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Trump greift nach Grönland und PanamaDer lauteste Krakeeler

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

In erratischen Ergüssen formuliert Trump vor seinem Amtsantritt nebenbei einen neuen US-Imperialismus. Das Kauderwelsch hat leider System.

Schreit am lautesten Foto: Kevin Lamarque/reuters

E s sind noch knapp zwei Wochen bis zu seiner erneuten Amtseinführung, aber wer irgendwie vergessen hatte, wie das war mit einem Donald Trump als US-Präsident, konnte das Gefühl am Dienstag wieder aufleben lassen. Bei einer Pressekonferenz in seinem Mar-a-Lago-Anwesen schoss Trump eine Provokation nach der nächsten heraus.

Kanada solle der 51. Bundesstaat der USA werden, Grönland und den Panama-Kanal müsse man sich eventuell auch mit militärischer Gewalt einverleiben, den Golf von Mexiko werde er in Golf von Amerika umbenennen und so weiter, erratisch eingebettet in Beschwerden darüber, dass aus manchen Duschköpfen in den USA zu wenig Wasser käme, das sei wirklich nervig.

Ja, der Madman ist wieder da. Es ist Trumps Stil und Ziel, die ganze Welt zu ungläubigem Kopfschütteln zu bringen. Er wird doch nicht wirklich? Meint er das ernst? Genau diese Frage lässt er stets bewusst im Vagen, fordert wild, schließt nichts aus, kündigt nichts Konkret an und freut sich über die Schnapp­atmung, die er insbesondere bei Verbündeten der USA erzeugt. Wer der lauteste und aggressivste Krakeeler im Raum ist, bestimmt die Tagesordnung, alle anderen müssen reagieren.

Jede Maximalforderung erzeugt einen Geländegewinn

Das ist Trumps Vorstellung von den Beziehungen zu Alliierten unter der America-First-Prämisse. Es geht nicht um Vertrauen und geteilte Werte, es geht darum, dass der Stärkere, für den Trump die USA hält, sein Interesse durchsetzt – oder Trump zumindest behaupten kann, einen großartigen Deal erzwungen zu haben.

Dabei kommt es nicht darauf an, ob am Ende wirklich der Panamakanal wieder unter US-Kontrolle ist: Wenn Trump auch nur ein paar Prozentpunkte weniger Durchfahrtsgebühren für Schiffe unter US-Flagge erreichen könnte, hätte er schon gewonnen. Wenn das gelingt, wird er es als riesigen Triumph feiern, wenn nicht, wird er das Thema nie mehr ansprechen.

So einen Stil können die Verbündeten nicht akzeptieren, aber auch nicht verhindern. Der Trumpismus schockiert, deshalb funktioniert er.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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14 Kommentare

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  • Gibt es einen andren Menschen, der die Meinung so diametral ändern kann und es als schon immer so gewollt/verstanden verkaufen kann?

  • Trumps Regelbrüche beschwören viele Gefahren herauf. Eine ist, dass er die Kontrolle über die eigenen Sprüche verliert und sich gedrängt fühlt, so verrückt zu handeln, wie er redet.

    Die westliche Führungsmacht hat sich sich aus dem Kreis der berechenbaren Partner verabschiedet. Wir erleben eine zweite Zeitenwende: scienceblogs.de/ge...weite-zeitenwende/

  • Was es bringt nun zu versuchen ihn zu beschwichtigen und immer nachzugeben hat der Umgang mit Russland gezeigt.



    Trump droht einem EU-Mitglied mit Krieg.



    Das ist so und muss dann auch so behandelt werden, nicht anders als käme die Drohung aus Moskau.



    Daraus folg automatisch das der amerikanische Geheimdienst nicht mehr als befreundet zu betrachten ist - Geschäfte schließen und des Landes verweisen.



    Amerikanisches Militär ist nicht befreundet - alle Einrichtungen schließen und des Landes verweisen



    usw. Europa muss diesem Möchtegerndiktator sofort die Grenzen zeigen, nicht erst wenn wieder alles zu spät ist.



    Er pokert mit Maximalforderungen und Drohungen, also müssen wir mit den passenden Maximalkonsequenzen verhandeln.



    USA ist nicht Freund, es ist ein Staat das was von uns will.

  • Trump muss jetzt seine Schulden zurück bezahlen, bei seinen Investoren! Es geht bei Grönland und Kanada um die Bodenschätze ( Die Konzerne die Trump unterstützten warten nur auf den Startschuss um Grönland und Kanada ausbeuten zu dürfen ) und beim Panamakanal wie damals beim Suezkanal geht es um die Kontrolle zu bekommen über eminent für den Handel wichtiger Wasserwege/Route.

    Was ich viel erschreckender finde als Trump und seinen Wahn ist der Umstand das alle gerade so tun, als wenn keiner das gewusst hätte, was uns alle jetzt 4 Jahre und vielleicht darüber hinaus erwartet.

  • Ein neuer Imperialismus.



    Bei derstandard.de



    "Trump beließ es aber nicht bei Kanada. Zusätzlich, so sagte er bei der Pressekonferenz, soll unter seiner Regierung auch der Golf von Mexiko offiziell in "Golf von Amerika" umbenannt werden. Das Nachbarland der USA schlug daraufhin zurück. Die mexikanische Präsidentin, Claudia Sheinbaum, schlug vor, der Süden der USA könne doch wie auf den Weltkarten des 17. Jahrhunderts wieder "America Mexicana" heißen. "Warum nennen wir es nicht mexikanisches Amerika?"



