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Thailands Gelbe gegen die RotenGewalt und Chaos in Bangkok

In der Hauptstadt eskaliert die Lage erneut. Polizei und Militär greifen hart gegen die Demonstranten durch. Eine Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht.

Bei Gewaltausbrüchen wurden bei den Protesten seit Samstagabend mindestens vier Menschen ermordet. Bild: dpa

BANGKOK taz | Auf der Seitenstraße, die vom „Mamortempel“, einem beliebten Touristenziel, in Richtung des Regierungssitzes führt, herrscht normalerweise ein Riesenstau wie vielerorts in Bangkok. Doch normal ist in diesen Tagen gar nichts in Thailands Hauptstadt. Die Straße ist leer, es sind Rufe und Brüllen zu hören: Die Regierungsgegner, die seit mehr als einer Woche Ministerien stürmen und Straßen besetzen, schwenken Nationalfahnen und schielen angriffslustig in Richtung der Barrikaden, hinter denen sich die Polizei verschanzt hält. Die ersten Protestler kommen nah an die Betonblöcke heran, erklimmen sie und lassen wüste Beschimpfungen an die Adresse der Polizisten los: „Haut ab, ihr Sklaven der Regierung!“

Doch die denken nicht daran. Bis zu 20.000 Polizisten sind im Einsatz, um zu verhindern, dass die Demonstranten den Regierungssitz besetzen. Mehrere tausend Soldaten sollen zusätzlich für Sicherheit in der Hauptstadt sorgen. Plötzlich eskaliert die Lage: Als eine Gruppe von Protestierenden beginnt, Betonblöcke wegzuschleifen, setzt die Polizei Tränengas und Wasserwerfer ein – das geht den ganzen Tag über so.

Die Proteste gegen die Regierung unter Premierministerin Yingluck Shinawatra drohen das Land immer tiefer ins Chaos zu stürzen. Bei Gewaltausbrüchen, mutmaßlich geschürt von einem regierungsfeindlichen Mob, wurden seit Samstagabend mindestens vier Menschen ermordet und mehr als 50 wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Zudem versuchten Hunderte Demonstranten, sich Zutritt zu einem Polizeikomplex zu verschaffen, in dem sich Yingluck aufgehalten hatte.

Es hieß, die Premierministerin habe in Sicherheit gebracht werden müssen. Zur gleichen Zeit belagerten die Demonstranten mehrere Fernsehsender: Diese dürften, so ihre Forderungen, nur noch Nachrichten vermelden, die ihnen die Anführer der Proteste und deren Unterstützer in die Feder diktierten.

Diabolisches Grinsen

Allen voran ist da Suthep Thaugsuban, ein Veteran der thailändischen Politik und ein früherer Vizepremier. Erst vor Kurzem ist er von seinem Abgeordnetensitz der oppositionellen „Demokratischen Partei“ zurückgetreten, um die Proteste anführen zu können. Dem 64-Jährigen mit den silbernen Haaren und dem diabolischen Grinsen steht der Schweiß auf der Stirn, die Stimme ist heiser vom Brüllen ins Mikrofon in den letzten Tagen: „Wir werden nicht aufhören, bis wir unser Ziel erreicht haben, nämlich das Thaksin-Regime auszumerzen!“ Denn für ihn und seine Unterstützer ist Yingluck Shinawatra, Schwester des 2006 vom Militär gestürzten damaligen Premiers Thaksin Shinawatra, die im Juli 2011 einen Erdrutschsieg bei den Wahlen eingefahren hatte, nichts anderes als eine Marionette Thaksins.

Suthep hat stattdessen ein „Demokratisches Reformkomitee des Volkes“ ins Leben gerufen. Dem Gremium, dem er als Generalsekretär vorsteht, gehören altbekannte Gesichter an, die als entschiedene Gegner Thaksins gelten. Darunter sind ehemals Angehörige der mittlerweile aufgelösten „Volksallianz für Demokratie“ (PAD). Die „Gelbhemden“ der PAD hatten nicht nur als Wegbereiter des Militärputsches gegen Thaksin 2006 gedient, sondern wurden berühmt-berüchtigt durch die Besetzung des Regierungssitzes und des internationalen Flughafens 2008, als eine Thaksin-nahe Regierung im Amt war.

