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Taylor Swift mit Trump-Fan befreundetKeine Kontaktschuld

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Taylor Swift hängt bei den US-Open mit einer Trumpistin ab. Egal! Freundschaft mit Andersdenkenden ist legitim.

Von links nach rechts: Travis Kelce, Taylor Swift, Brittany & Patrick Mahomes beim US-Open in New York Foto: David Lobel/imago

H aben wir als Öffentlichkeit eine Performance der hysterischen Sorte zur Kenntnis zu nehmen? Oder geht es einfach um einen Akt von Teilhabe an Debatten rund um die wichtigste demokratische Wahl, der US-amerikanischen, mit der Präsidentschaft als Kronjuwel der Abstimmung, also dem Entscheid zwischen Kamala Harris und Donald Trump?

Die Diskursschlacht, um die es aktuell geht, ist eine um Ms America schlechthin, Taylor Swift, nicht allein in den USA das weibliche Idol überhaupt, das alles richtig macht, moralische und ethische Standards und qua Lebensweise die Dos and Don’ts eines anständigen Lebens absteckt.

Der Anlass: Bilder, gemacht bei den US-Open im Tennis, New York, auf denen Swift zu sehen ist, wie sie Brittany Mahomes kumpelinnenhaft umschlingt, zeitgenössisch typische Geste für freundschaftliche Verbundenheit. Und das war einigen aus der Swiftie-Bubble zu viel: Hatte Mahomes nicht neulich Fellowership zu Donald Trump signalisiert, ausweislich eines Likes in den sozialen Medien?

Und hatte nicht Trump selbst geäußert: „Ich möchte der schönen Brittany Mahomes dafür danken, dass sie mich und die Tatsache, dass MAGA (Make America Great Again, Chiffre der Trump-Kampagne schon 2016, die Red.) die größte und mächtigste politische Bewegung in der Geschichte unseres jetzt scheiternden Landes ist, so vehement verteidigt hat.“

Für Mahomes der Todeskuss

Das war gewiss für Mahomes der Todeskuss, um in den weitgehend demokratisch gesinnten Jugendbewegungen je wieder ein Bein auf den Boden zu bekommen, gewichtiger in diesem Diskurs ist jedoch, dass die Swifties der Künstlerin nicht nur vorwerfen, noch kein Votum zur Präsidentschaftswahl abgegeben zu haben, ja, mehr noch, einer offenkundigen, wie sie es sehen, Trump-Fellowerin nicht sofort die Freundschaft aufgekündigt zu haben.

Für Menschen, auch taz-Lesende, die diese Diskussion für so unwichtig halten wie überhaupt jede Popkultur jenseits des eigenen geschmacklichen Empfindens, sei notiert: Wesentliche Teile der künstlerischen Systeme der USA, Hollywood zuerst und zuletzt, votieren seit jeher für die von den Demokraten ins Rennen geschickten Kandidierenden.

Wer einem republikanischen Kandidaten (oder gar Präsidenten) die Aufwartung macht, muss schon sehr gut sein, um im Starsystem oben zu bleiben, Clint Eastwood etwa. Die Demokraten (und also Kamala Harris) zählen fast automatisch auf den Support Hollywoods und der Spendenbereitschaft der Clooneys, Streisands, Redfords und Pitts.

Statement noch nicht veröffentlicht

Aber der Goldstandard ist aktuell Taylor Swift, die vor vier Jahren vehement für Joe Biden warb – doch vor allem gegen Donald Trump sich verwahrte. Sie äußerte damals über ihre Plattformen: „Nachdem Sie während Ihrer gesamten Präsidentschaft das Feuer der weißen Vorherrschaft und des Rassismus geschürt haben, haben Sie die Frechheit, moralische Überlegenheit vorzutäuschen, bevor Sie mit Gewalt drohen?“

Ein solches Statement pro Kamala Harris ist noch nicht veröffentlicht worden. Und wird weiter erhofft. Einstweilen bleibt die Aufregung über den Gunstbeweis Brittany Mahomes gegenüber (deren Lebensgefährten beide prominente American-Football-Größen sind): Darf man mit einer Person befreundet sein, die politisch nicht auf der gleichen Welle schwimmt? Ist es moralisch, Menschen aus dem anderen Lager nicht nur okay zu finden, aber das nicht diskret, sondern mit Umarmung zu nobilitieren? Schließlich: Ruiniert es das eigene Leben, Freundschaft für höher zu halten als gemeinsames politisches Einverständnis?

