piwik no script img

Turbulenzen nach Thomas-Cook-PleiteStaat soll Condor helfen

Der Bund prüft nach dem Thomas-Cook-Crash Hilfe für die Fluglinie Condor. Hessen ist dafür, Verbraucherschützer und Gewerkschafter auch.

Heben trotz Pleite der Muttergesellschaft weiter ab: die 58 Maschinen der Fluglinie Condor Foto: reuters/Fabian Bimmer

Berlin taz | Das Land Hessen würde die Hälfte eines Überbrückungskredits in Höhe von 200 Millionen Euro für den in Turbulenzen geratenen Ferienflieger Condor tragen. Das teilte der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) mit. Die Bundesregierung prüft zurzeit, ob sie Condor unter die Arme greift. „Die Entscheidung fällt in den nächsten Tagen“, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Einer Finanzhilfe für das Unternehmen müssten auch das Bundesfinanz- und das Bundesverkehrsministerium zustimmen.

Die im hessischen Kelsterbach ansässige Airline Condor droht in den Sog der Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook zu geraten. Während Thomas Cook den Geschäftsbetrieb eingestellt hat, fliegen die 58 Maschinen von Condor weiter. Auch Tickets werden verkauft. Zurzeit sind rund 240.000 PassagierInnen mit der Fluglinie ins Ausland gereist. Die Linie beschäftigt 4.900 Leute.

Um Zahlungsengpässe zu verhindern, hat das Unternehmen einen staatlich verbürgten Übergangskredit beantragt. „Condor hat über die letzten Jahre positive Ergebnisse erwirtschaftet und bewiesen, dass wir uns ausgezeichnet im Markt behaupten können“, sagte Condorchef Ralf Teckentrup. „Das unterscheidet uns von Fällen wie Air Berlin und Germania.“ Die beiden deutschen Fluglinien sind aufgrund ihrer desolaten wirtschaftlichen Lage pleitegegangen – befördert durch den harten Preiskampf in der Branche. Air Berlin hatte Finanzhilfen vom Staat bekommen. Die wurden trotz der Geschäftsaufgabe zurückgezahlt, finanziert aus der Insolvenzmasse. „Air Berlin hat den Kredit getilgt“, sagte der Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Nur ein Teil der Zinsen stehe noch aus.

Der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, hat an die Bundesregierung appelliert, Condor zu unterstützen. Auch die Gewerkschaft Ufo, die die Interessen des Kabinenpersonals vertritt, fordert das. „Wichtig ist jetzt, dass Kunden und Lieferanten das Vertrauen in die Condor behalten“, sagte die Ufo-Vorsitzende Ufo Sylvia De la Cruz. Die Gewerkschaft hofft, dass Condor als eigenständiges Unternehmen am Markt bleibt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der Kredit an Air Berlin wurde nach der Insolvenz gewaehrt und daher bevorzugt getilgt. Condor moechte offenbar einen Kredit fuer das normale Geschaeft. Ein wichtiger Kunde ist aber gerade weggebrochen. Und bei den Fluegen von Thomas Cook Kunden hat das Condor Management anscheinend auch Inflexibilitaet gezeigt und diese nicht gegen einen moderaten Flugpreis mitgenommen.

  • Haben wir jetzt eigentlich eine kapitalistische, freie Marktwirtschaft oder eine kapitalistische Diktatur? Schüttet Condor in Zukunft alle überschüssigen Gewinne an den Staat aus? Ein weiteres Mal die 'to big to fail'-Nummer.

    • @Hampelstielz:

      Ähnliches fragte ich mich im vorigen Jahr, als der Bauernverband mal wieder wegen dürrebedingter Ernteausfälle staatliche Hilfe forderte: „Eine Milliarde Euro wäre wünschenswert, um die Ausfälle auszugleichen“! Mich (als Nicht-Bauern) wundert, weshalb noch niemand auf die Idee gekommen ist, in Jahren mit Rekordernte die Hilfsgelder zurückzuzahlen.

  • Wieso nicht die 100 Millionen Euro in Bahn, ÖPNV, Fahrradinfrastruktur stecken? Aber wie hieß noch gleich ein Spruch auf einem Demoplakat? Der ging in etwa so: "Wäre das Klima eine systemrelevante Bank, so wäre es längst gerettet worden."