Beobachter erklärten indes, es sei schwer einzuschätzen, wie lange die chaotischen Zustände anhalten würden. Angesichts der Eskalationen hat die thailändische Regierung den Bewohnern in Bangkok am Sonntag geraten, ab dem späten Abend nicht mehr vor die Tür zu gehen.

Suthep Thaugsuban ist am Sonntag mit Yingluck Shinawatra zusammengekommen. Ein Ergebnis wurde jedoch nicht erzielt, wie Suthep nach dem Treffen in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache sagte. „Ich habe Yingluck gesagt, dass ich sie nicht mehr treffen werde, bis sie das Macht an das Volk abgegeben hat“, fügte er hinzu. Dies sei „die einzige Lösung“ in dem Konflikt.

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33 Kommentare

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  • LT
    li tai bo

    Und glauben Sie nicht, dass ich die aktuellen Vorgänge ohne Besorgnis wahrnehme...

  • LT
    li tai bo

    @Anton Wagner:

    und noch einmal... ich bin nicht für die Gelbhemden und eine Monarchie unter einem nächsten König, sondern gegen Thaksin und eine Spaltung des Landes, und für eine glaubwürdige Demokratie, die endlich einmal arm bevorzugt. Und das nicht nur in Thailand. Wie das zu erreichen ist, weiss ich nicht.

     

    Wissen tue ich, dass das Aufgeben in unserem Fall gleichermassen voran bringen könnte wie im Falle von Rot und Gelb,

    heisst es doch,

    "gebe es keine Abschiede, so würde die Erde stillstehen."

     

    Machen Sie es gut

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Sie sind gegen Thaksin, der schon gar nicht mehr da ist. Aber Yingluck Shinawatra wollen Sie auch nicht. Weil Sie Thaksins Schwester ist, oder will sie demokratisch regiert? Und soweit ich weiß, bevorzugt die heutige Regierung tatsächlich erstmals die Armen. Zumindest tut sie etwas für sie.

       

      Um Verbesserungen zu erreichen, braucht ein Land erstmal demokratische Strukturen. Dann kann jeder seine Anliegen einbringen und es kann ein Konsens gefunden werden. Bei Regierungsformen a la Suthep bestehen da mehr als Zweifel.

       

      Im Grunde, wissen Sie wohl selbst nicht, was Sie eigentlich wollen. Aber danke für die Konversation! Thailand braucht ebenso die politische Debatte und nicht unbemokratische Regierungs-Gremien nach den Vorstellungen der Gelbhemden.

  • LT
    li tai bo

    Ausserdem möchte ich sehen, wie Sie die Partei "Deutsche lieben Deutsche" wählen (denn nichts anderes bedeutete Thai Rhak Thai, der Name von Thaksins Partei), allein für den schnellen persönlichen Vorteil, und hinnehmen, dass diese auch in Ihrem Namen Massenmorde begeht? In Deutschland glauben Sie doch auch nicht die oberste der Oberflächen der Wahlversprechen, warum tun Sie es dann bei Tatbeständen, die sich fern der eigenen Haustür ereignen, so dass die Zahl der Toten eine abstrakte bleibt? Sie sagen, dies sei nicht der Grund für Thaksins Absetzung gewesen gewesen, aber macht dies die Vorkommnisse nichtig? Mir wäre es natürlich lieber, wenn Sie recht hätten, es diesen Putsch nicht hätte geben müssen, und Yingluck Shinawatra dazu gezwungen wäre, sich zu beweisen, statt jetzt wahrscheinlich sich noch zur Märtyrerin stilisieren zu können. Ob es nun auch nur eine solche Oberfläche ist, dass die Gelben den Teufelskreis der Manipulation durchbrechen, und lediglich durch ihre Intervention eine Grundlage im Land herbei führen wollen, auf der eine funktionierende Demokratie erst möglich ist, vermag ich nicht zu sagen, und masse es mir auch nicht an. Im Gegensatz zu Ihnen weiss ich nur, dass es das eine Bild nicht gibt, und es zu einfach ist, sich mit diesem zufrieden zu geben.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Vielen Dank, daß Sie mir Thai Rak Thai übersetzen! Aber das wußte ich bereits. Das wurde in den Thailand-Berichten bis zum abwinken genannt.

       

      Nein, die Menschenrechtsverletzungen Thaksins werden nicht richtig, weil er deswegen nicht abgesetzt worden ist. Aber wenn ihm das die Gelbhemden nicht vorwerfen, ist das doch wohl ein Zeichen, daß ihnen Menschenrechte ebenfalls schnurz sind und nur selbst an die Macht wollen. Oder liegt es nur daran, daß in Thailand Menschenrechte keine Werbung sind?

