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Trumps jüngste AusfälleScheußlichster Wahlkampf steht an

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Trumps Attacken gegen Minderheiten werden giftiger. Den Demokraten steht, wollen sie ihn wirklich loswerden, eine schwierige Gratwanderung bevor.

Hat sich schon heißgeredet für den Wahlkampf Foto: ap

D ie Intensität und Geschwindigkeit, mit der Donald Trump Gift versprüht und sein Land spaltet, steigt. Soeben hat er binnen weniger Tage Millionen von ImmigrantInnen mit der Androhung von „Massenrazzien“ in Angst und Schrecken versetzt; hat rassistische Attacken gegen vier Frauen gestartet, die erst vor wenigen Monaten mit soliden Mehrheiten in den US-Kongress gewählt worden sind; und hat angekündigt, dass er das Asylrecht an der Südgrenze de facto abschaffen will.

Dass Trump rassistisch vorgeht, ist nicht grundsätzlich neu. Er hat seine komplette politische Karriere mit Rassismus bestritten: von den ganzseitigen Zeitungsanzeigen, die er 1989 in New York schaltete, um die Todesstrafe für fünf schwarze Jugendliche zu verlangen, die fälschlicherweise der Vergewaltigung angeklagt worden waren, über die jahrelange Lügenkampagne gegen den angeblich im Ausland geboren und muslimischen Barack Obama bis hin zu einem Wahlkampfauftakt, bei dem Trump Mexikaner als Vergewaltiger, Kriminelle und Dealer bezeichnete.

Trump ist politisch stark geworden, weil er die tief sitzenden alten Ressentiments sowie die Verlustängste weißer Nationalisten erkannt und für sich genutzt hat. Und er macht deutlich, dass er davon auch nicht abrücken wird. Er will wiedergewählt werden. Rückblickend erscheint sein erster Wahlkampf aber schon geradezu idyllisch. Denn damals war er nichts weiter als ein New Yorker Spekulant, der sich wichtig machte. Heute sitzt er an den Schalthebeln der Macht, kann ungleich größeren Schaden anrichten.

Auf Trumps Verbalgetöse folgen nicht unbedingt Taten: Die Massenrazzien fanden bislang nicht statt; die vier Abgeordneten konterten Trumps Tiefschläge brillant und steigerten dadurch ihre Popularität; und über die Zukunft des Asylrechts an der Südgrenze müssen demnächst Gerichte entscheiden. Aber der Schaden ist dennoch riesig: eingeschüchterte ImmigrantInnen, abgewiesene AsylbewerberInnen, keine Aussicht auf eine Einwanderungspolitik.

Die Hoffnung liegt auf der Straße

An seiner Basis von weißen Nostalgikern der alten Verhältnisse kommt Trumps Rhetorik dennoch ungebrochen gut an. Und von der Republikanischen Partei ist kein Korrektiv zu erwarten. Sie ist eine Partei von UmfallerInnen geworden, die sich komplett dem Mann hingegeben hat, den sie noch vor wenigen Jahren als Präsidenten verhindern wollte.

In den USA steht in den nächsten 16 Monaten der scheußlichste Wahlkampf seit Menschengedenken bevor. Der Amtsinhaber ist bereit, sein großes Repertoire von Hetzen über Spalten und Aufwiegeln bis hin zu Beleidigungen, Rassismus und Kriegsdrohungen einzusetzen. An der Südgrenze ist eine Intensivierung der humanitären Katastrophe zu erwarten. Und in Washington gibt es kaum ein Gegengewicht.

Die Hoffnung für eine andere Zukunft liegt auf der Straße, wo Millionen gezeigt haben, dass sie bereit sind, die Demokratie zu verteidigen, sowie bei neuen jungen Abgeordneten wie den von Trump attackierten vier Frauen. Sie haben verstanden, dass sie Trump einen Gefallen täten, wenn sie mit Gegenattacken reagierten. Statt in diese Falle zu tappen, verfolgen sie unbeirrt die politischen, sozialen und ökonomischen Projekte, für die sie gewählt worden sind.

Die Demokratische Partei wäre gut beraten, von dieser Souveränität und diesem Selbstbewusstsein ihrer jungen Linken zu lernen. Wenn sie Trump wirklich loswerden will, steht ihr eine schwierige Gratwanderung bevor: Sie muss Verfassungsbrüche des Präsidenten sowie seine Angriffe auf die Demokratie ablehnen. Aber sie darf sich nicht im Austausch von Attacken mit ihn verschleißen. Stattdessen muss sie an ihren eigenen politischen Alternativen für eine Zeit nach und ohne Trump arbeiten.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • In den USA steht ... der scheußlichste Wahlkampf seit Menschengedenken bevor Der Amtsinhaber ist bereit sein großes Repertoire von Hetzen über Spalten und Aufwiegeln bis hin zu Beleidigungen, Rassismus und Kriegsdrohungen einzusetzen. An der Südgrenze ist eine Intensivierung der humanitären Katastrophe zu erwarten."

