Türkei entdeckt Erdgasfeld: Energie für 20 Jahre
Erdoğan verkündet den Fund von 320 Milliarden Kubikmeter Erdgas im Schwarzen Meer. Auch im Mittelmeer will er weitersuchen lassen.
„Unverhofft hat Gott uns eine Tür geöffnet“, sagte Erdoğan und nahm dann auch Bezug auf den Streit um die mögliche Erdgasausbeute im Mittelmeer. Trotz der Proteste der EU und der aggressiven Haltung von Griechenland werde man auch im Mittelmeer die Suche nach Erdgas fortsetzen.
Erdoğan pries den Fund im Schwarzen Meer als großen nationalen Erfolg an. In der Vergangenheit hätten immer ausländische Unternehmen im Auftrag der Türkei gesucht und nie etwas gefunden. Ab 2017 hätte man dann eigene Schiffe einsetzen können. Die Türkei verfügt aktuell über drei Schiffe, die Probebohrungen in mehr als tausend Metern Tiefe unter dem Wasser vornehmen können, und über zwei weitere Forschungsschiffe für seismische Messungen am Meeresboden.
Das Bohrschiff „Fatih“ habe in den letzten Jahren insgesamt 10 Probebohrungen vorgenommen. Die neunte Bohrung hätte den Erfolg gebracht. Schon in drei Jahren soll das erste Gas aus der Meer fließen. Berat Albayrak, Finanzminister und Schwiegersohn Erdoğans, frohlockte: Zukünftig werde man nicht mehr über das Außenhandelsdefizit der Türkei reden, sondern „nur noch über unsere Überschüsse“.
Gasfund in wirtschaftlich schweren Zeiten
Sollte sich der Fund tatsächlich in dem Umfang bestätigen, käme er für den angeschlagenen Präsidenten zu rechten Zeit. Bei der Rohstoffausbeute im Mittelmeer hat Erdoğan eine große Koalition der übrigen Anrainerstaaten gegen sich. Bis es dort tatsächlich zu konkreten Ergebnissen kommen kann, wird noch viel Zeit vergehen.
Den Erfolg braucht Erdoğan aber jetzt, weil die türkische Wirtschaft vor dem Zusammenbruch steht und der Wert der türkischen Lira gegenüber dem Dollar und dem Euro bedrohlich abnimmt. Allein die Spekulation um die Gasvorräte im Schwarzen Meer haben erstmals seit Wochen den Lira-Kurs wieder steigen lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Im Gespräch Gretchen Dutschke-Klotz
„Jesus hat wirklich sozialistische Sachen gesagt“