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Teenager-Komödie „Booksmart“ auf DVDNerds lernen feiern

Hier läuft alles eher quer und queer als straight: Die Komödie „Booksmart“ über zwei Elite-Studentinnen ist so reflektiert wie vulgär-komisch.

Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) Foto: Weltkino

Das ursprüngliche Drehbuch für „Booksmart“ stammt aus dem Jahr 2009. Zehn Jahre später wurde daraus das Regiedebüt der Schauspielerin Olivia Wilde, ein großer Erfolg bei der Kritik, auch in den Kinos lief er ganz gut.

2009, das war die Zeit, in der der Regisseur Judd Apatow und eine Reihe von Kollaborateuren die Hollywood-Komödie neu belebten: Mit Filmen, die auf sophisticatede Weise vulgär sind, anarchisch in Maßen, dabei im Herzen linksliberal, sehr lange jedoch ganz auf die Malaisen von Männern konzentriert, auf die Nerds, die mit stereotypen Männlichkeitsidealen, aber auch mit dem Erwachsenwerden- und Erwachsenseinsollen hadern.

Einer der besten Filme aus diesem Umfeld war Greg Mottolas „Superbad“ von 2007, einer Komödie um zwei Jungs am Ende ihrer Highschool-Zeit, Hauptrollen Michael Cera und Jonah Hill.

„Booksmart“ hätte ein weiblicheres, queereres Gegenstück zu „Superbad“ sein können und sollen. Kein Zufall, dass es zwölf Jahre gedauert hat, bis es zur Umsetzung kam. Es brauchte offenbar erst Erfolge wie „Bridesmaids“ und „Spy“, damit ein immer noch sehr moderat budgetiertes Projekt wie dieses als hinreichend aussichtsreich gelten konnte.

Der Film

„Booksmart“ (USA 2019, Regie: Olivia Wilde). Die DVD ist ab rund 12 Euro im Handel erhältlich.

Es ist Zufall, aber ein schöner, dass nun die Schwester von Jonah Hill, Beanie Feldstein, eine Art weibliche Version seiner Rolle aus „Superbad“ spielt. Sie ist Molly, beste Freundin von Amy (Kaitlyn Dever), die beiden haben als eingeschworenes Freundinnen-aber-nicht-Liebespaar die Highschool überstanden.

Nicht-Liebespaar, denn Amy ist lesbisch, Molly straight, frau tauscht sich über Masturbationspraktiken (Stichwort: Teddy-Panda) aus, begehrt aber in unterschiedliche Richtung. In der Welt der Highschool-Stereotypie fallen sie in den strukturierenden Polaritäten nicht auf die Seite der Cheerleader oder Jocks, sondern die der Nerds: Beide sind schlau, haben beste Noten, Molly ist noch dazu Schülersprecherin, beliebt bei den Lehrern und vor allem der allerdings alles andere als uncoolen Lehrerin Miss Fine (Jessica Williams). Beide haben sich jedoch jedes soziale Vergnügen verkniffen, um es auf die Elite-Universität zu schaffen.

Das hat geklappt. Nur, sie werden dort nicht wenigen der partyfreudigen Mitschüler*innen wieder begegnen. Drum ist Aufholen angesagt. In der Nacht vor der feierlichen Highschool-Abschlusszeremonie wollen Amy und Molly sich entschlossen ins Partyleben stürzen. Was nicht so leicht ist, wenn man die Adressen der Gastgeber-Jocks gar nicht kennt. Wenn man Pech hat, landet man stattdessen auf dem menschenleeren Fest des superreichen Nerds ­Jared, der sich allerdings im Verlauf der Nacht als Sympath zu entpuppen beginnt.

Das Sympathische an „Booksmart“ ist, wie wendig das Drehbuch die zum Genre gehörenden Entwicklungslogiken unterläuft. Alles läuft hier eher quer und queer als straight. Olivia Wilde findet dafür ungewöhnliche, zwischen Realismus und fast Surrealem surfende Töne. Für einen kurzzeitigen Drogentrip sieht man die Protagonistinnen in Spielzeugpuppen verwandelt, die vor einem Spiegel herumturnen und über die plötzliche Abwesenheit wichtiger Geschlechtsmerkmale – wie an anderer Stelle auch mal über die Differenz von Sex und Gender – diskutieren.

Überhaupt ist der Film auf dem Stand der Wokeness von 2019, widerlegt aber mit leichter Hand alle, die nicht glauben, das ließe sich mit sehr schräger und vulgärer Komik verbinden. Lisa Kudrow gibt als Amys Mutter den Segen des „Friends“-Universums zum Ganzen. Und auf die nächsten Filme unter der Regie von ­Olivia Wilde darf man sich sowieso freuen.

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