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US-Frauenfußballteam um Megan RapinoeRichter billigen Benachteiligung

Die US-Frauen bringen die Trophäen nach Hause, verdienen aber weniger als die Männer. Gegen diese Schieflage klagten Rapinoe und ihre Mitspielerinnen – ohne Erfolg.

Will den Kampf für Gleichheit nicht aufgeben: Megan Rapinoe, der Superstar der US-Fußballfrauen Foto: Francisco Seco/ap

Los Angeles dpa | Die Frauenfußball-Nationalmannschaft der USA um Superstar Megan Rapinoe ist vor einem Bundesgericht mit einer Klage auf gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen gescheitert. Das geht aus einer am Freitag veröffentlichten Entscheidung des Gerichts in Kalifornien hervor. Über die Vorwürfe des Weltmeister-Teams, dass sie schlechtere Reisebedingungen und medizinische Unterstützung als ihre männlichen Kollegen genießen, soll es allerdings im kommenden Monat zu einer Verhandlung kommen.

Die Frauenfußball-Nationalmannschaft hatte ihren eigenen Verband (USSF) im Frühjahr vergangenen Jahres wegen Diskriminierung verklagt. Die US-Fußballerinnen kritisierten in erster Linie, dass ihre männlichen Kollegen weitaus besser bezahlt würden. Zudem hätten die Männer bessere Reise-, Spiel- und Trainingsbedingungen.

„Wir sind geschockt und enttäuscht von der Entscheidung, aber wir werden unsere harte Arbeit für gleiche Bezahlung nicht aufgeben“, twitterte Mannschaftssprecherin Molly Levinson. „Wir werden niemals aufhören, für Gleichheit zu kämpfen“, schrieb Weltfußballerin Rapinoe. Levinson kündigte an, die Entscheidung anfechten zu wollen.

Die US-Frauen sind wesentlich erfolgreicher als die Männer, werden aber dennoch bedeutend schlechter bezahlt. Die USA sind viermaliger Weltmeister und viermalige Olympiasieger im Frauenfußball, zuletzt holten sie den Titel bei der WM im vergangenen Jahr in Frankreich. Die deutsche Nationalelf war damals im Viertelfinale ausgeschieden.

Mitte März war US-Fußball-Verbandschef Carlos Cordeiro nach umstrittenen Erklärungen in Gleichstellungsfragen zu Frauen zurückgetreten. Vor Gericht hatte die Verbandsseite in der juristischen Auseinandersetzung argumentiert, dass Spielerinnen körperlich zu weniger in der Lage seien und auch weniger Verantwortung tragen würden als Spieler. Seine Worte hätten „große Schmerzen verursacht, insbesondere bei unseren außergewöhnlichen Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft, die es besser verdienen“, entschuldigte sich Cordeiro im Nachhinein. Die bisherige Vizepräsidentin Cindy Parlow wurde zur Verbandschefin befördert.

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9 Kommentare

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  • Gleiche Bezahlung ist auf jeden Fall eine legitime Forderung, die derzeitige Ungleichbehandlung schändlich, so viel steht fest.

    Die Behebung des Problems könnte man könnte es aber auch anders angehen: Wie wäre es, den männlichen Fußballern die Gehälter zu kürzen, anstatt hier für die Fußballerinnen mehr zu fordern?

    Dadurch würde man noch einen weiteren Missstand entschärfen, nämlich dass der Sport zur Geschäftemacherei verkommt, die reichen Vereine sich bessere Spieler kaufen und so den Wettbewerb, der im Sport stattfinden sollte, auf das Gebiet der Zahlungskraft verlegen.

    Würde man den männlichen Fußballern die Gehälter kürzen, hätte man also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

    • @Ein alter Kauz:

      Sie haben Europa im Sinn... Im US-Sport funktioniert das System komplett anders. Es gibt keine "reichen" Vereine und es gibt keine "Geschäftemacherei". Spieler dürfen nicht "verkauft" werden, es können allenfalls Spieler zwischen den Mannschaften oder gegen einen "Draft-Pick" (mit dem ein Verein die Möglichkeit hat, sich die Dienste der größten jungen Talente zu sichern) getauscht werden.



      Jeder Verein hat eine von der MSL vorgegebene salary cap, derzeit bei den Männern $ 4,035 Mio. Grundsätzlich kann und darf kein Verein mehr Geld für die Gehälter aufwenden - Sinn und Zweck ist es gerade, für einen "gesunden" und "fairen" Wettbewerb zu sorgen, damit es möglichst keinen Serienmeister gibt.



      Es gibt eine Ausnahme, die geschaffen wurde, um die Attraktivität der Liga zu steigern: Superstars aus Europa IIbrahimovic, Schweinsteiger, Beckham...) werden tatsächlich höher bezahlt und ihr Gehalt wird nur mit $ 535.000 in die salary cap gerechnet. Hier ist die Anzahl der Spieler jedoch auf zwei pro Team beschränkt.

