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Trump äußert sich zum WhistleblowerTrump erwägt Snowden-Begnadigung

US-Präsident Donald Trump erklärt, sich den Fall des NSA-Whistleblower Edward Snowden anzuschauen. Seinerzeit wollte er ihn noch hinrichten lassen.

Whistleblower Edward Snowden, hier per Video zu einer Konferenz in Straßburg 2019 zugeschaltet Foto: reuters

Washington dpa/taz | US-Präsident Donald Trump will eine Begnadigung des Whistleblowers Edward Snowden prüfen, der vor sieben Jahren das ausufernde Überwachungssystem amerikanischer Geheimdienste enthüllte. Er sei zwar nicht besonders vertraut mit der Angelegenheit, „aber ich werde mir das ansehen“, sagte Trump am Samstag (Ortszeit) auf eine entsprechende Frage von Reportern bei einer Pressekonferenz. Snowden bekam Asyl in Russland, wo er während seiner Flucht gestrandet war.

Die Frage an Trump kam auf, nachdem der Präsident bereits in einem jüngsten Interview der Zeitung New York Post gesagt hatte, eine Menge Leute seien der Ansicht, dass mit Snowden nicht fair umgegangen worden sei. Auch jetzt sagte Trump, es gebe unterschiedliche Meinungen zu Snowden: „Manche Leute denken, er sollte anders behandelt werden, andere denken er hat sehr schlimme Dinge getan.“

Snowden hatte im Jahr 2013 mehreren Journalisten eine Vielzahl vertraulicher Dokumente des amerikanischen Abhördienstes NSA gegeben. Das Material offenbarte ein tiefgreifendes System der Internet- und Telekommunikationsüberwachung durch US-Geheimdienste und ihre britischen Verbündeten. Während Snowden wegen Geheimnisverrats angeklagt wurde, gibt es auch in den USA die Ansicht, dass er der Gesellschaft einen Dienst erwiesen habe.

Trump selbst hatte Snowden seinerzeit als „Verräter“ bezeichnet, der „exekutiert“ werden sollte. Libertär-konservative Republikaner wie Senator Rand Paul unterstützen die Überlegungen einer Begnadigung – die für Trump wohl auch deshalb attraktiv erscheint, weil sie klar gegen die Linie der Regierung seines Amtsvorgängers Barack Obama geht.

Die Folgen von Snowdens Enthüllungen wirken bis heute nach: Erst vor wenigen Wochen kassierte der Europäische Gerichtshof zum zweiten Mal eine Vereinbarung zur Übermittlung der Daten von Europäern in die USA, weil die Informationen dort nicht ausreichend geschützt seien.

Trumps Vorgänger Barack Obama hatte 2017 am Ende seiner Amtszeit die Whistleblowerin Chelsea Manning begnadigt. Manning hatte der Enthüllungs-Plattform Wikileaks diplomatische Korrespondenz und Militärunterlagen weitergegeben. Besonders bekannt wurde ein Video, in dem Zivilisten und Reporter im Irak von US-Truppen beschossen werden.

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7 Kommentare

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  • Da wir in einer Clownwelt leben fühle ich mich genötigt auf folgendes hinzuweisen: Trump kann Snowden gar nicht begnadigen da dieser nie rechtskräftig verurteilt wurde. Nicht das dies irgendwie eine Rolle spielen würde, nur der Vollständigkeit halber.......

    Und btw: FREE JULIAN ASSANGE

    • @Tobias Schmidt:

      Danke für ihre Vervollständigung!



      Ist ein Beispiel dafür, wie wichtig und schwer es ist, Nachrichten zu verifizieren. Ich wäre auf Trumps Angebot reingefallen (ohne ihre Hintergrundinformation) … Snowden zu begnadigen… Scham überkommt mich.

  • Für mich ist Edward Snowdon ein Held. Er bewies mir, dass die USA eine offene Gesellschaft besitzen, in der man auf das Gewissen Einzelner bauen kann.



    In Russland hätte im entsprechenden Fall nicht frau, sondern ein gewisser Mann ihn längst auf die dort übliche Art verschwinden lassen, sodass kein Donald Trump mehr nach ihm gekräht hätte. Die Morde seines russischen Freundes haben vielleicht doch Donald Trump zum Nachdenken gebracht. Auch bei Mohammed Bin Salman befindet er sich in schlechter Gesellschaft. Ich vermute, er hat es bemerkt.

    • @Bernd Schlüter:

      kann ich unterschreiben !

  • "Trump selbst hatte Snowden seinerzeit als „Verräter“ bezeichnet, der „exekutiert“ werden sollte."

    Und als Beleg für diese Behauptung dient ein 4 Jahre alter taz Artikel in dem Pompeo, aktueller US Außenminister, und nicht Trump die Todesstrafe für Snowden fordert.........

    Dabei wäre es so einfach gewesen; einfach einen Blick in Trumps Twitteraccount werfen: "ObamaCare is a disaster and Snowden is a spy who should be executed-but if it and he could reveal Obama's records,I might become a major fan"



    --------- Trump Tweet, 30.10.13

    "Drain the swamp" lautet das Vorhaben. Snowden war der Erste der diesen "swamp" oder "deep state" oder "militärisch industriellen Komplex" oder wie immer man es nennen will in der modernen Form öffentlich machte.

    Deswegen ist allein aus taktischen Erwägungen eine Begnadigung Snowdens unerlässlich. Und, President Trump, wenn sie schon dabei sind: Julian Assange muss UNBEDINGT begnadigt werden.

    Snowden und Manning waren Angestellte des Staates als sie die Geheimnisse verrieten. Folglich könnte man argumentieren das sie gegen ihren Arbeitsvertrag verstießen.

    Assange hingegen war nie Staatsangestellter. Er war "nur" ein Journalist der ihm zugespielte Dokumente der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte. Nicht mehr. Daran ist nichts illegal und es ist ein beispielloser Skandal wie mit Assange verfahren wird.

  • Ich bin immer noch traurig und wütend darüber, dass kein Staat der ach so freiheitlichen und rechtsstaatlichen EU einen Finger für ihn krumm gemacht hat.

    • @tomás zerolo:

      Ich kann deine Trauer versetehen und Teile sie. Meine Frage wäre, warum hat sich die EU nicht stärker für ihn eingesetzt... ???