Trump-Besuch in Indien: Es läuft
Für die USA ist Indien ein strategisches Gegengewicht zu China. Und die Wirtschaftsbeziehungen profitieren vom Corona-Virus in der Volksrepublik.
Das Treffen Trumps mit dem indischen Premierminister Narendra Modi knüpft an dessen Besuch im vergangenen September in Texas an. Dort sprach er, unterstützt von der Kampagne „Howdy, Modi“, vor mehr als 50.000 Menschen. Im Gegenzug soll Trump jetzt als Station seiner Staatsreise das weltgrößte Cricket-Stadion in Ahmedabad eröffnen. Begleitet wird er von einer zwölfköpfigen Delegation – Etappen des Staatsbesuchs sind neben Ahmedabad die nordindische Stadt Agra und Neu-Delhi.
Doch hintergründig geht es um mehr. Ein Punkt sind die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. 2018 wurden in beide Richtungen Waren im Wert von 142 Milliarden Dollar gehandelt. Doch die Einfuhrzölle für ausländische Produkte wie aus den USA sind hoch in Indien, was für Meinungsverschiedenheiten sorgt.
Bedeutung hat auch die Verteidigungs- und Sicherheitszusammenarbeit, um Frieden und Stabilität im indisch-pazifischen Raum zu gewährleisten. Längst ist der Konflikt zwischen Indien und dem Erzrivalen Pakistan nicht abgeklungen, die vor einem Jahr zu eskalieren drohte.
An manchen Stellen ist die Partnerschaft brüchig
Für die USA ist Indien vor allem strategisches Gegengewicht zu China und dessen wachsendem Einfluss. An manchen Stellen ist die Partnerschaft trotzdem brüchig. Dennoch bleiben die USA für Indien größter Handelspartner, was Waren und Dienstleistungen anbelangt. Seit dem Ausbruch des Corona-Virus ist die Nachfrage für Produkte aus Indien, die zuvor aus China bezogen wurden, leicht gestiegen. Dies könnte den Subkontinent etwas besser dastehen lassen, als seine gefallenen Wirtschaftsprognosen vermuten lassen.
Die indische Zeitung Sunday Times beschreibt die Beziehungen zwischen Indien und den USA als so eng wie nie. So ist es unklar, ob Trump in dieser Situation, wie von manchen prognostiziert, tatsächlich unliebsame Themen wie das neue indische Einbürgerungsgesetz, den Konflikt mit dem US-Verbündeten Pakistan oder die Aufhebung der Teilautonomie Kaschmirs bei seinem 36-stündigen Besuch ansprechen wird.
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