       

      Ich mache mir kein Bild von irgendetwas. Die ganze Welt sieht das Bild, welches die Gelbhemden selbst von sich geben: Demokratiefeindlich und gewaltbereit.

  • LT
    li tai bo

    @Anton Wagner:

    Ich glaube, Ihr Missverstehen darin zu erkennen, dass Sie die Rothemden als linke Partei wahrnehmen, während es sich doch anders verhält. Ich hatte im Übrigen mit der Partei, die sich soziale Gerechtigkeit auf ihre Fahnen geschrieben hat, nicht die SPD gemeint, sondern die NSDAP. Geben Sie doch einfach mal Thaksin+Nazi bei Google ein!

    Die Führer der Rothemden nutzen ebenfalls durch Demagogie ganz elementare Bedürfnisse des Volkes, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Bei den Gelbhemden scheint es zumindest darum zu gehen, auf lange Sicht eine tatsächliche Verbesserung herbei zu führen. Der Guardian stellt den Gegensatz zwischen den Parteien zum Beispiel in folgender Weise dar: die Gelbhemden betonen Integrität und Moralität für das Allgemeinwohl, während die andere Seite das Land durch einen zwar gewählten, aber korrupten Politiker schnell voran bringen will. Und dass Thaksin korrupt ist, wie es von Ihnen ja augenscheinlich angezweifelt wird, ist keine Vermutung, sondern Fakt. Dass Sie sagen, jemand der so reich ist, könne nicht korrupt sein, ist auch eine interessante Weltsicht...

    Wie können Sie davon abgesehen eine Wahl als demokratisch ansehen, wenn die Ergebnisse manipuliert sind durch Stimmenkauf und Beeinflussung?

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Ich glaube, den Begriff "Soziale Gerechtigkeit" hatte die NSDAP nicht im Programm stehen. Aber falls doch, wäre es ganz lustig, diese Textpassage der SPD zu zeigen.

       

      Es nutzt auch nichts nach Thaksin + Nazi zu googeln, denn im Internet steht bekanntermaßen jeder Mist. Aber jeder kennt halbwegs zuverlässige Quellen.

       

      Was die Rothemden für Sie sind, ist mir völlig klar. Das haben Ihnen die Gelbhemden ja vorformuliert. Und die Verbesserung, die letztere herbeiführen wollen ist auch klar: Die Wiederherstellung der alten Machtstrukturen, die keinerlei Volksbeteiligung brauchte. Jedenfalls nicht die, des "dummen" Volkes aus dem Nordosten.

       

      Moral gegen Mehrheitswillen. Durchaus interessant. Da uns aber leider Gott nicht sagt, welche Moral gut ist, muß diese unberücksichtigt bleiben.

       

      Zu reich, um korrupt zu sein, ist für mich keine Weltsicht, sondern einfach nur logisch. Immerhin war Thaksin schon vor seiner Amtszeit reich und nicht erst hinterher.

       

      Den Stimmenkauf haben wir doch schon durchdiskutiert. Waren denn die Gelbhemden zu moralisch, um dies nicht zu tun? Oder wollte einfach deren Parteiprogramm keiner haben?

  • LT
    li tai bo

    Ps.: zur Weiterbeschäftigung mit dem Thema interessante Artikel z.B. im Guardian:

     

    http://www.theguardian.com/world/2013/dec/02/thailand-great-political-divide

     

    Oder die von Thomas Fuller in der New York Times.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Besser wäre es, Sie würden sich schnellstens um Ihre Krankenversicherung kümmern.

  • LT
    li tai bo

    2. Haben sie sich überhaupt einmal mit Thaksin Shinawatra und seiner Partei auseinandergesetzt, die Sie als die Boliden einen Klassenkampfes wahrnehmen? Lesen Sie doch einmal folgenden Essay, in dem durch die Präsidentschaft Thaksins von einer zunehmenden Entfernung von den demokratischen Idealen, einer Einschränkung der Pressefreiheit, und vor allem einem gnadenlosen Drogenkrieg gesprochen wird, der etwa 2500 Tote gefordert hat, darunter Unschuldige. Nur weil eine Partei durch die Oberfläche einer demokratischen Wahl an die Macht gelangt ist, heisst es noch lange nicht, dass sie auch demokratisch regiert.

