Tourismus in der Krise: Reisen wir bald nachhaltiger?
Die Pandemie hat den Tourismus lahmgelegt. Viele fordern einen ökologischen Neustart. Die Internationale Tourismusbörse setzt auf Umweltbewusstsein.

Am Dienstag startete die weltweitgrößte Internationale Tourismusbörse (ITB) – zum ersten Mal online und nur für das Fachpublikum. Das Bedürfnis nach Reisen war wohl noch nie so groß wie jetzt. Vor knapp einem Jahr, hat das Auswärtige Amt wegen der Coronapandemie eine weltweite Reisewarnung für Urlaubsreisen ausgesprochen.
Wann man wieder problemlos in den Urlaub fahren kann, ist trotz der in den nächsten Wochen zunehmenden Impfstofflieferungen ungewiss. Genauso wenig ist klar, wie es nach der Pandemie weitergeht – ob die Reisebranche die Krise nutzt, um den Tourismus neu zu denken und nachhaltiger zu gestalten. Oder ob sie an ihren klimaschädlichen Geschäftsmodellen festhält und weitermacht wie bisher.
Die Welttourismusorganisation UNWTO fordert ein „nachhaltigeres Tourismusmodell, das auf sozialer Inklusion und der Wiederherstellung und dem Schutz der Umwelt basiert“. Die Widerstandsfähigkeit der Reisebranche hänge von der Fähigkeit ab, die Bedürfnisse der Menschen und des Planeten in Einklang zu bringen, heißt es in einem UNWTO-Bericht. Hoffnung gibt das Programm der diesjährigen ITB mit dem Motto „Rethink, Regenerate, Restart – Tourism for a Better Normal“. Viele Diskussionsrunden der ITB drehen sich um die Frage, wie ein nachhaltiger Neustart gelingen kann.
Länder im globalen Süden abhängig vom Tourismus
„Mehr als 100 Millionen Menschen weltweit haben ihre oft prekären Jobs in Restaurants und Hotels verloren“, sagt Antje Monshausen, Tourismusexpertin bei „Brot für die Welt“. Viele Länder im globalen Süden seien immens vom internationalen Tourismus abhängig, zum Beispiel die Malediven, Kambodscha, Thailand oder die Karibik. Diese Länder könnten sich ein „Weiter so“ nicht leisten, sagt Monshausen. „Eben weil der Tourismus ein wichtiges Standbein ihrer wirtschaftlichen Entwicklung ist, sollte die einheimische Bevölkerung stärker vom Tourismus profitieren, ohne dass ihre Lebensräume zerstört werden.“
Nach wie vor seien die Gewinne des Tourismus sehr ungleich verteilt, kritisiert Monshausen. Das meiste Geld, das ein Deutscher für eine Fernreise ausgebe, komme nicht bei den Leuten vor Ort an. Lebensmittel für das Buffet zum Beispiel würden oft importiert. „Viele Hotels haben außerdem eigene Fahrer und Boote, sodass die Taxifahrer oder Bootsbesitzer vor Ort keinen Zugang zu den Gästen haben.“
Monshausen fordert die Regierung dazu auf, Subventionen für den Flugverkehr abzubauen. Die Bevölkerung im globalen Süden leide besonders stark unter der Erderwärmung. Darüber hinaus sollten Reiseveranstalter den Klimafußabdruck einer jeden Reise transparent machen. „Die Kund*innen müssen mehr für die klimaschädlichen Folgen des Reisens sensibilisiert werden.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!