UN-Wüstenkonferenz in Riad: Dann eben gar kein Dürre-Abkommen
Zwei Fünftel der Böden weltweit sind verödet. Ein grenzübergreifendes Dürremanagement wäre nötig. Es scheitert aber am Streit über die Vertragsform.
Die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) ist das einzige völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen zu Fragen der Landverödung. Vertreter:innen der 197 Vertragsparteien treffen sich alle zwei Jahre. Die diesjährige 16. Vertragsstaatenkonferenz galt mit rund 20.000 Teilnehmer:innen als bisher inklusivste: 3.500 Vertreter:innen kamen aus der Zivilgesellschaft.
Die Länder hätten „bedeutende Fortschritte gemacht“, heißt es im offiziellen Statement des UNCCD-Sekretariats. Die Grundlagen für „ein künftiges weltweites Regime für den Kampf gegen die Dürre“ seien gelegt, bei der nächsten Konferenz 2026 in der Mongolei werde es vollendet. Tatsächlich steht inzwischen auch erstes Geld bereit: Saudi-Arabien und verschiedene Organisationen der arabischen Länder wie der Entwicklungsfonds des Ölkartells Opec geben insgesamt 12,5 Milliarden US-Dollar.
Dürren sind wegen der Erderhitzung zuletzt sowohl häufiger als auch intensiver aufgetreten, zeigt der zu Beginn der Konferenz vorgestellte Weltdürreatlas. In den letzten 30 Jahren sind deshalb drei Viertel der Landfläche trockener geworden. „Allzu oft spricht die Welt von Dürre als einer Anomalie, einer Katastrophe, einem Extremfall“, sagt Kaveh Madani von der UN-Universität UNU in Japan. „Dabei wissen wir, dass diese Wasserkonkurse oft dauerhaft sind, neue Normalität.“ Das stelle die Ernährungssicherheit infrage, die Artenvielfalt, behindere aber auch Handel und Wirtschaft. Nun müsse man den Dürren proaktiv begegnen, dürfe nicht bis zum „Extremfall“ warten.
Protokoll vs Rahmenabkommen
Auf der Konferenz in Riad standen zuletzt noch zwei Optionen zur Debatte, wie ein Vertrag für ein gemeinsames Dürre-Management aussehen sollte: ein Protokoll oder ein strategisches Rahmenabkommen. Ein Protokoll wäre rechtlich bindend für die Vertragsstaaten. Es bedeutet allerdings auch, dass genug Länder dieses Protokoll ratifizieren müssten, damit es überhaupt in Kraft tritt. Ein Rahmenabkommen hingegen ist rechtlich nicht bindend, muss aber daher auch nicht ratifiziert werden. Trotzdem könnte es Ziele, Maßnahmen und Kontrollmechanismen enthalten. Hierfür hatten vor allem entwickelte Länder plädiert, berichten Teilnehmer:innen.
Zweites großes Thema der Konferenz war die Boden-Verödung. Zwei Fünftel der Böden weltweit sind bereits degradiert und jährlich kommen Flächen von der Größe Ägyptens dazu, eine Million Quadratkilometer. Die Zahl der Menschen, die in Trockengebieten leben, ist von 1990 bis 2020 von 1,2 Milliarden auf 2,3 Milliarden gestiegen.
1 Milliarde US-Dollar – am Tag
Ziel der Wüstenkonvention ist, die Netto-Bodenverödung bis 2030 zu stoppen. Für Riad wurde nun erstmals ermittelt, was das kosten würde: Um genug Böden bis 2030 wieder in einen guten Zustand zu bringen, müssen jährlich 355 Milliarden US-Dollar (etwa 337,94 Milliarden Euro) investiert werden.
Trotz steigender Investitionen ist die Welt noch weit von einer solchen Summe entfernt: Im Jahr 2022 wurden nur 66 Milliarden US-Dollar in die Bodenqualität investiert. Dabei seien solche Investitionen äußerst lukrativ, sagt Ibrahim Thiaw, der Chef der UN-Wüstenkonvention: „Der Nutzen – sowohl finanziell als auch gesellschaftlich – ist unbestreitbar. Jeder Dollar, der in gesundes Land investiert wird, ist ein Dollar, der in die biologische Vielfalt, das Klima und die Ernährungssicherheit investiert wird. Die gute Nachricht ist, dass die Welt jährlich Milliarden einsparen und weitere Billionen verdienen könnte, wenn wir Land wieder gesund machen und die Widerstandsfähigkeit gegen Dürren stärken.“
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