     

    http://www.giga-hamburg.de/sites/default/files/openaccess/suedostasienaktuell/2004_6/giga_soa_2004_6_buente.pdf

     

    Davon abgesehen hatte ich die ersten Kommentare (bis zu dem, der mit "es ist schon bedenklich..." beginnt) übrigens einem anderen Forum entnommen, da sie mir aus der Seele sprachen, nun hatte ich aber keine andere Wahl mehr, als mich selbst einzuschalten.

     

    Also noch mal zum Mitschreiben: ich plädiere nicht für eine Machtergreifung Sutheps und seiner Anhänger, sondern lediglich eine differenzierte Berichterstattung, die man wenigstens bei der TAZ erwarten würde.

     

    Und natürlich wünscht man sich für die Erniedrigten und Beleidigten der Welt soziale Gerechtigkeit, aber nicht, wenn andere rechtsstaatliche Prinzipien darunter leiden müssen. schliesslich sollte man nicht vergessen, dass sich hier in Deutschland auch einmal eine Partei die soziale Gerechtigkeit als werbewirksames Mittel auf die Fahnen geschrieben hatte....

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Das mag schon sein, daß Thaksin nicht demokratisch regiert hat, aber man hätte ihn ja auch einfach wieder demokratisch abwählen können. Und wenn die Mehrheit das nicht will, geht das eben nicht. So funktioniert nun mal Demokratie.

       

      Der Drogenkrieg und die Niederschlagung des Aufstandes in Süd-Thailand waren tatsächlich Verbrechen. Doch Thaksin wurde nicht deswegen aus dem Amt gejagt, sondern wegen absurder Korruptionsvorwürfe. Denn er ist tatsächlich zu reich, um korrupt zu sein. Seine Gegner wollen einfach nur selbst an die Macht, um ihre eigenen Interessen zu verwirklichen. Es soll mehr Gerechtigkeit geben, wenn eine Minderheit regiert und die Ziele einer Minderheit verfolgt? Die Antwort kann sich jeder selbst geben.

       

      Sie wünschen sich eine differenzierte Berichterstattung? Eine solche gibt es bereits. Und das ist genau das, was den Gelbhemden schadet. Es wird berichtet, wie sie mit Gewalt den Verwaltungsapparat einer rechtmäßigen Regierung lähmen. Wie sie öffentlich verkünden, die Demokratie abzuschaffen und durch ein Suthep-Gremium ersetzen wollen. Und sie erklären die Landbevölkerung - vor allem die des Nordostens für zu dumm zum wählen.

       

      Rechtsstaatliche Prinzipien leiden durch eine soziale Gerechtigkeit? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Die SPD hat Verrat an ihren Prinzipien geübt. Doch deswegen würde ich noch lange nicht zur NPD wechseln.

  • LT
    li tai bo

    Sie haften so sehr an Ihren völlig überzogenen Vorstellungen, dass ich mich wirklich frage, warum sie sich nicht bei der Boulevardpresse um einen Job bemühen...

     

    1. wenn man die Darstellung der einen Seite relativiert, heisst es nicht automatisch, dass man für sie ist. Wie schon gesagt bin ich weder Gelbhemd noch Millionär, ich bin in dieser Demokratie Deutschlands durch ein Raster gefallen, das es Firmen erlaubt, Menschen auf 400- Euro- Basis ohne Sozialleistungen zu versklaven. Aus diesem Grunde bin ich momentan nicht einmal krankenversichert. Selbst in den polarisierendsten Artikeln können Sie zuweilen, wenn ein wenig mehr Recherche dahinter steckt als bei Nicola Glass, nachlesen, dass es sich bei den Gelbhemden nicht vorrangig um Eliten handelt, sondern um gewöhnliche Angestellte, Lehrer etc. Zu sagen, dass die Parteien zwei Schichten der Gesellschaft verkörpern, ist so nicht richtig, eher könnte man sagen, dass eine geographische Linie durch das Land verläuft. Ich möchte auch bezweifeln, dass alle Generäle des Landes Millionäre sind, zumindest, wenn Sie hier von Dollar- oder Euro- Millionen sprechen. Ich frage mich auch, wie Sie auf eine solche Behauptung kommen. Dagegen stände übrigens auch Thaksin als Multi- Billionär, aber Sie sprechen immer nur von dem Reichtum der Gelbhemden.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Sie haben selbst keine Krankenversicherung und wundern sich, warum die Landbevölkerung eine Partei wählt, die ihr eine gibt. Sie verdienen weniger, als den Mindestlohn und gönnen daher auch den thailändischen Bauern kein besseres Einkommen? Und wie ich zur Behauptung komme, thailändische Generäle wären Millionäre, nur weil sie in prächtigen Villen wohnen und nach ihrer Militärzeit Konzerne besitzen? Ach, mir kam da einfach der Verdacht.

