat die Biden Regierung das deutlich im Sinne der Medien und der Whistleblowerinnen verbessert, und Trump nimmt das wieder zurück. Dein letzter Satz ist somit hinsichtlich der US Tradition nicht falsch, aber ansonsten auch nicht richtig. Nicht nur hinsichtlich dieser Reformen durch Biden geht Trump wieder deutlich zurück.

    • @Farang:

      Stimmt!

      • @Hans Dampf:

        Vorweg -



        Habe Friedensfürst Obama -



        “Rußland Mittelmach - Zbigniew Brzeziński - „einen unserer bedeutendsten Denker“ & 1.900 globale Mordeinsätze Drohen et al. per annum etc nie sonderlich über den Weg getraut! Woll - But

        Ihr Jungs! Mal wieder im Eifer des Gefechts - 👓 verlegt - Schaum et al



        Das differenzierte im Detail überlesen? Wollnich - 🙀🥳🧐 -



        1.“…Sowohl unter Trump als auch unter Ex-Präsident Obama beschlagnahmte das Justizministerium Daten und Dokumente von Journalisten, ohne sie davor in Kenntnis zu setzen“



        & vs



        “…Die Regierung macht es möglichen Whistleblowern deutlich schwerer, an die Öffentlichkeit zu gehen, da Journalisten die Namen ihrer Quellen nicht ohne Konsequenzen vor der Justiz zurückhalten können.

        Dies wurde unter der alten Richtlinie, die unter Trumps Vorgänger Joe Biden in Kraft trat, geduldet. Ein Presse­sprecher des Justizministeriums erklärte 2021, dass das Ministerium „bei der Untersuchung von Leaks keine obligatorischen Gerichtsverfahren anstrebt, um von Mitgliedern der Nachrichtenmedien Quelleninformationen zu erhalten.“

        kurz - beide keine Refis bei mir! Gelle



        Schade auch! 🫵🤣