piwik no script img

Türkische Polizei unter DruckSelbstmorde unter Einsatzkräften

Die Gewerkschaft der türkischen Polizei klagt über Dauereinsätze wegen den anhaltenden Protesten gegen die Regierung Erdogan.

Bis zu 120 Stunden am Stück seien Polizisten im Einsatz Bild: reuters

ISTANBUL dpa | Die türkische Polizeigewerkschaft hat die Einsatzbedingungen bei andauernden Protesten gegen die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert. Sie beklagt eine Überlastung der Beamten.

Sechs Polizisten hätten bereits Selbstmord begangen, zitierten türkische Medien am Sonntag Faruk Sezer, den Vorsitzenden der Gewerkschaft Emniyet-Sen. Die Beamte seien zu 120 Stunden langen Dauereinsätzen auf den Straßen gezwungen worden.

Die Gewalt gegen Demonstranten resultiere auch aus der Gewalt, die die Polizisten selbst erfahren, sagte Sezer. Seine Gewerkschaft sammle Material, um Gerichtsverfahren gegen den Dienstherrn anzustoßen. Wegen der unverhältnismäßig brutalen Einsätze gegen Demonstranten ist die türkische Regierung international kritisiert worden.

Emniyet-Sen war im vergangenen Jahr gegen den Widerstand der Polizeiführung gegründet worden und hat nach eigenen Angaben vom April dieses Jahres mehr als 7000 Mitglieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • PM
    Polizei muss so zuschlagen ?

    Dann sollen doch die Polizisten statt auf ihre Landsleute einzuprügeln, ihre Uniformen wegwerfen und auch Steine schmeißen, nicht sich selber töten.

     

    Schlagen die Polizisten so hart zu weil sie scharf gemacht wurden mit angekündigten Belohnungen, oder haben die Angst um ihren Job, wenn sie das Ganze nicht endgültig und schnell beenden ?

  • RB
    Rainer B.

    @ Ein Türke

     

    "Capulcu" (Plünderer) nennt Erdogan die Demonstranten abfällig. Mag ja sein, dass es im Gezi-Park irgendwas zu plündern gibt, aber darum geht es nun wirklich nicht. Es geht um einen Interessenskonflikt, den man nicht mehr einfach so wegreden kann.

     

    "Teile und herrsche", ist keine demokratische Option, sondern das uralte Motto der Alleinherrscher. Hier die bösen "Capulcu", da der brav arbeitende Türke. Bei Ihnen hat diese Hetze anscheinend schon funktioniert. Kommt mir alles irgendwie bekannt vor aus Deutschland.

     

    @ Emre

    Wie sollte Erdogan einen EU-Beitritt als "Erfolg" verkaufen, wo doch die Mehrheit der Türken längst gemerkt hat, dass die EU eine Mogelpackung ist?

    Mir scheint, Erdogan und Merkel sind sich da insgeheim sehr einig, dass es diesen Beitritt in absehbarer Zeit nicht geben wird. Vor 20 Jahren hätte das noch Sinn gemacht, aber heute!?

  • B
    bull

    @von eın Türke:

    von eınem anderen Türken:

    Ach ja?

    Schade ich würde zu gerne sehen wie lange sich dıe Türkei ohne dıe EU auf den Beinen halten könnte.Aber es wird ja leider nicht zu einem Boykott kommen.Vor allem die AKP Menschlein würden zu viel Geld verlieren.

  • H
    Horst

    Da könnten sich die deutschen Polizeigewerkschaften mal ein Stück von abschneiden. Aber ich habe den Eindruck: hierzulande lassen die Polizisten ja eh fast alles mit sich machen ...

  • ET
    Ein Türke

    Es wird alles durcheinander gemischt.Von den Capulcu (yeniceri)als Volk zu reden, hat mit Realität zu tun. Wenn paar Kinder lärm machen, heißt ja nicht. Selbst Morde ist bei der Polizei und Militär war und ist heute Aktuell aber es hat mit den Ereignisse in Istanbul nicht zu tun. Bei der Polizei und Militär herschte immer schon faschistische Struckturen. Besonderes in der Militär werden die junge Leute würdelos behandelt. Also nochmal, für die Türken phobie, wie jeder weist Erdogan versucht seit Jahren bei der Polizei und bei der Militär diese kriminelle Struckturen zu brechen. Deshalb ist es langjährige Prozesse gegen den Generale. Es gibt noch viele Richter, die Tiefstaat gehören und verweigeren Generale zu klagen. Türkei würde ich auch kommplett boykotieren aber nicht aus dem Grund wie der "von Boykott" sondern weil ich von EU nicht halte. Die Türken sind zu schade für eine undemokratische Gebilde wie EU. Was hat EU mit Demokratie zu tun, Da haben wir von EU über % 50 der spanischen jugendliche sind Arbeitslos geschweige von Griechenland und andere EU Länder. Na ja ihr kennt schon alles.

  • E
    Emre

    @Boykott Ich muss schmunzeln bei dem Kommentar das die Türkei nicht in die EU soll. Weshalb sollte die Türkei denn beitreten wollen? Viel Spaß mit der Schuldenkrise und den Staaten die ständig Milliarden brauchen die sowieso wieder versickern.

     

    Zudem wäre die Türkei längst EU-Mitglied geworden wenn Amerika und die anderen Marionettenstaaten nicht zu dem Putsch von 1980 gedrängt hätten. Außerdem möchte genau Erdogan den EU-Beitritt unter seiner Amtszeit erreichen um nicht gestürzt zu werden, damit er einen "Erfolg" vorzeigen kann.

  • RB
    Rainer B.

    Wer sein eigenes Volk gegeneinander aufhetzt, hat früher oder später verschissen!

  • B
    Boykott

    Türkei komplett boykottieren, selbstverständlich keine Aufnahme in die EU.

  • W
    wott

    "Die Gewalt gegen Demonstranten resultiere auch aus der Gewalt, die die Polizisten selbst erfahren"? Heulsusen!