Nach Trumps rassistischen Tweets: Welcome Home, Mr. President

Trump fordert progressive Abgeordnete dazu auf, die USA verlassen. Das ist rassistisch. Oder will er selbst etwa Bürgermeister in der Pfalz werden?

Blick auf den Ortskern mit dem Kirchturm der Salvatorkirche, aufgenommen am 11.01.2018 in Kallstadt (Rheinland-Pfalz).

Kallstadt: Hier könnte Trump den „Schlachter des Jahres“ wählen Foto: dpa

Das pfälzische Kallstadt ist ein beschaulicher Ort. In der Nähe von Mannheim zwischen Weinbergen gelegen, tummeln sich etwa 1.200 Einwohner in den Gassen. Besonders viel los ist hier nicht. Die Einwohner erzählen gern davon, dass Helmut Kohl hier seine Leibspeise eingekauft habe. Aus Kallstadt kommt nämlich der Pfälzer Saumagen. Tolle Geschichte. Ach ja, und die Familie Donald Trumps stammt auch von hier.

Und wenn man dem Mann, der alles dafür tut, dass der deutsche Antiamerikanismus Hochkonjunktur erfährt, beim Wort nimmt, dürfte er auch bald zwischen Marktplatz und Kirche flanieren. Denn der US-Präsident forderte jüngst, dass Menschen dorthin zurückkehren, wo sie irgendwann einmal herkamen.

Nicht etwa irgendwelche Menschen, ausgerechnet junge, erfolgreiche Politikerinnen wurden Ziel seiner flinken Wurstfinger. In mehreren Tweets forderte Trump „progressive“ Abgeordnete auf, die USA zu verlassen und in ihre angebliche Heimat zurückzukehren. „Warum gehen Sie nicht zurück und helfen dabei, die total kaputten und von Kriminalität befallenen Orte in Ordnung zu bringen, aus denen Sie gekommen sind“, schrieb er vergangenen Sonntag auf Twitter, das längst zu einer Troll-, Empörungs- und Mobbingplattform verkommen ist.

Namen nannte Trump nicht. Man muss sich ja im Falle des Falles herausreden können. Doch es ist relativ klar, dass er eine Gruppe junger, linker Frauen meinte: die äußerst beliebte New Yorker Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez und ihre Kolleginnen Ayanna Pressley aus Massachusetts, Ilhan Omar aus Minnesota und Rashida Tlaib aus Michigan. Selbstredend, dass alle vier Frauen amerikanische Staatsbürgerinnen sind. Bis auf die aus Somalia stammende Omar sind sie auch alle in den USA geboren.

Ein roter Teppich für Trump

Man kann sich jetzt natürlich wie gewohnt aufregen über die millionste rassistische Entgleisung Trumps. Oder man nimmt ihn beim Wort und rollt ihm in seiner eigentlichen Heimat den roten Teppich aus. Welcome Home, Mr President.

In Kallstadt könnte er als Bürgermeister fungieren und die Region zu alter Stärke treiben, wie damals, als die Pfalz mit einem sogenannten Ruprecht den deutschen König stellte.

Trump spricht natürlich von sogenannten „Shithole Countries“. Aber „total kaputt“ ist immer Ansichtssache. Oder wie würden Sie ein fremdes Land bezeichnen, in dem der ehemalige VS-Chef eindeutig rechtsradikale Tendenzen an den Tag legt, der Verkehrsminister am laufenden Band Milliarden in den Sand setzt, die Polizei Brutstätte für Terrorgruppen ist und die FDP nach wie vor existieren darf?

Da Trump aber sehr viel Wert darauf legt, die exakte Heimat seiner Mitmenschen zu lokalisieren, sollten wir ihn vorerst nur als Kallstädter Oberhaupt installieren. Da kann er sich dann mit so Themen wie der Wahl zur Weinkönigin oder dem „Schlachter des Jahres“-Wettbewerb beschäftigen. Mit beidem kennt er sich immerhin bestens aus.

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Juri Sternburg, geboren in Berlin-Kreuzberg, ist Autor und Dramatiker. Seine Stücke wurden unter anderem am Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater in Berlin aufgeführt. Seine Novelle "Das Nirvana Baby" ist im Korbinian Verlag erschienen. Neben der TAZ schreibt er für VICE und das JUICE Magazin.  

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