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Trumps DEI-Dekret hat FolgenUS-Telekom-Tochter kürzt Diversitätsinitiativen

T-Mobile stellt einige Programme zur Förderung von Vielfalt ein. Eine US-Kontrollbehörde erlaubt dem Konzern nun, einen Netzbetreiber zu übernehmen.

2021 gab es bei T-Mobile noch Unterstützung für Diversität, Gleichberechtigung und Integration. Unter Trump ändert sich das Foto: Richard B. Levine/imago

Washington taz | Die US-amerikanische Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, hat sich den Forderungen der Trump-Regierung gebeugt und ihre Diversitätsinitiativen zurückgefahren. Das geht aus einem Schreiben an den Vorsitzenden der US-Aufsichtsbehörde FCC hervor.

Die US-Behörde genehmigte T-Mobile danach die zuvor geplante Übernahme eines Glasfaser-Kabelnetzbetreibers. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Kürzungen der Initiativen zur Förderung von Diversität, Gleichberechtigung und Integration, im Englischen als DEI bekannt, und der Übernahmegenehmigung gibt, ist nicht bekannt.

T-Mobile hat sich mit seiner Entscheidung in eine immer länger werdende Liste von Unternehmen eingereiht, die seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump ihre internen Diversitätsprogramme angepasst oder ganz abgeschafft haben. Dazu zählen Autohersteller wie Ford und General Motors, aber auch andere namhafte Unternehmen wie Coca-Cola, Disney oder Google.

Trump hatte bereits im Januar ein Dekret unterzeichnet, das die Abschaffung von DEI-Initiativen innerhalb der Bundesregierung forderte. Der FCC-Vorsitzende Brendan Carr hatte daraufhin angedroht, dass die Behörde keine Übernahmen und Fusionen von Firmen genehmigen werde, die „noch immer unlautere Formen der DEI-Diskriminierung fördern“.

T-Mobile schafft Räte für Diversitätsfragen ab

In seinem Schreiben an Carr erklärte das Mobilfunkunternehmen Ende März, dass man die eigenen DEI-Programme einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen habe, um sicherzugehen, dass diese die veränderten rechtlichen und politischen Gegebenheiten reflektieren würden.

„DEI ist zu einem politisch brisanten Thema geworden, da manche es als Sanktionierung einer Vorzugsbehandlung einiger Amerikaner aufgrund unzulässiger Unterscheidungsmerkmale interpretieren“, hieß es in dem Schreiben.

Als ersten Schritt habe man die Auswahlkriterien für Lieferanten abgeändert. Auch bei der Auftragsvergabe habe T-Mobile Änderungen vorgenommen, hieß es in dem Schreiben. In beiden Bereichen gab es Diversitätsvorgaben, die nun komplett wegfallen oder stark abgeschwächt sind. Auch die vor fünf Jahren ins Leben gerufenen externen DEI-Räte zur Beratung in Diversitätsfragen mussten weichen.

Diversitätsförderung unter neuen rechtlichen Bedingungen

Trotz dieser Änderungen und Zugeständnisse an die Trump-Regierung will das Unternehmen weiterhin versuchen, Diversität innerhalb der Belegschaft und unter den Zulieferern zu fördern.

„T-Mobile ist dann herausragend, wenn seine Mitarbeiter und Lieferanten vielfältige Fähigkeiten und Hintergründe in unser gemeinsames Bestreben einbringen, das beste Mobilfunkunternehmen des Landes zu werden. Diesen Grundsätzen bleiben wir treu“, hieß es in dem von T-Mobile-Vizepräsident Mark W. Nelson unterschriebenen Brief.

Gegenüber der taz erklärte T-Mobile, dass die Veränderungen nur wenige Bereiche betreffen und die Kernwerte des Unternehmens in Bezug auf Diversität weiter bestehen bleiben würden. „Wir überprüfen unsere Programme stets, um sicherzustellen, dass sie mit unseren Werten im Einklang stehen und den gesetzlichen Bestimmungen vollständig entsprechen“, hieß es in einer Antwort der Pressestelle.

Das Ziel von Diversitätsprogrammen ist es, historisch bedingte Benachteiligungen etwa von Schwarzen oder Frauen zu bekämpfen. Republikaner und Trump sehen darin wiederum eine Diskrimination gegen andere Gruppen. Sie wollen diese Programme daher unterbinden.

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13 Kommentare

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  • Es kommt noch dicker. Laut griechischen Medien erhielten bereits in Griechenland, also in der EU, tätige Firmen, die Verträge mit der Athener US- Botschaft haben, entsprechende Aufforderungen. Ob das auch in anderen Ländern passiert, weiß ich nicht, sollte das aber um sich greifen, dann sollte Brüssel vielleicht amerikanische Unternehmen, die in Europa tätig sind, explizit zur Durchführung solcher Maßnahmen verpflichten.

  • So viele Konzerne flaggen in Deutschland den Regenbogen: Rewe, Volkswagen,.....

