Trumps späte Reaktion zu Charlottesville: Rassismus ist jetzt doch böse
Erst am Montag hat sich US-Präsident Donald Trump klar von der rechtsextremen Gewalt in Charlottesville distanziert. Auch dafür hagelt es Kritik.
Laut einem Bericht der New York Times soll Medienmogul Rupert Murdoch bereits vor der Gewalt in Charlottesville Trump aufgefordert haben, seinen Chefstrategen zu feuern. Der US-Präsident widersetzte sich demnach nur halbherzig Murdochs Rat. Gleichzeitig habe er sich enttäuscht über Bannon geäußert. Stabschef John Kelly soll demnach gewarnt haben, er werde die Intrigen im Weißen Haus nicht weiter dulden.
Bannon, der rechtsnationalistische ehemalige Chef des Portals „Breitbart News“, gilt als einer der Köpfe hinter den Machtkämpfen im Weißen Haus. Bannons einstiges Internet-Portal soll zum Erstarken der antisemitischen und rassistischen Alt-Right-Bewegung beigetragen haben.
Trump hatte erst mit zwei Tagen Verspätung die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) verurteilt. Rassismus sei böse, sagte Trump am Montag im Weißen Haus. Diejenigen, die im Namen des Rassismus Gewalt ausübten, seien „Kriminelle und Schläger“, einschließlich des Ku-Klux-Klan, der Neo-Nazis und anderer Hassgruppen. Trump hatte nach den Ausschreitungen am Samstag zunächst lediglich von Gewalt „auf vielen Seiten“ gesprochen, was auch in seiner eigenen Partei auf massive Kritik gestoßen war.
In der Universitätsstadt Charlottesville 180 Kilometer südwestlich von Washington hatten sich am Wochenende mehrere hundert zum Teil bewaffnete Rechtsextreme, Anhänger der Terrororganisation Ku-Klux-Klan und Neo-Nazis zu einem Fackelzug und zu Kundgebungen versammelt. Zahlreiche Menschen wurden bei Zusammenstößen mit Gegendemonstranten verletzt. Eine 32-jährige Frau kam ums Leben, als ein Pkw offenbar gezielt in Gegendemonstranten raste. Der Fahrer wurde verhaftet. Laut Medienberichten kommt er aus der rechtsextremen Szene. Zwei Polizisten starben beim Absturz ihres Hubschraubers, der wegen der Lage in Charlottesville im Einsatz war.
„Rassistisch und bigott“
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, begrüßte Trumps Statement vom Montag. Es sei richtig, dass der Präsident „die Vorfälle als genau das klassifiziert hat, was sie waren – rassistisch und bigott“.
Dass Präsident Trump unmittelbar nach den Ausschreitungen nicht explizit den Rechtsextremismus verurteilt hatte, sorgte für heftige Empörung in den USA. Die Gewalt sei nicht von „vielen Seiten“ ausgegangen, worden, erklärte der Justizminister von Virginia, der Demokrat Mark Herring, sondern von Rassisten. Die Bürgerrechtsorganisation „Southern Poverty Law Center“ kritisierte Trumps „leere“ Aussage.
Auch Kirchen meldeten sich zu Wort. Der Bischofsrat der mehrheitlich schwarzen African Methodist Episcopal Kirche verurteilte „Hassverbrechen“ und Terrorismus in Charlottesville. Trump hätte von Anfang an den rassistischen Hintergrund der Vorfälle ansprechen müssen. Der katholische Kardinal Charles Chaput bezeichnete Rassismus als „Gift für die Seele“. Rassismus sei die „Erbsünde der USA“, die nie ganz verheilt sei.
Baptistenprediger Franklin Graham hingegen verteidigte Trump. Es sei absurd, dem Präsidenten Schuld zu geben. Trumps Gegner wollten Trump „für alles verantwortlich machen“, schrieb Graham auf Facebook. Schuld an derartigen Beschuldigungen sei „das Böse in den Herzen“.
Anlass der Demonstration war die vom Stadtrat von Charlottesville angeordnete Entfernung einer Statue von General Robert E. Lee, der im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) die Südstaaten angeführt hatte. Der Süden kämpfte für den Erhalt der Sklaverei.
Der ehemalige Ku-Klux-Klan-Anführer David Duke erklärte bei der Kundgebung, die Teilnehmer seien „gekommen, um die Versprechen von Donald Trump zu erfüllen“. Trump sei gewählt worden, „weil er gesagt hat, dass er uns unser Land zurückgibt“.
Wirtschaftsführer kehren Trump den Rücken
Unterdessen verliert Donald Trump weiter an Rückhalt unter wichtigen Wirtschaftsführern des Landes. Nachdem sich bereits viele Konzernchefs nach seinem umstrittener Einreisestopp für Muslime und der Abkehr vom Klimaabkommen von Trump abgewendet hatten, zogen jetzt weitere Unternehmenslenker ihre Konsequenzen aus seiner Reaktion auf rechtsextreme Gewalt in der US-Stadt Charlottesville.
Nach dem Rücktritt des Merck & Co-Chefs Kenneth Frazier am Montag folgten jetzt die Unternehmenslenker von Intel und Under Armour, Brian Krzanich und Kevin Plank. Die beiden Vorstandschefs teilten ihren Rückzug aus einem Gremium, das den Präsidenten in Industriefragen („American Manufacturing Council“) berät, mit.
Intel-Chef Krzanich schrieb im Firmen-Blog, dass er mit dem Schritt den Blick auf den „ernsthaften Schaden“, den das politische Klima anrichte, lenken wolle. „Ich trete zurück, weil ich Fortschritte machen möchte, während viele Leute in Washington mehr damit beschäftigt zu sein scheinen, jeden zu attackieren, der nicht mit ihnen übereinstimmt.“ Plank teilte auf Twitter mit, dass er „sein Land und seine Firma liebe“ und sich nun ganz auf „die inspirierende und vereinende Kraft des Sports“ konzentrieren wolle.
Der Afroamerikaner Frazier hatte seinen Rückzug via Twitter begründet: „Ich fühle mich verantwortlich, Stellung gegen Intoleranz und Extremismus zu beziehen.“ Trump attackierte den Merck-Chef und das Unternehmen auf Twitter scharf. Der Pharma-Manager habe nun mehr Zeit, die Wucherpreise für Medikamente zu senken.
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