       

      Wenn die Gelbhemden berechtigte Anliegen haben, können sie diese mit demokratischen Mitteln durchsetzen. Doch sie haben einfach keine Mehrheit. Echt dumm für sie. Daß auch Minderheiten in einer Demokratie zu ihrem Recht kommen können, wird natürlich auch totgeschwiegen. Es geht hier offenkundig um nichts weiter, als um die totale Machtübernahme und die Umwandlung Thailands in eine Präsidialdiktatur.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Die Polizei scheint wenigstens noch auf Seiten der rechtmäßigen Regierung zu stehen. Das Militär ist der unberechenbare Faktor im Hintergrund.

     

    Es ist anzunehmen, daß die Millionärs-Generäle mehr mit den Gelbhemden sympathisieren. Doch noch wollen sie sich scheinbar nicht offen auf die Seite des Unrechts stellen und eine internationale Ächtung riskieren. Denn das würde der Wirtschaft schaden und das Vermögen der Militärs schmälern.

  • LT
    li tai bo

    pps.: dies soll keine verteidigung sutheps sein, und auch keine befürwortung anderer talentierter podeststeher, sollten diese worte doch nur dazu aufrufen, einen offenen geist zu kultivieren, der einem diogenes gerecht würde...

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Ja, den offenen Geist von Suthep.

  • LT
    li tai bo

    hätte vielleicht besser unter dem namen du fu posten sollen...

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Eigentlich hätten Sie lieber gar nicht posten sollen. Aber gut, daß Sie diesen Artikel zu einem der meist kommentierten gemacht haben.

  • LT
    li tai bo

    p.s. natürlich ist demokratie die vernünftigste aller möglichkeiten, was sie nicht unantastbar macht.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      So so, die Demokratie ist nicht unantastbar. Sind Sie sicher, daß Sie mit der deutschen Verfassung klarkommen?

  • LT
    li tai bo

    schon sehr bedenklich, dass man in deutschland nur noch einen einheitsbrei an medialer berichterstattung vorgesetzt bekommt. wenn bild und taz einer meinung sind...und wenn in den kommentaren dann auch nur noch wiedergekäut wird. ich weiss, für recherche benötigt man zeit, aber wenn in einer angelegenheit wie dieser nur die eine seite verdammt wird, sollte man eigentlich meinen, dass irgendwas daran nicht ganz koscher ist. aber wenn ein vermeintlicher klassenkampf sich ereignet, ist es zu einfach, sich ohne hintergrundwissen, nur weil die gegensatzwortpaare unterschicht und eliten, oder demokratie und monarchie gegeneinander gestellt werden, sich auf die naheliegendste seite zu stellen. vielleicht ist der konflikt ja komplizierter, und es wäre ratsam, sich nicht jedes mal von oberflächen und selbstdarstellungen blenden zu lassen! ich selbst bin thailändischer nationalität, , meine familie stammt aus ärmsten verhältnissen, und nicht aus der elite. es ärgert mich, dass in linksdenkenden kreisen so einfach auf das selbstständige denken verzichtet wird.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Sie stammen wohl eher aus ärmsten Millionärskreisen. Oder Sie sind ein treuer Ergebener ihres Feudalherren. Waren Sie vielleicht mal Sutheps Stiefelputzer?

  • LT
    li tai bo

    Uebrigens: Ich habe selbst in Thailand gelebt und gearbeitet und habe einen Sohn, der zu einem Teil Thailaender ist. (Wir gehoeren nicht zur Elite...glaube ich jedenfalls...)

