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Treibhausgase durch Tierzucht zu hochKlimakiller Fleisch und Milch

Große Schlacht- und Milchkonzerne stoßen zu viel Treibhausgase aus, kritisiert der Verband Germanwatch. Ihre Klimabilanz sei intransparent.

Wie gut ist denn ihre Klimabilanz? – Kuh auf der Alm Foto: Karl-Heinz Sprembe/CHROMORANGE/imago

Berlin taz | Große Unternehmen der deutschen Schlacht- und Milchindustrie sind beim Klimaschutz der Umweltorganisation Germanwatch zufolge zu ambitionslos. Die Treibhausgasemissionen der jeweils 10 umsatzstärksten Schlacht- und Milchkonzerne hätten 2022 zusammen 61 Prozent des Ausstoßes des gesamten PKW-Verkehrs entsprochen, teilte der Verband am Mittwoch mit.

„Der Emissionsausstoß der insgesamt 20 Konzerne beläuft sich sogar auf das bis zu Eineinhalbfache der im selben Jahr durch PKW-Verkehr in Deutschland ausgestoßenen Emissionsmenge, wenn man zusätzlich zu den oben betrachteten Emissionen auch die entgangene Treibhausgas-Speicherleistung (Opportunitätskosten) berücksichtigt“, so Germanwatch.

Bei dieser Berechnung werde abgeschätzt, wie viel Emissionen nicht gespeichert werden, weil Flächen insbesondere für Tierfutter landwirtschaftlich genutzt werden statt mit natürlicher Vegetation ausgestattet zu bleiben oder zu werden.

Die Organisation wirft den Konzernen auch vor, allenfalls unvollständige Angaben zu den Emissionen in ihren Lieferketten zu veröffentlichen. Marktführer sind die Premium Food Group (PFG, ehemals Tönnies) und DMK Deutsches Milchkontor.

Zwar lassen sich die beiden Konzerne laut Germanwatch zunehmend auf Themen wie Klima und Nachhaltigkeit ein, dennoch bleibt bei den klimabezogenen Angaben beider Unternehmen bezüglich ihrer „Vollständigkeit, Transparenz und Kohärenz noch viel Luft nach oben“. Germanwatch weist auch darauf hin, dass bei beiden Konzernen unklar bleibt, ob sie sich ein langfristiges Ziel für Klimaneutralität gesetzt haben.

Die PFG wies auf taz-Anfrage darauf hin, dass „die weltweit anerkannte Science Based Targets Initiative (SBTi) die Klimaziele unserer Premium Food Group zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 offiziell bestätigt“ habe. Der Ausstoß von Treibhausgasen habe sich ebenfalls von 2021 auf 2023 um 17,6 Prozent reduziert.

Das DMK teilte mit, dass es in einem Sektor arbeite, der als einziger die Klimaziele einhalte. Zudem habe der Milchkonzern sein Angebot durch vegane Produkte erweitert und Verpackungsabfälle reduziert.

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7 Kommentare

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  • Das deutsche Milchkontor (DMK) ist zwar groß, aber eine Genossenschaft der Milchbauern. Konzern passt nicht.



    Grünland für Kuhfutter ist ein starker CO2 Speicher.

  • Man muss ja nicht gleich die Milch mit der Gülle ausschütten und Veganer werden. Was es braucht sind ganz klar wieder andere Ziele als die bestmögliche Milchquote, die höchste Fleischproduktion, oder den monokulturellen Gemüseanbau. Mehr Gesamtbetrachtung der biologischen Zusammenhänge und weniger Verfügbarkeits- und Massenerwartung beim Verbraucher. Da ist die ökologische Landwirtschaft mit allen Facetten eigentlich schon auf einem guten Weg - auch mit Tieren .

  • Verbot von Massentierhaltung.

  • Zitat: "Der Emissionsausstoß der insgesamt 20 Konzerne beläuft sich sogar auf das bis zu Eineinhalbfache der im selben Jahr durch PKW-Verkehr in Deutschland ausgestoßenen Emissionsmenge."



    Der Artikel lässt mich etwas ratlos zurück. Heißt das nun, dass ich eher Autofahren kann/soll anstatt Käse zu essen?

    • @Mopsfidel:

      Nein. Sie sollen weniger Autofahren und Ihr Biofahrrad nicht mit Käse betreiben.

    • @Mopsfidel:

      Man müsste datentechnisch jetzt die Menge erst jeweils auf Deutschland normieren.



      Wie wär's mit Auto nur für Strecken > 10 km und ideal mit mehreren im Wagen, Rindfleisch gar nicht und Käse ab und an?

      Ansonsten hilft ein CO2-Rechner, etwa der vom UBA.



      Vergessen wir aber nie, dass wir vor allem die falschen Anreize ändern müssen. Bald sind ja Wahlen.

  • Erster Schritt: Klimaschädliches nicht noch bezuschussen, sondern angemessen heranziehen. Das gilt für Industriefleisch, Milch, Auto, Flug, Fossilverbrennung, ...



    Das gibt finanziellen Spielraum woanders und lässt das Umsteuern beginnen.



    Deutschlands Güllepfütze wird sinnvollere Produktionen aufnehmen können.

    PS: Gemüse ist mindestens so lecker, und mehr davon soll ja auch ganz gesund sein.