    Wer sich darin gefällt, Regeln zu verletzten und seine Nachbarn in ihrer Souveränität infrage zu stellen, könnte seiner Wirtschaft durchaus schaden. Im Kreml und in Peking wird man ähnliche Geschichten kennen, wie die vom König Krösus:



    "Lydien unter Kroisos



    Dies war das lydische Reich mit der Hauptstadt Sardes unter Kroisos bis zum Jahr 541 v. Chr., als er es durch die Überschreitung des Halys und den Angriff gegen die Perser unter Kyros II selbst zugrunde richtete. Berühmt ist das hiermit verbundene Orakel aus Delphi, das so lautete: „Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören.“



    Bei jurclass.de



    Er zerstörte sein eigenes Reich: Orakel von Delphi fehlgedeutet.

  • "Der Trumpismus schockiert, deshalb funktioniert er."



    Die Frage, wie damit umgehen, das ist die entscheidende, geht man drauf ein hat Trump schon gewonnen, ignorieren, im Sinne von sich nicht zu rechtfertigen, kann man das medial und sollte man schon, nur die Politik kann das nicht.



    Wie geht man mit dem Schulhofkrakeler um, wenn er auch dummerweise der ist von dem man abhängig ist.... ?

    • @nutzer:

      "Der Trumpismus schockiert, deshalb funktioniert er."

      Dieser Trumpismus funktioniert weil ein Wahnhafter Präsident einen Finger auf den Atomknopf hat, der absolut im Wahn über Grönland/Kanada/Panamakanal sinniert, wo keiner genau weiß was er mit Grönland/Kanada/Panamakanal wirklich vor hat, Grönland das zu Dänemark gehört und Dänemark selbst ein Verbündeter innerhalb der Nato ist, wie krank ist das denn, der Bündnisfall der NATO gegen die USA weil die USA Grönland besetzt hat, wie kaputt ist das denn!

      Trump erinnert mich an Nero, ein Wahnhafter ungebildeter ( Desinfektionsmittel gegen Corona trinken ) völlig unberechenbarer Mensch!

  • Das was Trump passieren wird und was er stumpf, wie er ist, schlichtweg ignoriert, dass das die Chinesen ausnutzen werden, um Ländern wie Mexico, Kanada usw. näher zu kommen. Das ganz geplärre wird Trump auf die Füße fallen und der Chinese wird sich die Hände reiben. Auch Europa wird sich nach Alternativen umschauen müssen, weil die USA jetzt endgültig nicht vertrauenswürdig sind.

  • Muss Deutschland im Rahmen seiner NATO-Verpflichtungen Grönland gegen die USA verteidigen?

  • Sein imperialistisches Gelaber einfach zur Kenntnis nehmen und ins leere laufen lassen. Seine Wähler haben kein Bock auf militärische Auslandseinsätze. In vielen Interviews von Wählern wurde er als Friedensengel gepriesen. Er legt sich doch schon zusammen mit Musk mit seinem MAGA-Gefolge wegen der Aufweichung in Sachen Einwanderung von Qualifizierten an. Der kann sich auch nicht alles erlauben.

  • Ich warne dringend davor, Trump zu unterschätzen und ihn nicht ernst zu nehmen, auch wenn das, was er von sich gibt, "wirr" erscheint. Er hat nach meiner Auffassung genügend Leute um sich herum, die tatsächlich die Ziele verfolgen bzw. unterstützen, die er "hinausposaunt". Gleichwohl sollten wir nicht "hyperventilieren" und uns auch nicht ihm unterwerfen, sondern eigene Strategien entwickeln und ihm gegenüber selbstbewusst auftreten.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Zu spät. Europa ist gespalten. Es wird keine gemeinsame Antwort finden. Gerade ist Österreich weggebrochen, Italien, Ungarn, Slowakei sind schon im Putin-Trump-Lager. Demnächst folgt Frankreich. Deutschland beschäftigt sich mit sich selbst. UK ist auch schon weg. Wahrscheinlich werden das Baltikum und Skandinavien als Rest-Demokratien übrigbleiben.

      • @Katzenberger:

        Der Einwand ist absolut berechtigt. Trotzdem sollten die EU-Länder, die dazu in der Lage sind, sich zusammentun. Es kann zudem niemand einschätzen, welche Entwicklungen die von Ihnen/Dir genannten Länder nehmen werden. Ich möchte noch nicht die Hoffnung aufgeben, dass in den genannten Staaten auch wieder eine politische "Schubumkehr" stattfindet. Das hängt natürlich stark davon ab, wie die wirtschaftlichen Handlungen der USA auf die europäischen Staaten wirken werden. Aktuell hat keine*r von uns so viel Phantasie sich vorzustellen, wie sich die Welt ab dem 20. Januar gestalten wird; die Unwägbarkeiten sind bislang noch zu groß.

        • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

          Die Frage ist nicht nur wie die trumpschen Entscheidungen sich wirtschaftlich in Europa auswirken, sondern eigentlich wie wir unsere Wirtschaft steuern, um das zu kompensieren und da sehe ich das große Problem.



          Wenn dt Politiker glauben weiterhin im Innern zu sparen auf den Export zu setzen, werden die trumpschen Entscheidungen uns voll treffen.



          Wenn wir all unser Geld im Ausland verdienen wollen, dann hat Trump Macht über uns. Es ist Europa, das entscheiden kann, wieviel Macht sie Trump aber auch China gibt.