Trump verhängt Zölle: Kanada und China reagieren mit Gegenzöllen
US-Präsident Trump verhängt oder erhöht Zölle auf Einfuhren aus Mexiko, Kanada und China. Die Reaktionen lassen nicht auf sich warten.
„Die Zölle. Sie sind alle startklar. Sie treten morgen in Kraft“, sagte Trump während einer Veranstaltung im Weißen Haus.
Bereits Anfang Februar hatte der US-Präsident angekündigt, die Einfuhrzölle auf Importe aus den beiden Nachbarländern deutlich zu erhöhen. Die einzige Ausnahme sind kanadische Energieimporte, diese sollen lediglich mit zehn Prozent belegt werden, um amerikanische Verbraucher vor einem Preisschock zu schützen.
Nach Gesprächen mit den jeweiligen Regierungschefs im vergangenen Monat und deren Zusagen, auf die Forderung der US-Regierung einzugehen, entschloss sich Trump, die Erhebung der Zölle vorerst zu verschieben. Doch damit ist es nun vorbei.
Handelskonflikt könnte in Nordamerika beginnen
„Es gibt keinen Spielraum mehr für Kanada und Mexiko“, erklärte Trump.
Als Grund für die Abgabenerhöhung führte der US-Präsident erneut an, dass beide Länder nicht ausreichende Maßnahmen ergriffen hätten, um den Fluss von illegalen Drogen und Einwanderern in die USA zu bekämpfen.
„Große Mengen an Fentanyl sind aus Mexiko in unser Land gelangt, und wie Sie wissen, auch aus China, von wo aus es nach Mexiko und Kanada gelangt“, sagte der Präsident.
Zudem will Trump auch die Handelsdefizite mit beiden Ländern verkleinern. Da sowohl Kanada als auch Mexiko Vergeltungsmaßnahmen angekündigt hatten, könnte dies der Beginn eines nordamerikanischen Handelskonflikts sein.
Auch Zölle auf chinesische Einführen erhöht
„Wenn Trump Zölle verhängt, sind wir bereit. Wir sind bereit mit Zöllen im Wert von 155 Milliarden Dollar und wir sind bereit mit der ersten Tranche von Zöllen, die 30 Milliarden Dollar beträgt“, sagte die kanadische Außenministerin Mélanie Joly im Anschluss an Trumps Ankündigung.
Auch aus Mexiko waren Töne des Widerstands zu hören. „Wie auch immer seine Entscheidung ausfällt, wir werden unsere Entscheidungen treffen und es gibt einen Plan, in Mexiko herrscht Einigkeit“, sagte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum am Montagmorgen.
Neben den Strafzöllen auf Güter aus Kanada und Mexiko wird die US-Regierung auch die Zölle auf chinesische Importe am Dienstag um weitere zehn Prozent erhöhen. Erst im Februar hatten die USA Einfuhrzölle von zehn Prozent auf Produkte aus China verhängt, diese verdoppeln sich nun auf insgesamt 20 Prozent.
Peking reagierte damals bereits mit Gegenzöllen in Höhe von 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA. Für Öl und landwirtschaftliche Maschinen aus den Vereinigten Staaten wurde ein Zusatzzoll von 10 Prozent verhängt.
Das chinesische Handelsministerium teilte mit, dass es auf neue Zölle mit Gegenmaßnahmen reagieren werde. Die parteinahe Staatszeitung Global Times brachte zusätzliche Zölle auf US-Agrarprodukte als einen Teil der möglichen Vergeltung ins Spiel.
Die beiden größten Volkswirtschaften drohen nun auf einen neuen Handelskrieg wie 2018 zuzusteuern, als Trump in seiner ersten Amtszeit ebenfalls mit der Verhängung von Zöllen einen Konflikt auslöste.
Die US-Aktienmärkte reagierten mit Verlusten auf die Nachricht aus Washington. Da Einfuhrzölle von Importeuren gezahlt werden und diese die Mehrkosten oftmals an die Endkunden weitergegeben, könnte dies zu höheren Preisen für US-Verbraucher führen.
Halbleiterhersteller will in USA investieren
Trump und seine Regierungsmitglieder sind derweil der Überzeugung, dass aufgrund der Bedeutung des amerikanischen Marktes ausländische Unternehmen dazu gezwungen sind, Teile ihrer Produktion in die USA zu verlagern, um die Zölle zu umgehen.
Der US-Präsident nannte den weltweit führenden Halbleiterhersteller TSMC als Beispiel für den Erfolg seiner Wirtschaftspolitik. Der taiwanesische Konzern kündigte am Montag an, in den kommenden Jahren weitere 100 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Dies sei zusätzlich zu den 65 Milliarden Dollar, die TSMC bereits während der Biden-Regierung angekündigt hatte.
Auch der japanische Autobauer Honda will laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters die Produktion seines Modells Civic vor allem wegen Trumps Zollpolitik von Mexiko in den US-Bundesstaat Indiana verlagern.
Kanadischen und mexikanischen Unternehmen aus der Automobilbranche hat Trump ebenfalls nahegelegt, ihre Produktion in die USA zu verlegen.
„Sie müssen ihre Autofabriken und andere Dinge in den USA bauen, dann fallen für Sie keine Zölle an“, sagte er.
Mehrere andere Unternehmen sollen laut der Trump-Regierung ebenfalls darüber nachdenken, ihre Investitionen in den USA zu vergrößern. Für europäische und deutsche Konzerne wird es im kommenden Monat so richtig ernst, denn dann sollen die von Trump angekündigten Gegenzölle in Kraft treten. Gemeint ist damit, dass die USA beabsichtigen, Zölle auf Importwaren zu erheben, die im gleichen Ausmaß von anderen Ländern auf US-Waren verhängt wurden.
Ein Beispiel wären Einfuhrzölle auf Autoimporte. Die USA erheben aktuell 2,5 Prozent auf europäische Fahrzeuge. Die EU verlangt im Gegensatz dazu zehn Prozent auf US-Importe. Die USA könnten daher versuchen, die Abgaben auf EU-Autoimporte ebenfalls auf zehn Prozent zu erhöhen. Der Stichtag hierfür soll der 2. April sein.
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