Türkisch-griechischer Streit: Mittel zum Krieg
Griechenland, die Türkei und Zypern streiten um Gasvorkommen im Mittelmeer. Dabei braucht diese niemand wirklich.
W enn die Zeiten schlecht aussehen, dann träumt es sich besonders schön von Reichtum, Wohlstand und Macht. Im östlichen Mittelmeer verwandeln sich solche Träume gerade in Albträume. Scheinbar geht es um Gas, das unter dem Meeresboden schlummert. Das Versprechen auf einen daraus folgenden Geldsegen lässt gleichermaßen Griechen, Türken, Zyprioten und weitere Anrainer hoffen. Ob es jemals eingelöst werden kann, wissen nur die Götter.
Die Träume sind es, die in der jüngsten Eskalation am Mittelmeer zum Vehikel machtpolitischer Avancen geworden sind, mit denen die Türkei ihren Einfluss vergrößern will. 200 Seemeilen ins Meer hinaus reicht die „ausschließliche Wirtschaftszone“, in der nach dem Seerechtsabkommen der Vereinten Nationen das jeweilige Land Bodenschätze fördern darf. Fast 170 Staaten haben diesen Vertrag unterzeichnet, darunter Griechenland und Zypern. Die Türkei nicht. Die Regierung in Ankara meint stattdessen, aus der Länge ihrer Küste Ansprüche ableiten zu können. Diese Auffassung hat die Türkei ziemlich exklusiv. Sie bedeutet, dass die anderen Anrainerstaaten beim Run ums Gas fast leer ausgehen würden.
Doch eine Rechtsauffassung ist das eine, ihre Durchsetzung eine andere Frage. Die Türkei hat neben Forschungs- auch Kriegsschiffe entsandt, um ihre Ansprüche zu verdeutlichen. Griechenland mobilisiert seinerseits Teile der Marine. Nationalismus greift um sich. Frankreich kündigt an, Griechenland und Zypern zu unterstützen.
Kein Mensch benötigt derzeit Gas vom Mittelmeer. Es ist unklar, ob sich dessen Förderung jemals rentiert. Es existiert kein Grund dafür, ausgerechnet jetzt nach dem Gas zu suchen. Ankaras Eskalationskurs soll offenbar nur von den schweren Wirtschafts- und Finanzproblemen im eigenen Land ablenken, unter denen die Bevölkerung leidet. Aber es hat schon geringere Gründe dafür gegeben, dass Länder in einen Krieg geschlittert sind, den sich eigentlich niemand gewünscht hatte. Die EU-Außenminister sind dringend gefordert, für eine Deeskalation zu sorgen.
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