Tödliche Übergriffe in Südafrika: UN sprechen über Pogrome
Bei Pogromen in Südafrika starben mindestens zwölf Einwanderer. Nun ist das Thema auf der Tagesordnung der UN.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, der schon bei der Trauerfeier für Simbabwes Expräsident Robert Mugabe in Harare ausgebuht worden war, schwänzt die Veranstaltung in New York – und den Vorsitz der Versammlung hält ausgerechnet der UN-Botschafter von Nigeria, wo die Kritik an Südafrika am lautesten gewesen ist.
600 Nigerianer sind aus Südafrika evakuiert worden. „Sobald wir nach Hause kommen, sollten wir unsere Landsleute dazu ermutigen, südafrikanische Firmen und Bürger anzugreifen“, sagte eine erzürnte Nigerianerin, Adaku Okwonkwo, deren Ladengeschäft in Johannesburg ausgeplündert worden war. Emmanuel Onwubiko, Leiter des Menschenrechtsverbandes nigerianischer Schriftsteller, riet stattdessen zum Boykott der südafrikanischen Entertainment-Firma Multichoicef.
Angesichts der drohenden Isolation in Afrika mehren sich jetzt in Südafrika auch Stimmen, die fordern, etwas zu tun. Seit Ende der Apartheid 1994 sind über 140 afrikanische Einwanderer in Südafrika Morden zum Opfer gefallen, aber selten werden Täter verurteilt. Die schlimmste Gewalt im Jahr 2008 forderte über 60 Tote und trieb 200.000 Menschen in die Flucht. Die jüngste Gewalt folgte auf eine Welle nicht geahndeter Angriffe auf ausländische Lastwagenfahrer – über 75 seit März.
900 Menschen festgenommen
Nach Angaben der Polizei der südafrikanischen Provinz Gauteng sind über 900 Menschen wegen der Gewalt festgenommen worden. Aber „die Gewalt lediglich zu verurteilen reicht nicht. Südafrika sollte die Sicherheit der Opfer garantieren und dafür sorgen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Dewa Mavhinga, Südafrikadirektor von Human Rights Watch.
Entschlossene Schritte seitens der Regierung, sagen Kritiker, sind bisher nicht zu erkennen. Präsident Ramaphosa äußerte bei der Mugabe-Trauerfeier lediglich sein „Bedauern“. Und Jackson Mthembu, Minister im Präsidialamt, erklärte, die Gewalt habe „unserem Ruf Schaden zugefügt“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht