Tote bei Geiselbefreiung: Frankreich in Aufruhr
Zwei französische Soldaten sterben bei der Befreiung von in Benin entführten Touristen. Laut Regierung hätten die Touristen vorsichtiger sein müssen.
Weil die Männer französischen Erkenntnissen zufolge an eine Terrorgruppe in Mali verkauft werden sollten, griffen französische Spezialkräfte in der Nacht zu Freitag das Lager der Geiselnehmer im Norden Burkina Fasos an.
Sie fanden dort nicht zwei, sondern vier ausländische Touristen – neben den Franzosen eine US-Amerikanerin und eine Südkoreanerin, von denen niemand wusste. Zwei französische Soldaten wurden beim nächtlichen Angriff erschossen.
Benin galt als unbedenklich
In der Sahelzone breiten sich islamistische Terrorgruppen seit über zehn Jahren aus. Mali, Niger, Burkina Faso und der Norden Nigerias gelten als extrem gefährlich, Nationalparks sind traditionell Rückzugsgebiete bewaffneter Gruppen.
Da der Tourismus in diesen Ländern immer spärlicher wird, sind Urlauber schon länger nicht mehr entführt worden. Benin galt als unbedenklich – bis jetzt.
Der 4.700 Quadratkilometer große Pendjari-Nationalpark ist eines der letzten Siedlungsgebiete von Elefanten in Westafrika. Benins Präsident Patrice Talon setzt auf den Tourismus und hat Investitionen in Millionenhöhe angezogen, um den Park professionell von der NGO African Parks verwalten und von hochbezahlten Rangern schützen zu lassen.
Das Problem: Der Park grenzt an zwei andere Parks in Burkina Faso und Niger.
Die Geiselaffäre hat in Frankreich heftige Debatten ausgelöst. Der Bürgermeister von Toulon, wo die beiden getöteten Soldaten stationiert gewesen waren, boykottierte den Empfang der geretteten Geiseln und nannte sie „gedankenlose Touristen“.
Reisewarnung später als behauptet
Das Außenministerium in Paris behauptete, der Pendjari-Nationalpark sei schon längst als „rote Zone“ eingestuft, vor deren Besuch abgeraten wird, und mahnte: „Man sollte in diesen Regionen die größtmögliche Sorgfalt walten lassen, um solche Entführungen und das Opfer unserer Soldaten zu vermeiden.“
Medien enthüllten am Sonntag aber, dass Frankreichs Reisewarnung für den Park erst seit Freitag gilt.
Am Dienstag gibt es in Paris einen Staatsakt für die getöteten Soldaten. Unklar ist, wie sich all das auf Frankreichs Terrorbekämpfung in der Sahelzone auswirkt. Offiziell weiß Frankreich nicht, welche Gruppe die Touristen entführte – was Kritik an der Befreiungsaktion nährt.
In Benin sorgen sich die Behörden nun, dass niemand mehr den Pendjari-Park besucht, zumal ein Parkwächter bei der Geiselnahme getötet wurde. Die Regierung will nun eine gemeinsame Militäroperation „Djidjoho“ zusammen mit Burkina Faso ausweiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“