    Ich habe es immer für Scheinheiligleit gehalten, nicht für echte Überzeugung. Das man die Flaggen in den USA jetzt hopp hopp wieder einholt, bestätigt meine Vermutung.

  • Trump bedient den alten R#ssismus und erhofft sich dadurch eine Bemäntelung seiner Auspressung der Vielen für die Wenigen (und Parteispendenden). Shame, shame.

  • Am Ende geht es um das Geld der Shareholder. Und wenn ein Geschäftsführer nicht spurt ist er Ruck-Zuck weg vom Fenster. Von daher Verständlich aus Sicht des Managements.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Der Kotau vor Trump, also das Aushebeln der firmeneigenen Diversitätsinitiativen, war ein transaktionaler Schachzug, um die Chance auf den Erwerb des Netzbetreibers Lumos zu ermöglichen.

    Das Kalkül macht es natürlich nicht ehrenwerter. Es bleibt allerdings abzuwarten, inwieweit T-Mobile Gleichberechtigung tatsächlich wagt. Fakt ist: MAGA-Leute lauern, um jedwede mutmaßlich diversitätsfördernde Personalmaßnahme mit aller juristischen Härte anzufechten. Schon Schwarze oder Queere, die nach oben in Richtung Vorstandsetagen rücken, gelten als verdächtige „DEI hires“.

    Aber auch Progressive haben versagt. Denn es gelang es ihnen nicht, Diversity überzeugend vom Odium des Tokenismus zu befreien. Marginalisierte wurden und werden nach wie vor als Minderbemittelte behandelt und gehandelt. Viele solcher Kandidat:innen beweisen oft doppelt so viel Talent und Tatendrang wie der privilegierte Weiße, werden aber trotzdem nicht nur vom Mainstream und von Konservativen, sondern auch von Linken als Schutzbefohlene betrachtet.

    Siehe auch Dudley, Michaela (16.12.2024).„Das Diversity-Drama: USA nach Trump-Wiederwahl“: taz.de/USA-nach-Tr...ederwahl/!6054178/

  • Dass unsere Gesellschaft überhaupt solche Programme - sinnvoll oder nicht - braucht, ist schon ein Armutszeugnis. Dass Konzerne reihenweise Trumps amoralischen Hintern küssen, ist zum Kotzen.

  • Soviel dazu dass die USA ein Land der Freiheit wären mit freier Wirtschaft und free speech.

  • Es rächt sich jetzt das die Diversitätsprogramme meist ohne klare, quantifizierbare Ziele und Evaluation auskommen. Wäre Diversity wirklich so gewinnbringend für Unternehmen wie immer behauptet, müssten sich die Unternehmen doch jetzt reihenweise weigern und nicht im vorauseilenden Gehorsam die entsprechenden Regeln in Rekordzeit entsorgen.

    • @Šarru-kīnu:

      Sie haben wohl völlig überlesen, dass vom weißen Haus eindeutige erpresserische Drohungen ausgingen.



      Diversity mag ja langfristig einige Vorteile bringen, aber sehr bedeutsam - abgesehen vom Ruf als guter Arbeitgebeer- ist das nicht und schon gar nicht kurzfristig relevant.

      Jedenfall sekundär verglichen mit der Axt von Trump. Die Ansage an die Columbia Universität war komplett illegal aber jeder hat die Drohung verstanden.

      Und sagen sie jetzt nicht, Trump müsse sich an irgendwelche Regeln halten.

    • @Šarru-kīnu:

      Trump hätte das ja dennoch durchzudrücken versucht.

      Es ist zumindest plausibel, dass man aus einem größeren Pool mehr interessante Fische angelt als aus einem, der nur aus Thomas, Michael und Stefan besteht.

    • @Šarru-kīnu:

      Positive Effekte einer diversen Belegschaft können in der Praxis nur qualitativ erhoben, direkte positive Einflüsse auf Umsätze nur geschätzt werden. Das liegt im Wesen der Effekte selbst, z.B. Vorteile im internationalen Geschäft, Steigerung von Kreativität und Innovationskraft, Rekrutierung und Bindung qualifizierter Mitarbeiter, Verbesserung des Outcomes von Teamarbeit etc. Letztlich sind das firmenkulturelle Aspekte, die sich nur langfristig auszahlen und die sich nicht trennscharf von den Effekten anderer Eigenschaften und Maßnahmen beziffern lassen.



      Ich vermute, dass die Konzerne relative gelassen bleiben, da die Abschaffung der DEI-Programme nicht bedeutet, dass sie ihre Firmenkulturen ändern, die ja über die Jahre gewachsen sind und weiterbestehen.

    • @Šarru-kīnu:

      Stimmt.

      Es drängt sich der Eindruck auf, dass diese DEI-Programme nur eine Polit-Show waren.

      Erschreckend.

      • @rero:

        Hatten Sie was anderes vermutet?