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Trumps ZollpoliitkHoffentlich nur der Anfang des Widerstands

Kommentar von Stefan Schaaf

Das Hin und Her im Zollstreit zeigt erstmals die Grenzen von Trumps Macht auf. Hohe Zölle widersprechen den Interessen seiner Klientel.

Demonstration gegen Präsident Trumps neue Politik nach seiner Rückkehr ins Amt, Minnesota, USA, 5.4.2025 Foto: Michael Siluk/ucg/getty images

T rump war gewarnt, von Anfang an: Das mit den Zöllen würde nicht so funktionieren, wie er sich das ausmale, hatten führende Wirtschaftsexperten vorhergesagt. Er riskiere steigende Preise und eine Wirtschaftskrise. Seine eigenen Wirtschaftsberater hatten mehrere differenzierte Konzepte für ihn ausformuliert, wie er auf als unfair empfundene Handelspraktiken reagieren könne, war in der Washington Post zu lesen.

Doch Stunden vor der theatralischen Zeremonie im Rosengarten habe Trump sich für eine andere Taktik entschieden, die allerdings ökonomisch wenig Hand und Fuß hatte. Trump folge nur noch seinen eigenen Instinkten, wurde dort ein anonymer Mitarbeiter zitiert: „Schlechte Nachrichten sind ihm scheißegal.“ Vergeblich hatten auch Großunternehmen versucht, vom Weißen Haus zu erfahren, worauf sie sich einzustellen hätten. Am Ende habe Trump sie doppelt so hart getroffen, wie sie für den schlimmsten Fall befürchtet hatten.

Anfang der vergangenen Woche wurde dann deutlich, wie sehr die Zölle gerade Trumps eigene Wählerklientel treffen würden: Schockiert reagierten Farmer im Mittleren Westen genauso wie führende Wall-Street-Banker. Republikanische Kongressmitglieder warnten, man werde bei den Zwischenwahlen im November 2026 die Mehrheiten in beiden Kammern verlieren.

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Und dann meldete sich auch Trumps wichtigster Unterstützer mit Kritik zu Wort: Elon Musk griff Trumps Handelsberater Peter Navarro, der sich immer für Strafzölle ausgesprochen hatte, frontal an: Navarro sei ein „Schwachkopf“. Es war abzusehen, dass die Interessen Musks irgendwann mit den Ideen Trumps kollidieren würden. Am Ende waren es die abstürzenden Kurse der US-Staatsanleihen, die Trump zum Umschwenken und zum Aussetzen der meisten Zölle für 90 Tage bewogen. Der Zinssatz, zu dem Investoren Kredite aufnehmen können, wäre sonst deutlich gestiegen. Das konnte auch ein ehemaliger Baulöwe wie Trump verstehen, der in seiner Karriere wiederholt Kredite nicht mehr bedienen konnte. Doch der Zollkonflikt mit China, dem wichtigsten Handelspartner der USA, eskaliert und sorgt weiter für Unruhe

Man kann es durchaus so sehen wie Jimmy Fallon, Gastgeber der „Tonight Show“ bei NBC. „Trump wollte wohl sagen: Ich habe gerade die Wirtschaft der USA vor mir selbst gerettet. Gern geschehen.“ In Trumps eigenen Worten klang es allerdings nicht viel besser. Er habe die Zölle ausgesetzt, „weil die Leute etwas hibbelig [„yippie“] geworden sind“.

Republikanische Kongressmitglieder warnen, man werde bei den Zwischenwahlen die Mehrheit verlieren.

Trumps erratische Politik zerschlägt bewährte Institutionen von der Wetterbehörde NOAA über den Entwicklungsdienst USAID, den Auslandssender Radio Free Europe bis hin zur Katastrophenhilfe FEMA. Er bedroht unabhängig urteilende Richter und macht Migranten zu rechtlosen Objekten seiner Willkür. Nun bedroht er auch den breiten Wohlstand und die Altersversorgung der Mittelschicht. Die Massenproteste am vergangenen Wochenende waren hoffentlich nur der Anfang des Widerstands.

