„The Woman King“ im Kino in Benin: Hochverehrte Amazonen

In Benin herrschte einst eine Frauen-Armee. „The Woman King“ wurde deswegen skeptisch erwartet – jetzt wird die Hollywood-Produktion gefeiert.

Szene aus dem Film mit Viola Davis

Der Film „The Woman King“ wurde in Benin mit Skepis erwartet Foto: Sony Pictures/ap

Immer wieder gibt es Szenenapplaus im voll besetzten Saal des Kinos CanalOlympia in Cotonou, Benins Wirtschaftsmetropole. Im einzigen Kino des Landes läuft schon seit Mitte September der Film „The Woman King“. Bis heute ist fast jede Vorstellung ausverkauft, obwohl die Eintrittskarte umgerechnet rund 8 Euro kostet. Das ist mehr, als viele Menschen pro Tag verdienen. Auch Billy Kedote möchte den Film unbedingt sehen. „Ich möchte mehr darüber erfahren, was die Frauen für unsere Nation getan haben“, sagt er.

„The Woman King“ erzählt die Geschichte der Agojie, die auch als Amazonen oder Minon bekannt sind. Es war die Frauen-Armee im einstigen Königreich Dahomey, dessen letzter Herrscher, König Béhanzin, nach der Niederlage gegen die französischen Kolonialtruppen Ende des 19. Jahrhunderts ins Exil nach Martinique ging. Das einstige Dahomey macht etwa 20 Prozent der Staatsfläche des heutigen Benin aus.

„Ich wünsche mir, dass die historischen Begebenheiten korrekt wiedergegeben werden“, sagt Kedote, bevor er in den Kinosaal geht. Das hoffen zahlreiche Zuschauer*innen. Dabei ist der Film weder Dokumentation noch Dokufiktion wie etwa „Bois d’ébène“ des Senegalesen Moussa Touré, der Sklaverei und das Ende des Sklavenhandels Mitte des 19. Jahrhunderts thematisiert. „The Woman King“ ist fiktionales Hollywoodkino.

Das ist mit Spannung, aber auch Skepsis in Cotonou erwartet worden. Gedreht wurde in Südafrika. Egal ob Regisseurin, Produzentin oder Drehbuchautorin: Wie die Mehrheit der Besetzung auch ist es ein Film von und mit US-Amerikanerinnen. Es sei die große Frage gewesen, wie Hollywood Fiktion und Realität zusammenbringt und dabei kommerziell erfolgreich ist, sagt Floriane Deguenon, Managerin von CanalOlympia. Das Ergebnis nennt sie eine angenehme Überraschung.

Tatsächlich begeistert der Film in Benin. Er schafft Identifikation und einen gewissen Stolz, dass das längst vergangene Königreich Dahomey den Stoff für einen Film liefert, der bereits als Oscar-Anwärter gehandelt wird. Für eine ähnliche Begeisterung und volle Kinos sorgte 2018 der Marvel-Film „Black Panther“, in dem die Agojie bereits als Vorbild für die weiblichen Bodyguards Dora Milaje in der fiktiven afrikanischen Nation Wakanda dienten.

Schwarze Frauen in Hauptrollen

Daran kann sich Floriane Deguenon noch gut erinnern. Sie geht davon aus, dass der Amazonen-Film noch erfolgreicher werden könnte. „Zum ersten Mal sehen wir schwarze Frauen in so starken Hauptrollen.“ Das begeistert auch Zuschauerin Vanessa: „Auch wenn die Geschichte sicherlich nicht exakt wiedergegeben wurde, habe ich mich sehr über den Film gefreut.“

In Cotonou hätte es keinen besseren Zeitpunkt für den Kinostart geben können. Zum Unabhängigkeitstag am 1. August hat Präsident Patrice Talon eine 30 Meter hohe Amazonen-Statue eingeweiht und Mut, Kampfbereitschaft und Tapferkeit der weiblichen Armee betont. Das passt wiederum in die aktuelle Debatte zur Rückbesinnung auf Geschichte und Traditionen, die in Benin so intensiv wie in keinem anderen westafrikanischen Land geführt wird.

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