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UN-Abzug aus MaliDie UNO geht, der Terror kommt

Der Abzug der UN-Truppen aus Mali wird immer schwieriger. Konvois werden angegriffen, eine Ortskraft der Bundeswehr soll getötet worden sein.

Das könnte sich wiederholen: Ein Schild des islamischen Staats im Jahr 2013 Foto: Jerome Delay/ap

Cotonou taz | „Es ist alles sehr besorgniserregend und komplex. Die Menschen sind mehr und mehr gestresst. All das was sie erleben, setzt sich im Kopf fest“, beschreibt Khader Touré das, was gerade in Mali passiert. Der Journalist ist in der nordostmalischen Stadt Gao Direktor des Radio-Senders Annia. Gao ist noch Standort der UN-Stabilisierungsmission Minusma. Noch sind auch Angehörige der Bundeswehr im Camp Castor vor Ort. Doch bis zum Jahresende ist Schluss, wie die Militärregierung von Oberst Assimi Goïta Mitte des Jahres entschieden hat.

Die Minusma stellt der enge Zeitplan vor große Herausforderungen, wie Missionsleiter El-Ghassim Wane am Montag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York betont hat. Aufgrund des engen Zeitplans sei es ein komplexes Unterfangen. Es gehe um die Rückführung von knapp 13.000 uniformierten Mitarbeiter:innen, die Übergabe von zwölf Lagern und den Transport von rund 5.500 Containern mit Ausrüstung.

Spätestens seit dem Wochenende ist außerdem deutlich, was lange Zeit eher abgetan wurde: der Rückzug lässt UN-Ortskräfte auf der Strecke. Die Terrorgruppe Islamischer Staat behauptet, sie habe einen Malier hingerichtet, der als Ortskraft für die Bundeswehr gearbeitet habe. Fotos dazu finden sich in sozialen Medien. Es scheint allerdings nicht bestätigt zu sein, dass der Ermordete zuletzt noch Ortskraft gewesen ist. Dennoch wirft der Vorfall Fragen auf, denn dieses Risiko schätzte die Bundeswehr bisher als gering ein. Seit Beginn der UN-Mission im Jahr 2013 ist diese in Gao zum zentralen Arbeitgeber geworden.

Auch für Blau­helm­sol­da­t:in­nen gilt der Abzug der Mission als risikoreich. Wane sagte, dass ein Konvoi, der zwischen Ber und der Stadt Timbuktu unterwegs war, gleich zweimal von mutmaßlichen Extremisten angegriffen wurde. Vier Sol­da­t:in­nen wurden dabei verletzt, zwei Fahrzeuge beschädigt. Dabei ist die Strecke keine 60 Kilometer lang. Doch aufgrund der Regenzeit und prekären Sicherheitslage benötigte er 51 Stunden. Auch das zeigt die Komplexität des Minusma-Abzugs.

Ausbreitung terroristischer Gruppen

In einem am Freitag bekannt gewordenen Experten-Bericht warnte die UN ebenfalls vor einer Ausbreitung der Terrorgruppen. Es heißt, dass in weniger als einem Jahr der „Islamische Staat der größeren Sahara“ (ISGS) die von ihm kontrollierte Fläche praktisch verdoppelt habe. Ein Brennpukt: Die Stadt Timbuktu im Norden. In den vergangenen Wochen haben Berichte zugenommen, dass sie erneut von terroristischen Gruppen belagert wird wie 2012.

„Timbuktu ist abgeriegelt. Man kommt gar nicht mehr hin“, sagt Khader Touré. Am Wochenende wurde dort ein Kind bei einem Angriff ermordet und vier weitere Personen verletzt. Neben der Angst vor Gewalt heißt das: Die Versorgung mit Lebensmitteln wird zunehmend komplizierter. Unterstützung würde viele Bedürftige gar nicht mehr erreichen, so Touré.

Es gibt aus dieser Region auch zunehmend Berichte von Kämpfen zwischen Malis Streitkräften und den einstigen Tuareg-Rebellen, die sich zur Koordination der Azawad-Bewegungen (CMA) zusammengeschlossen haben. Am Dienstag erklärte die CMA, es gebe nun schon zum zweiten Tag in Folge Luftangriffe von Malis Armee auf ihre Stellungen bei Anéfis, das nördlich von Gao in der Wüste liegt.

Die CMA wirft Malis Militärmachthabern vor, die Friedensabkommen von 2015 zwischen Malis damaliger Regierung und den Tuareg-Rebellen nicht mehr zu respektieren, und kritisiert, dass die UN-Mission beim Abzug Einrichtungen im Tuareg-Gebiet an Malis Streitkräfte übergibt. Sie dementiert ihrerseits Behauptungen, sich wieder mit Dschihadisten zusammengeschlossen zu haben. Die Sorge um einen Zusammenbruch des Tuareg-Friedensprozesses in Mali wurde auch im UN-Sicherheitsrat am Montag laut.

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