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11 Kommentare

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Kommentarpause ab 17. April 2025

Liebe Kommune,

wir machen Osterpause – die Kommentarfunktion bleibt für ein paar Tage geschlossen. Ab dem 22.04.2025 sind wir wieder für euch da und freuen uns auf spannende Diskussionen.

Genießt die Feiertage 🐣🌼
  • Optimismus ist weiterhin fehl am Platz. Noch steht die gläubige - ist auch so gemeint- Trump-Gefolgschaft hinter ihrem Idol. Die negativen Folgen der Tariffpolik Trumps sind ja bei den meisten Amerikanern noch gar nicht wirklich angekommen. Nur eines ist passiert: der Benzinpreis sinkt. Und genau das ist für viele Amerikaner eine sehr positive Nachricht. Außerdem springen Trump und Vance ständig von einem Thema zum anderen. Dauernd ist Aktion. Die Leute kommen vorerst gar nicht zum Nachdenken.



    Es gibt also noch keinen Grund, Licht am Ende des trump'schen Tunnels zu sehen.

  • Offensichtlich hatte der Teil von Trumps Klientel, dem es nicht egal sein kann, ob er eine Million weniger auf dem Konto hat oder sich gerade ein Teil der Altersvorsorge in Rauch auflöst, keine Ahnung, wie Zölle wirken. Irgendwann werden sie den Schmerz spüren.

  • 1975 kommt Juliane aus Essen



    Und Singt



    Wenn du denkst du denkst



    dann denkst du nur du Denkst



    Und ich denke …. Okay!?



    Im gleichen Jahr kommt Christian aus München und schenkt mir ein dünnes Buch von Herrmann aus Calw



    Am Ende des Buches Sitz der um den es



    Meistens geht am Fluss und guckt



    Und ich denke ( okay !? bisschen Wow )



    40 Jahre später kommt Angela aus Hamburg und ich denke



    Ja ! Wir schaffen das !



    Ein Jahr später wird Georg aus Lexington



    Nicht nach seinem Film gefragt, sondern nach Donald aus New York und er Antwortet etwas irritiert, son quatscht



    Natürlich wird der nicht gewählt



    Und ich denke, na logisch nicht



    Was für eine Frage



    Wieder 2 Jahre später kommt Corona



    Aus Irgendwo



    Und ich denke, den Leuten wird zumindest Finanziell geholfen und ich denke krass Cool



    Ein Jahr später kommt Jana aus Kassel



    Und ich denke , das hat die nicht gesagt vor alle Leute



    Jetzt kommt schon wieder dieser Donald



    aus New Yorck



    Und ich denke



    Geh zum Fluss und gucke

  • Das Ganze ist ein Pokerspiel. Es wird nichts bringen, nun panisch auf jede kleine Bewegung zu schauen. Im Moment macht DT alle Protagonisten mürbe, um sie an den Verhandlungstisch zu bringen. Erst nach der letzten Runde wird offenbar, wer gewinnt.



    Protektionismus nützt im Zweifel dem Stärkeren. Und das ist in diesem Fall die USA.

  • In einer regellosen, willkürlichen Gesellschaft, in der man sich auf niemanden verlassen kann, gedeiht Faschismus und Autoritarismus am besten. Noch ist nicht gesagt, dass Trump dadurch verliert.



    Dass den Demokraten zugeneigte Bürger protestieren, auch Industrielle, die nun Gewinne verlieren, ist zu erwarten, aber ob das alles Trump Wählerstimmen kostet, (ist eigentlich erwartbar), würde ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht unterschreiben.

  • Das Problem ist, das der Schaden und das Chaos in den USA von einer Mehrheit der Amerikaner, die gewählt haben, selbstständig und ohne Zwang herauf beschworen wurde. Solange die Pre-Faschisten und deren Steigbügelhalter in der Partei der Republikaner nicht deutlich sichtbar den Zuspruch von mindestens einem Drittel ihrer Wähler verlieren wird der Wahnsinnige weiter machen und das US Regierungssystem und die Verfassung wie ein ausgebranntes Auto demolieren bis es nicht mehr reparierbar ist.

    Solange Trump und J.D.Vance weiterhin Zustimmung in großen Teilen der Bevölkerung finden wird sich nichts ändern sondern es wird schlimmer werden - insbesondere dann wenn auf Trump



    Vance als amerikanischer Präsident folgt.

    Von der Tea-Party Bewegung zum Faschismus - ob sich der amerikanische Weg in den Abgrund überhaupt noch stoppen lässt



    ist jedenfalls momentan in keinster Weise sichtbar.

  • Man sollte doch auch mal schauen was im Windschatten des Zollstreits so alles durchgesegelt ist. Amerikanische Truppen in Panama, Abkommen mit Mexico, Verringerung der Zahl der illegalen Migranten an der mexikanischen Grenze um 93% von 140.641 (2/2024) auf 8.347 (2/2025) usw.



    Ich denke mit dem Zollstreit wollte Trump nur mal das Fahrwaser ausloten. Das ist allerdings schon zuviel action für die EU-Ratspräsidentin und die deutschen Politiker. Trump schaut was geht und was nicht geht. Nicht sehr diplomatisch, aber immerhin macht er was. Im Gegensatz zu den Europäern, die sich ans gestern und vorgestern klammern wo das Leben so einfach war ("regelbasierte Weltordnung" usw).

    • @Gerald Müller:

      "...aber immerhin macht er was..." Das ist eine tolle, brandgefährliche Einstellung, die man auch so von der AfD hört. "Er macht was! Wir brauchen eine starke Hand! Endlich geht es vorwärts" Wohin? Ganz sicher weg von demokratischen Grundlagen.

  • Trump als „Parasit“ zu diffamieren, ist schon ziemlich speziesistisch und eine Beleidigung für diese Tiere.

    Denn Parasiten haben – im Gegensatz zu dem MAGA-Clown Trump – eine notwendige Funktion zur Erhaltung unseres Ökosystems. Ohne sie würde die Natur aus dem Gleichgewicht geraten.

    Tatsächlich ist unser menschliches Immunsystem auf parasitäre Reize angewiesen, um sich vollständig zu entwickeln. Studien zeigen, dass das Fehlen solcher Reize in hochtechnisierten Umgebungen mit Autoimmunerkrankungen und Allergien in Verbindung steht – ein Phänomen, das als „Hygiene-Hypothese“ bekannt ist.

    Kurz gesagt: Parasiten leisten ihren Beitrag zur Stabilität von Systemen. Bei Trump kann man das nun wirklich nicht behaupten.

    • @Ice-T:

      Mal abgesehen davon, dass Menschen als Parasiten zu bezeichnen, einen geistig nah an den Nazismus rückt. Aufpassen nicht selbst zu dem zu werden, was man bekämpfen will. Da muss man sich nicht wundern, dass "selbst in der linken Szene" Menschen dann anfällig für Antisemitismus werden, wenn man andere als Parasiten an "den guten Leuten" sieht

      de.wikipedia.org/w...%BCdischer_Parasit

  • Wer weiß ob am Ende so etwas nicht mehr den Menschen hilft als schadet:

    Wenn die Demokraten beide Kammern gewinnen und den Menschen gezeigt wird, dass solche Leute das Land an die Wand fährt, wird vielleicht schlimmeres in Zukunft verhindert.

    Man stelle sich nur vor, wenn die Regierungszeit ausreichend ruhig und positiv durchläuft und dann Vance an die Macht kommt und der Schaden der in den Instituten angerichtet wurde, weiter verfesstigt...