     

    In dem Dorf meiner Schwiegereltern waren es nur die Vertreter von Yingluck's Partei, die Wahlberechtigten jeweils 500 Baht fuer deren Stimme boten. Suthep's Partei koennte sich das finanziell wahrscheinlich gar nicht leisten

     

    Yingluck und Thaksin werden in den deutschen Medien als polit. Vorkaempfer einer Unterschicht dargestellt. Diese Darstellung ist meiner Meinung nach sehr fragwuerdig, ja geradezu irrefuehrend. Wenn jemand die Interessen einer sehr kleinen Elite vertritt so ist es doch Yingluck und ihr Bruder. Noch fragwuerdiger ist es, die Demonstranten als eine Art Elite zu beschreiben, die um Privilegien fuerchtet. Diese Darstellungen entsprechen schlicht nicht der Wahrheit und zeugen von viel Unkenntnis der Sachlage (oder einer gewollten Beeinflussung der polit. Meinungsbildung). Suthep’s Konzepte und Vorschlaege moegen vielen Kommentatoren in der westl. Welt unheimlich erscheinen. Noch viel unheimlicher erscheint es mir, wenn Milliardaere sich Wahlstimmen erkaufen, polit. Macht anstreben, um die eigenen Geschaefte zu foerdern bzw. abzusichern und dies als Demokratie verkauft wird. Oder sehen Sie das anders?

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Ja, sich mit gekauften Wählerstimmen an die Macht zu bringen, ist viel schlimmer, als das demokratische System gleich ganz beseitigen und ein Feudalsystem reinstallieren zu wollen. Im Übrigen ist der Stimmenkauf nichts weiter als Propaganda der bei der fairen Wahl unterlegen Gelbhemden-Partei. Da vor allem bei denen die Reichen versammelt sind, hätten die sich logischerweise die Wahl einfach erkaufen können.

       

      Und mit einer läppischen Million auf dem Konto würde ich mich auch nicht zur Elite rechnen.

  • LT
    li tai bo

    Eine sehr interessante Frage!

    Wie kommen Menschen, von denen die meisten in den aeussersten Winkeln Thailands leben nach Bangkok?

    Wer hat fuer diese vermeintliche Unterschicht das Stadion in Rhamkamhaeng gebucht (das Stadion befindet sich gegenueber der Universitaet)?

    Wer hat die roten, einheitlich gefaerbten T-Shirts organisiert?

    Wer hat die Busse organisiert, welche die vermeintliche Landbevoelkerung aus der Provinz nach Ramkhamhaeng gefahren hat?

     

    Koennte die Partei der so vermeintlich unbeteiligten Premier-Ministerin Yingluck dahinter stecken?

     

    Liebe ZEIT-Redaktion:

     

    Sie sind wahrscheinlich aus Budget-Gruenden nicht dazu in der Lage, die zuvor erwaehnten Fragen objektiv und tiefgruendig zu recherchieren. Sie sollten daher auf eine suggestive Bewertung der Geschehnisse verzichten. Andernfalls geben Sie dadurch all jenen Kraeften unserer Gesellschaft Vorschub, welche durch Extremismus oder fragwuerdige Theorien, politische Entscheidungen zu beeinflussen versuchen. Einige Kommentare auf dieser Seite basieren auf Unkenntnis und zeugen von einer durch Sie gesteuerten Willensbildung, die der Faktenlage in keiner Weise gerecht werden kann.

     

    Mit vielen freundlichen Gruessen.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Ja, die Rothemden wurden alle von Yingluck geschickt. Daher sind die auch viel später nach den Gelbhemden erschienen.

  • LT
    li tai bo

    Warum hat der vermeintlich so un-demokratische Suthep eine so grosse Unterstuetzung in der Bevoelkerung?

     

    Oder anders gefragt:

     

    Warum hat der Mittelstand eine so panische Angst vor einer Rueckkehr Thaksin's?

     

    Koennte es daran liegen, dass Thaksin und sein Clan in der Vergangenheit die thail. Waehrung bewusst zu einem Spekulationsobjekt von Devisenhaendlern haben werden lassen, umso ihr eh schon groesses Vermoegen noch weiter zu vergroessern?

     

    Was war denn geschehen?

     

    Thaksin hatte den Verkauf seines Mobilfunk-Imperiums in thail. Baht abgewickelt. Die Familie Thaksin's hatte durch die, dadurch verursachte Waehrungs-Aufwertung des thail. Baht, ihr Vermoegen vermehrfacht. Zuvor hatte Thaksin Gesetze geaendert, die ihn diesem Verkauf ermoeglichten –alles steuerfrei natuerlich.

     

    Viele exportierende Klein- und Mittelstaender ueberlebten diese voruebergehende Aufwertung des thail. Baht nicht!

