piwik no script img

Tiktok zieht vor GerichtKlage gegen US-Ultimatum

Tiktok und seinem Mutterkonzern Bytedance droht ein Verbot der App in den USA. Nun gehen sie juristisch gegen das Ultimatum vor.

Bytedance und Tiktok haben Klage gegen das US-Gesetz eingereicht, das zu einem Verbot der App in den USA führen könnte Foto: Dado Ruvic/reuters

Washington afp | Gegen das Ultimatum des US-Kongresses für einen Verkauf des Onlinenetzwerks Tiktok durch seinen chinesischen Mutterkonzern Bytedance haben die beiden Unternehmen Klage eingereicht. In der Klageschrift, die am Dienstag bei einem Bundesgericht in Washington einging, wird das entsprechende Gesetz als verfassungswidrig kritisiert. US-Präsident Joe Biden hatte das Gesetz, das Bytedance für den Verkauf von Tiktok an einen nichtchinesischen Käufer 270 Tage Zeit gibt, vor etwa zwei Wochen mit seiner Unterschrift in Kraft gesetzt.

„Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Kongress ein Gesetz in Kraft gesetzt, das eine einzelne, namentlich genannte Kommunikationsplattform einem dauerhaften, landesweiten Verbot unterwirft“, heißt es in der Klageschrift. Die Regelung hindere „alle Amerikaner“ daran, „an einer einzigartigen Online-Community mit mehr als einer Milliarde Menschen weltweit teilzuhaben“.

Die Unternehmensanwälte argumentieren, dass das Gesetz gegen das sogenannte First Amendment der US-Verfassung verstößt, das unter anderem das Recht auf freie Meinungsäußerung garantiert. Außerdem betonen sie, dass Tiktok sich von seinem Mutterkonzern trenne, um weiter in den USA aktiv sein zu dürfen, sei „einfach nicht möglich“, schon gar nicht innerhalb der gesetzten Frist.

Das Weiße Haus kann die neunmonatige Frist ein Mal um 90 Tage verlängern. „Es steht außer Frage: Das Gesetz wird eine Schließung von Tiktok bis zum 19. Januar 2025 erzwingen“, erklärten die Kläger. Dies bringe die Nutzer der Plattform zum Schweigen, die bei Tiktok auf eine Weise kommunizieren könnten, „die nicht irgendwo anders kopiert werden“ könne.

Vorwurf der Spionage

Tiktok ist insbesondere bei jungen Menschen extrem beliebt und hat in den USA etwa 170 Millionen Nutzer. Die USA werfen Bytedance seit Jahren vor, die App im Dienste der chinesischen Führung dafür zu missbrauchen, die Nutzer auszuspionieren. Auch in Deutschland fordern Politiker ein schärferes Vorgehen gegen die App.

Tiktok weist die Vorwürfe stets zurück. Das Unternehmen bestreitet jegliche Verbindungen zur chinesischen Regierung und versichert, es habe sich so umstrukturiert, dass die Nutzerdaten in den USA blieben.

Es gibt ernsthafte Zweifel daran, dass Tiktok in den USA überhaupt einen Käufer finden könnte. Potenzielle Interessenten wie die Internet-Riesen Meta oder Google würde die Übernahme voraussichtlich wegen Monopol-Bedenken untersagt. Andere Unternehmen können sich die Tiktok-App, die zu den erfolgreichsten der Welt gehört, jedoch nicht leisten. Es wird auch bezweifelt, dass Bytedance jeweils die Geheimnisse seines Tiktok-Algorithmus bei einem Verkauf seines US-Geschäfts teilen würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Tiktok arbeitet, was die Nutzung der Daten der Benutzer angeht, ziemlich sicher nicht anders, als die anderen sozialen Medien. Nur ist es für die USA natürlich völlig in Ordnung, wenn US-Firmen ihre Nutzer ausspionieren. Bei Firmen aus anderen Ländern hingegen ...



    Das Gesetz zeigt, dass ihre eigenen Grundsätze die USA im Zweifelsfall einen Sch**** interessieren.

  • Man kann ja tiktok nicht mögen, ignorieren oder wie auch immer ablehnen, ist alles völlig legitim. Aber wenn man eine Plattform, der man keinerlei Rechtsverstöße nachweisen kann, einfach verbietet, dann hat das mit einem liberalen Rechtsstaat nichts zu tun.



    Das ist dann einfach nur autoritäre Willkür.

  • Wie man hier vermuten kann, sind die USA doch nicht ganz gaga.



    Es wäre schön, wenn dieser "Trend" auch zu uns herüberschwappen würde.