      Die männlichen Fußballprofis können es sich kaum erlauben, zugunsten der Frauen auf Gehalt zu verzichten. Ein Drittel verdient weniger als $ 100.000 pro Jahr, der Durchschnittsverdienst beträgt $ 174.000. Hört sich nicht schlecht an, aber nach Steuern wird man in durchschnittlich neun Jahren Spielzeit auch nicht gerade reich.

      Ein weiteres Problem ergibt sich bei dem Begriff der Fairness. In Amerika werden die salary caps aufgrund der Einnahmen der Clubs festgesetzt. In der MSL kenne ich die Quote nicht, aber in der NFL zum Beispiel erhalten die Spieler exakt 52% der Gesamteinnahmen als Gehälter. Die Quote ist bei Frauen und Männern in der Regel gleich und da stellt sich die Frage, ob es wirklich ein Gebot der Fairness ist, wenn die Männer 52%, die Frauen aber - um gleichzuziehen - nahezu 100% der Einnahmen erhalten sollten. Ganz abgesehen davon, dass die Frauen-Vereine dann wahrscheinlich innerhalb von zwei Jahren pleite wären.

      • @Cerberus:

        OK, danke für die Info. Diese Details waren mir nicht bekannt.

      • @Cerberus:

        wow, danke

  • Ich finde es beschähmend, was hier gefordert wird.



    Viele Sportler, insbesondere Fußballspieler, sind absolut überbezahlt. Sie gehen ihrem Hobby nach und verdienen dafür Millionen. In einem Jahr verdienen sie mehr, als ein Arbeiter in seinem ganzen Leben. Ich fände eine gleiche Bezahlung durchaus in Ordnung. Obergrenze 1 Million für jeden Sportler. Dann haben die immer noch genug verdient und brauchen nach der Sportkarriere nicht mehr zu arbeiten, wenn sie mit ihrem Geld sinnvoll umgehen.



    Es gibt Olympiasieger, die nebenbei noch Arbeiten müssen um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und hier beschweren sich Millionäre, dass sie zu wenig verdienen. Ein ähnliches Phenomen kann man auch im Tennis beobachten. Mir fehlt dafür jedes Verständnis.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Meine_Meinung:

      "Viele Sportler, insbesondere Fußballspieler, sind absolut überbezahlt. Sie gehen ihrem Hobby nach und verdienen dafür Millionen. In einem Jahr verdienen sie mehr, als ein Arbeiter in seinem ganzen Leben. "

      Wenn Fußballspieler überbezahlt sind, dann liegt das nur daran, dass genug Menschen auf der Welt die irren Eintrittspreise und Pay-TV Gebühren für Fußball zahlen.

      Und der Einkommensabstand zwischen Männer- und Frauenfußball liegt eben darin begründet, dass nur wenige bereit sind, für ein Frauenfußballspiel genau so viel zu zahlen wie für ein Männerspiel.

  • Damit hier nichts durcheinander gerät: es geht um die Vergütung auf der Ebene der Nationalmanschaft, nicht um das Gehalt als Angestellte eines Fußballvereins.

    Zitat aus einem weniger detailarmen Artikel: "Außerdem argumentierte der Verband, dass sowohl absolut als auch durchschnittlich die Entlohnung im Frauenbereich zwischen 2015 und 2019 ohnehin bereits höher gewesen sei als bei den weniger erfolgreichen Männern. Die Frauen kassierten in diesem Zeitraum nach Verbandsangaben 24 Millionen US-Dollar und durchschnittlich 220.747 US-Dollar pro Spiel, wogegen bei den Männern Zahlungen in Höhe von 18 Millionen US-Dollar und im Schnitt 212.639 US-Dollar pro Partie geleistet wurden."

    Was die Vereinsebene anlangt, geht es naturgemäß immer ungleich zu. Der Mittelstürmer (m/w/d) eines Tabellenführers wird i.d.R. mehr verdienen als sein Kollege beim Abstiegskandidaten.

  • Ohne Begründung ist die dps Meldung wertlos. Angeblich ist das die Begründung:

    "Das US-Bezirksgericht begründete sein erstes Urteil damit, dass die US-Fußballerinnen ein Verbandsangebot zu gleicher Bezahlung wie die Männer bereits abgelehnt hätten. Die Weltmeisterinnen von 2019 hätten stattdessen zusätzlich noch höhere Prämien und gewisse Garantien gefordert. Rückwirkend könnten sich die US-Girls somit nicht über Lohndiskriminierung von Seiten der USSF beklagen, hieß es in der Urteilsbegründung"

  • Gleiche Arbeit wäre es nur, wenn sie in der gleichen Liga spielen würden. Also einfach die Geschlechtetrennung im Sport aufheben und gut ists.