Thüringer AfD-Chef vor Gericht: Höcke sagt, er wusste es nicht
Seit einer Woche steht AfD-Rechtsaußen Björn Höcke vor Gericht, weil er eine Nazi-Parole verwendete. Nun wies er jede Schuld von sich.
Zu Beginn des Verhandlungstages spielte das Gericht ein Video ab, das die Veranstaltung in Merseburg zeigte, während der Höcke die Worte gesagt hatte. Der AfD-Rechtsaußen hielt die Rede dort, um die AfD in Sachsen-Anhalt im Landtagswahlkampf zu unterstützen. Am Ende seiner Ansprache sagte er: „Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland“.
Vor Gericht hielt Höcke drei Geschichtsbücher hoch, die er in seiner eigenen Schulzeit und in seiner Zeit als Geschichtslehrer in Hessen verwendet habe. Keines davon kläre über die SA-Losung auf, sagte er. Ebenso wenig habe er im Studium davon gehört. Zwar sei ihm bekannt, räumt er auf Nachfrage des Gerichts ein, dass gewisse Losungen in Deutschland verboten seien. Aber von explizit dieser habe er nicht gewusst. Darum sei er unschuldig.
Gericht wird keine Freiheitsstrafe erteilen
Wenn ihm die Staatsanwaltschaft keinen Vorsatz nachweisen kann, wird Höcke nicht bestraft. Sollte sie ihm diesen nachweisen, steht eine Geldstrafe im Raum. Zwar sind laut Gesetz auch Freiheitsstrafen möglich, aber das Gericht stellte klar, dass es diese nach der aktuellen Faktenlage für nicht angemessen halte.
Die Staatsanwaltschaft stellte Höcke in dem Prozess mehrere Fragen zu Fällen, in denen ebenfalls Politiker der AfD die SA-Parole verwendet hatten und deshalb Probleme bekamen. Darüber hatten Medien bundesweit berichtet. Höcke stritt jedoch ab, von diesen Fällen gewusst zu haben.
Außerdem zitierte die Staatsanwaltschaft aus Höckes Buch, in dem er sich dafür aussprach, die Meinungsfreiheit zu erweitern. Höcke sagte im Prozess daraufhin, die Meinungsfreiheit sei gefährdet. Zudem führte er aus, der Satz sei ein Allerweltsspruch. So hatte er bereits vorher argumentiert.
Zu einer anderen Argumentation, die er bereits öffentlich verwendet hatte, wollte er sich nicht äußern. „In Deutschland wird jeder Patriot als Nazi diffamiert“, schrieb er auf der Onlineplattform X. „Das soll verhindern, dass Deutschland sich wieder findet.“ Auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft, was er damit meine, antwortete Höcke nicht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links