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Tiktok in den USAChina prüft Verkauf des US-Geschäfts an Musk

Der chinesische Mutterkonzern von Tiktok muss den US-Teil der Video-App verkaufen. Als Käufer erwägt die chinesische Regierung wohl Elon Musk.

Callie Goodwin, die Grußkarten verkauft, sagt, dass 80 Prozent ihrer Verkäufe von Leuten stammen, die sie auf Tiktok gefunden haben

New York dpa | In der chinesischen Regierung wird laut einem Medienbericht ein Verkauf des vom Aus bedrohten US-Geschäfts von Tiktok an Tech-Milliardär Elon Musk erwogen. So sei in Peking die Option diskutiert worden, dass Musks Online-Plattform X die Kontrolle über Tiktok US übernehmen und die Dienste zusammen betreiben könnte, schrieb der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf unterrichtete Personen.

Die Video-App Tiktok gehört dem Konzern Bytedance, der seine Zentrale in China hat. In den USA wird gewarnt, dass die chinesische Regierung sich Zugang zu Daten von US-Nutzern verschaffen und Einflusskampagnen auf der Plattform organisieren könnte.

Deshalb muss sich Bytedance nach einem US-Gesetz von Tiktok trennen. Die dafür gesetzte Frist von 270 Tagen läuft am 19. Januar ab. Ohne einen Verkauf droht an dem Tag das Aus in den USA. Tiktok weist die Vorwürfe zurück und lehnte eine Trennung von Bytedance bisher ab.

Stattdessen zog Tiktok vor das Oberste Gericht der USA, mit der Hoffnung, zumindest einen Aufschub zu erreichen. Die Richter zeigten sich bei einer Anhörung jedoch wenig überzeugt von dem Argument, das Gesetz verletze die in der US-Verfassung verankerte Redefreiheit.

China ist wichtig für Musk

Donald Trump, der am 20. Januar als Präsident vereidigt wird, rief die Richter zugleich auf, ihm mehr Zeit für einen Deal um Tiktok einzuräumen. Die App hat in den USA mehr als 170 Millionen Nutzer.

Tiktok betont zwar stets, dass Bytedance mehrheitlich internationalen Investoren gehöre – aber durch die Zentrale in Peking muss sich der Mutterkonzern auch Vorgaben der Behörden beugen. Außerdem kann die Regierung bei einem Verkauf mitbestimmen: Denn der Algorithmus, der die Videos für die Nutzer auswählt, wurde in China entwickelt. Und Peking verbot die Weitergabe solcher Software ohne spezielle Erlaubnis.

Gute Beziehungen zu Peking

Musk, der unter anderem auch den Elektroauto-Hersteller Tesla führt, spendete mehr als 250 Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf und ist aktuell einer seiner engsten Vertrauten. Er gilt als Geschäftsmann mit sehr guten Beziehungen zur chinesischen Führung, von der er bei seinen Besuchen in der Volksrepublik immer wieder hochrangig empfangen wurde.

Für Tesla ist China einer der wichtigsten Absatzmärkte. Der Konzern durfte zudem als erster ausländischer Autobauer in Shanghai eine Fabrik bauen, die komplett Tesla gehört. Andere mussten stets Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern gründen. Einige Beobachter sehen im Einfluss, den Musk künftig auf Trump im Weißen Haus ausüben könnte, einen Vorteil für China.

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11 Kommentare

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  • 2 reichweitenstarke Netzwerke in den Händen eines rechtsextremen Billionärs. Was kann da schon schief gehen ...

  • Das wäre ein weiterer grosser Schritt hin zur Weltdiktatur der Upper 10.

    • @Ardaga:

      Wer hätte gedacht, dass sich eines Tages Diktaturen dadurch auszeichnen werden, dass sie freie Rede erlauben und Demokratien dadurch, dass sie diese zensieren. Orwell in action

      • @Juleischka :

        Da ist er wieder der Musk-Apologet.



        Als ob Musk für freie Rede und pluralistischen demokratische Strukturen stehen würde. Haben Sie in letzter Zeit mal seinen Äußerungen zugehört?

        • @fourorty:

          Also Musk ist nicht so toll, wie er denkt. Jedoch das aufgeregtes Geschrei um einen, der den Kapitalismus in Reinkultur nun mal hervorbringen kann, lässt viele Kritiker eher noch unsympathischer aussehen.

      • @Juleischka :

        Wo erlaubt Elon Musk denn freie Rede? Freie Rede gilt auf X nur dort, wo es der Weltsicht irgendwelcher Rechtsextremer passt, wo die libertären Einstellungen von Musk und seinen Fanboys tragen. Andersgelagerter, linker Content wird demgegenüber bewusst ausgebremmst und in der Reichweite beschränkt. Das ist nachweislich auf X so und zeigt sich in Teilen auch auf TikTok.



        Wenn Sie wollen, können Sie sich ja dafür einsetzen, dass in DE der Paragraph zu Volksverhetzung abgeschafft wird, schließlich beschränkt er - Ihrer Logik zufolge - ja auch die "freie Rede", nicht wahr?

        • @White_Chocobo:

          Yo, das wird so zensiert, dass die EU-Zensoren ihre Drohungen gegen ihn praktischer Weise gleich auf X verbreiten können.

          Aber ich kann den Frust ja schon verstehen. Waren halt geile Zeiten, als man auf Twitter z.b. eine J.K. Rowling von morgens bis abends mit Mord- und Vergewaltigungsdrohungen überziehen konnte und das woke Moderatorteam von Twitter durch die Blume zu verstehen gab, dass es rein gar nix dagegen tun werde, weil es das insgeheim ganz knrorke findet. Ist alles per Screenshots belegt.

          Auch wenn Musk hier und da Fehler macht, so ist X heute trotzdem erheblich ausgeglichener und freier als Twitter damals und das ist gut so, wenn auch sicherlich noch verbesserungsfähig und erweiterbar.

  • Oh wow, wir machen Musk nochmal reicher! 700 Milliarden US-Dollar wird er ja wohl locker hinkriegen.

  • Was steht noch auf dem Einkaufszettel der Tech-Bros?

    Woher kommt der globale Rechtsruck?

    Wer profitiert?

    Russland, China, oder vielleicht doch ganz andere Leute?

  • Schlimmer geht es nicht



    Dann hätte der Rechtsradikale Manipulator Musk das Monopol für Social Media Meinungsbildung. Kommt es so, sollten wir uns über ein Verbot von X und TikTok in DE/EU Gedanken machen.

  • Tic Toc an Musk verkaufen, warum nicht? Dann hat die AfD einen zentralen Hintern, in den Ihre Propagandaabteilung kriechen kann. Bringt Effizienzgewinne bei den Nazis. Tanz den Krahl auf Tic Toc, dann gleich auf X posten, super Nummer.