    Wird sich das wiederholen, wenn der groesste Geschaeftsmann Sued-Ost-Asiens wieder heimkehrt?

    Wer wird noch davon profitieren?

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Da spricht ein echter Volkswirtschaflter. Bewerben Sie sich doch als Berater bei der thailändischen Regierung, welcher Couleur auch immer.

  • LT
    li tai bo

    Um es vorwegzunehmen: Ich bin kein Anwalt Suthep's. Suthep ist wahrscheinlich der Charakter, den sie in ihrem Artikel schildern (sind nicht alle Politiker so?).

    Aber ehrlich gefragt: Was sollte Suthep und seine Partei denn ihrer Meinung nach tun?

    Soll er versuchen, seinerseits Parteivertreter in die Provinz zu schicken, um Waehlerstimmen zu erkaufen??

    Er wuerde sich ja in eine Art Bezahl-Wettbewerb begeben, bei der die steinreiche Shinawatra- Dynastie am Ende ja doch wieder gewinnt.

     

    Ich halte es fuer sehr bedenklich, dass kein westlicher Medienvertreter, diese Praktiken hinterfragt!!

     

    Was bedeutet es fuer eine Demokratie, wenn sich eine Milliardaer oder eine Milliardaerin Waehlerstimmenen erkauft (im wahrsten Sinne des Wortes)?

    Was ist, wenn das System Thaksin Schule macht und morgen reiche Milliardaere beginnen, sich die Stimmen von verarmten Waehlern zu erkaufen?

    Ist das dann immer noch Demokratie?

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Wenn eine Regierung etwas für mich tut, dann lasse ich mich gerne von ihr kaufen.

  • LT
    li tai bo

    Ihre Berichterstattung in bezug auf die juengeren Geschehenisse in Thailand erscheint unvollstaendig und parteiisch wie auch die Berichterstattung vieler anderer deutscher Medien nicht objektiv erscheint.

     

    Ich moechte Fragen aufwerfen und hoffe auf Ihre ehrliche Resonanz.

     

    Sind Thaksin und Yingluck wirklich demokratisch frei und politisch korrekt gewaehlt wurden?

     

    Meiner thailaendischen Schwiegermutter und meinem thailaendischen Schwiegervater sind von Vertretern der Partei Yingluck's bei der letzten Wahl jeweils 500 Baht fuer deren Waehlerstimme angeboten wurden!

    Nochmal zum Verstaendnis: Yingluck's Parteivertreter standen auf dem Hof meiner thail. Schwiegereltern, klopften an deren Haustuer und versuchten deren Waehlerstimme zu erkaufen! Die erwaehnten Parteivertreter besuchten jede (!) Familie in dem Dorf meiner Schwiegereltern und boten jedem Wahlberechtigten Bargeld an.

    Dies ist die Methode, mit der sich die steinreiche Familie Shinawatra politische Macht "erkauft" hat (schon Thaksin hatte so die Wahl gewonnen!). Sie schicken Vertreter ihrer Partei in die Provinz und bezahlen stimmberechtigten Menschen Bargeld wenn diese bei der Wahl ihr Kreuz an die "richtige" Stelle machen. Sie fokussieren sich dabei verstaerkt auf Familien, deren existentielle Not so gross ist ,dass sie auf die angebotenen 500 Baht nicht verzichten koennen.

    Dies ist auch der Grund warum Suthep dafuer wirbt, die Wahlrechte voruebergehend zu beschneiden.

    • 7G
      774 (Profil gelöscht)
      @li tai bo:

      Haben ihre Schwiegereltern nun das Geld angenommen oder gehören sie auch zu den reichen Gelbhemden?

  • Die Gelbhemden versuchen inzwischen nicht einmal mehr wirklich ihre Verachtung für die Demokratie zu verschleiern. Die Junta, welche nach der Machtergreifung die Regierungsgeschäfte übernehmen soll, haben sie ja offenbar auch schon gebildet und die Presse soll gefälligst jetzt schon auf Linie gebracht werden. Lobenswert ist deshalb vor allem die Berichterstattung von taz.de deshalb, weil sie eben auf jene unschöne Details des Massenprotests hinweist. Ich wünsche der thailändischen Bevölkerung vom ganzen Herzen, dass dieses mal ihre demokratische Willensbekundung von den städtischen Eliten nicht einfach wieder weggeputscht wird.