Eskalation in Mali: Drohnen töten Kinder in Mali

Tuareg-Rebellen rufen in Mali zur Generalmobilmachung. Malis Militär hat die von ihnen gehaltene Stadt Kidal bombardiert.

UN_Soldaten in einer Wüste

Die aus Kidal inzwischen abgezogenen Blauhelmsoldaten im Februar 2017 Foto: Sylvain Liechti/MINUSMA/Reuters

Berlin taz | Der neue Bürgerkrieg in Mali zwischen dem herrschenden Militär und bewaffneten Tuareg spitzt sich weiter zu. Bis zu 15 Menschen sind am Dienstag bei Luftangriffen auf die von Tuareg kontrollierte Stadt Kidal im Norden Malis ums Leben gekommen, darunter Kinder. Die Tuareg-Rebellenkoalition CSP (Cadre Stratégique Permanent) berichtet von acht getöteten Schulkindern, die beim Spielen während der Pause getroffen worden seien, einem getöteten Lehrer und sechs Toten bei der Bombardierung eines Treffens von „Würdenträgern“ in der Nähe. Sie seien Opfer von Drohnen türkischer Herstellung geworden. Malis Armee bestätigt die Angriffe, sagt aber, sie hätten „Terroristen im UN-Camp“ ausgeschaltet.

Laut Beobachtern, die Foto- und Videoaufnahmen ausgewertet haben, schlugen die Drohnen zwischen der ehemaligen UN-Blauhelmbasis in Kidal und einer benachbarten Schule ein. Die UN-Mission in Mali (Minusma) hatte ihr Camp in Kidal am 31. Oktober aufgegeben und den in der Stadt herrschenden Tuareg-Gruppen überlassen. Die einst über 12.000 Soldaten, darunter auch Deutsche, zählende UN-Mission verlässt Mali auf Wunsch der Militärregierung und soll den Abzug bis Jahresende abschließen.

Malis Regierung wirft der UNO Täuschung vor: Sie sei aus Kidal früher abgezogen als vereinbart und habe das Camp nicht ordnungsgemäß übergeben. Der für Kidal bestimmte malische Militärkonvoi habe sich am 31. Oktober noch 110 Kilometer entfernt befunden.

Wäre Malis Armee tatsächlich in Kidal eingerückt, hätte das allerdings Kämpfe mit den bewaffneten Tuareg-Gruppen in der Stadt bedeutet. Sie kontrollieren Kidal seit 2012 und vereinbarten 2015 in einem Friedensvertrag eine Autonomieregelung für Malis Norden. Die seit 2020 herrschenden Militärs erkennen das nicht mehr an; im Gegenzug haben auch die Tua­reg-Gruppen wieder zu den Waffen gegriffen. Mit den Luftangriffen auf Kidal ist eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Chaotischer Abzug der UN-Mission

„Die Schlacht um Kidal hat begonnen“, kommentierten am Mittwoch regierungstreue Medien in Mali und spekulierten, nun komme die Bodenoffensive. Am Mittwochvormittag soll es neue Drohnenangriffe gegeben haben. Das Tuareg-Bündnis CSP warf in seiner Erklärung „Malis terroristischer Junta“ eine „gezielte ethnische Säuberung“ mittels russischer Wagner-Kämpfer und türkischer Drohnen vor und rief die Bürger des Nordens von Mali, den sie „Azawad“ nennen, zur „Generalmobilmachung an allen Fronten, um sich endgültig des institutionalisierten Terrorismus auf unserem Territorium zu ent­ledigen“.

Der UN-Abzug aus Kidal gestaltet sich in dieser Situation abenteuerlich. Eine Woche brauchten die 850 zumeist von Tschad entsandten Blauhelme ab dem 31. Oktober für die hochgefährliche Landstrecke von Kidal ins 350 Kilometer entfernte Gao, wo das deutsche Bundeswehrkontingent der Minusma gerade die letzten Koffer packt.

In der Region zwischen Gao und Kidal sind UN-Blauhelme in der Vergangenheit Ziel zahlreicher Angriffe islamistischer Terrorgruppen gewesen. Eine Evakuierung auf dem Luftweg oder auch nur Luftaufklärung, um potenzielle Angreifer frühzeitig zu erkennen, hatten Malis Behörden der Minusma aber nicht erlaubt. So wurde der Konvoi sechsmal mit Sprengsätzen angegriffen und es gab 26 Verletzte, die dann doch per Hubschrauber evakuiert werden mussten. Da die UNO auch keine zusätzlichen Lastwagen nach Kidal bringen durfte, mussten die Blauhelme die gesamte Campeinrichtung zurücklassen. Die ist nun, soweit sie nicht vorab zerstört wurde, in Rebellenhand.

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