    Stimmt vermutlich alles-bis auf einen punkt:"kriegsdrohungen " sind bei den meisten seiner wähler*innen eher nicht geeignet seine popularität zu erhöhen.meine prognose ist daher,dass diese in der phase des wahlkampfes nun leiser und seltener werden.

    im übrigen bleibt nur zu wiederholen was Ich schon oft gesagt habe:grosse staaten sollten keine direkt oder quasidirekt gewählten präsident*innen haben.denselben rat habe Ich auch den russ*inn*en und den franzo*e*s*inn*en gegeben ,denn auch wenn Ich das seltener und nicht so laut und deutlich sage missfällt mir auch vieles was Wladimir Putin Emmanuel Macron tun..



    es ist niemals klug einem einzelnen menschen zu viel macht anzuvertrauen und in einer demokratie ist es sogar besonders unklug



    es gäbe sicher weniger kriege wenn es weniger direkt oder quasidirekt gewählte präsident*innen gäbe auch die gefahr der schleichenden oder plötzlichen transformation einer demokratie in eine diktatur sinkt wenn die präsidialverfassung abgeschafft wird.



    eine konstitutionelle monarchie ist besser und Ich empfehle den amerikaner*innen daher ihre unabhängigkeitserklärung zu widerrufen und die britische königin zu ihrem staatsoberhaupt zu machen.

    wenn sie bereit wären noch zwei weitere gute ratschläge anzunehmen würde Ich ihnen raten die wahlkämpfe künftig staatlich zu finanzieren und private wahlkampfspenden zu verbieten



    oder eng zu begrenzen



    und das einfache mehrheitswahlrecht durch das verhältniswahlrecht oder das absolute mehrheitswahlrecht zu ersetzen

    und wenn sie frieden wollen müssen sie ihre dafür viel zu grosse söldnerarmee durch eine kleine wehrpflichtigenarmee ersetzen



    die für die landesverteitigung ausreicht

  • Christoph Schlingensief erklärte 1997: "Wenn ich sage "Tötet Helmut Kohl", bewahre ich ihn davor, weil ich das Bild ausspreche."



    www.spiegel.de/spi...gel/d-8810997.html



    1998 wurde Kohl abgewählt.



    Wo ist der Schlingensief Amerikas?

  • Trump macht wieder seine Dehnungsübungen. Diesmal hebt er den rechten Arm noch ein Stück weiter nach oben.

  • Ich fürchte fast, dass es für „die Demokratische Partei“ der USA nicht so ganz einfach werden wird, dem guten Rat Dorothea Hahns zu folgen. Sich ein Beispiel zu nehmen an Leuten, die eben nicht in jede von Trump & Co. aufgestellten Fallen tappen, sondern lieber unbeirrt, souverän und selbstbewusst jene politischen, sozialen und ökonomischen Projekte verfolgen, für die sie gewählt worden sind, dürfte sogar vergleichsweise schwer werden für „die Demokraten“. Schließlich sind auch sie Bürger eines Landes und Kinder einer Zeit, die nicht nur Republikaner geprägt haben.

    „Nostalgiker[] der alten Verhältnisse“ und „UmfallerInnen“, die sich um privater Privilegien willen selbst solchen Leuten „hin[]geben“, die sie noch Tage zuvor bekämpft haben, gibt es in beiden Lagern. Als „Korrektiv“ scheiden diese Leute definitiv aus. Zumal auch DemokratInnen bei einer Basis ankommen müssen, die sich womöglich bloß demokratisch gibt – so lange sie es noch für opportun ansieht.

    In Washington existiert derzeit kaum ein Gegengewicht zu Trump, das ist die traurige Wahrheit. Selbst Hoffnungsträger Obama musste enttäuschen. Zu tief sitzen die Ressentiments, zu mächtig sind gewisse kulturelle Prägungen, zu groß die Defizite unter der polierten Oberfläche einer Gesellschaft, die vor allem in den oberen Etagen von Eitelkeit, Egoismus, Neid und Gier angetrieben und vom Konkurrenzgedanken zusammengehalten wird.

    Wenn es noch Hoffnung gibt für eine andere Zukunft, dann liegt sie also vermutlich wirklich da, wo Menschen noch sie selber sind, keine Abziehbilder fremder Erwartungen. Da, wo Menschen verstanden haben, dass Demokratie gut für sie ist – wenn sie denn ernst genommen wird und nicht nur Staffage bleibt. Wenn diese Leute begreifen, dass sie „das Volk“ sind, werden die USA eine Alternative zu Trump finden. So, wie sie vor vier Jahren eine zu Obama gefunden haben. Das, schließlich, ist die große Stärke Amerikas: Aus dem vermeintlichen Nichts heraus was zu kreieren.

  • Der arme Mann ! All seine grossen Worte, wie : "America first" und: "Lets make America great again" erscheinen.. durch ihren Charakter als ein "NEIN" zu den Allgemeinen Menschenrechten der U.N.O. .. wie ein politischer Hemmschuh !

  • Trump hat einfach den ganz großen Vorteil, dass er durch ständige Grenzüberschreitungen den Diskurs bestimmen kann und sich dabei für nichts zu schade ist. Und die Demokraten sind sich viel zu uneinig, um darauf nicht immer begeistert anzuspringen, dann müssen sie nämlich nicht positiv agieren. Für die Medien ist das auch ein gefundenes Fressen, sie erledigen dann den Job des Wirkungsverstärkers für Trump ganz von allein.

    Ich habe nur sehr geringe Hoffnungen auf einen Sieg der Demokraten bei den nächsten Wahlen in den USA. Trump muss einfach nur genau so weiter machen wie bisher, die Demokraten werden sich dann weiterhin nur an ihm abarbeiten und damit ein Teil von Trumps Wahlkampf werden.