Andererseits: Nach allem, was man wissen kann, hat ja Ms Mahomes nicht Wladimir Putin oder dem iranischen Religionsführer Sympathien zuerkannt, sondern einem Kandidaten einer Partei, den man nicht schätzen muss, aber doch ein politisches Angebot in einem demokratischen System wenigstens attestieren muss.

Swift zettelt mal wieder Diskurs an

Trump kann man, aus verstehbaren Gründen, in jeder Hinsicht ablehnen, doch seine WählerInnen mögen ihn, weil er, beispielsweise, politische Antworten parat hat, die sich nicht mit denen der Kamala-Harris-Leute decken – etwa in puncto Wokeness, Migrations- und Steuerpolitik. Seine Wählerschaft, so oder so, sind keine Wiedergänger von Nazimobs, auch wenn unter ihnen einige sich selbst so sehen.

Taylor Swift hat also – mal wieder – einen Diskurs angezettelt, auch und besonders dem linksliberalen und linken Spektrum gewidmet, der ziemlich gut in die Zeit passt: Gibt es so etwas wie Kontaktschuld, ruiniert man sich moralisch umfassend, wenn man mit Menschen anderer Meinungen gut klarkommt? Und dies auch weiter möchte?

Nur Taylor Swift kann hierzu ausdrücklich etwas sagen – nur sie kann es mit der öffentlichen Gesamtwucht ihrer Community aufnehmen. Sie würde fast unsterblich, tät sie einfach nur sagen: Brittany ist super und für den Rest: F*ck off!

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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11 Kommentare

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  • War noch etwas Platz auf dem Server oder wie ist dieser Beitrag zu verstehen? Wenn Freundschaften am Parteibuch scheitern stimmt irgendwas nicht mehr.



    Es sei denn sie wählen die FDP...

    :-)

  • Also ich weiß ja nicht was der Artikel soll. Wenn Taylor mit Britanny abgehangen hat, dann haben sie sicherlich nicht über Politik gesprochen. Denn sonst hätten sie wahrscheinlich keinen Spaß gehabt. Trump Anhänger sind durch das spalterische Gift ihres Idols kaum noch in der Lage einen vernünftigen Diskurs zu führen.



    Wichtig wäre an dieser Stelle eher ein Diskurs, dass Demokratie heutzutage auf dem Spiel steht. Und nicht solch ein launiger Artikel darüber ob Taylor es mal wieder lässig allen gezeigt hat.

  • Eine freundschaft mit andersdenkenden ist in Zeiten wie diesen sogar mehr als legitim, sie ist ein gutes Vorbild gegen die Blasenbildung.

  • Ich sehe es auch so - das gehört zum Thema Toleranz irgendwie dazu. Schlussendlich hat sie sich ja auch nun eindeutig dazu positioniert.

  • "Freundschaft mit Andersdenkenden ist legitim." ich würde sogar sagen ist essentiell!

  • "Freundschaft mit Andersdenkenden ist legitim" Wunderbares Statement. Danke dafür. Ja genau, da müssen wir hin....auch wenn es sicherlich für jeden mehr Energie erfordert als in der Vergangenheit. Zu extremer die Meinungen, zu vielschichtig das Meinungsspektrum in einer Person und zu narzisstisch die Gesprächspartner:innen.

  • "Gibt es so etwas wie Kontaktschuld, ruiniert man sich moralisch umfassend, wenn man mit Menschen anderer Meinungen gut klarkommt?"

    Taylor Swift hat schon SO viele Millionen allein mit ihrer persönlichen Antwort auf den Erwartungsdschungel verdient, in dem ein Star wie sie sich bewegt ("Shake it off!"), dass es ihr fast egal sein kann, ob die auch funktioniert. Am Ende werden jedenfalls die "wahren" Swifties ihr schnell vergeben, wenn sie auch weiter nach dieser Devise verfährt.

  • Ein Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft, persönlich trotz unterschiedlicher Meinung gut miteinander auskommen - in einer solchen Gesellschaft sollten wir alle leben wollen ...

  • „Wesentliche Teile der künstlerischen Systeme der USA, Hollywood zuerst und zuletzt, votieren seit jeher für die von den Demokraten ins Rennen geschickten Kandidierenden.“

    Ich dachte die Großmäuler hätten nach Trumps damaligen Wahlsieg alle die USA verlassen? Man kann ja auch in Europa, Bollywood und in Lagos Filme machen1!11

    Mal Spaß beiseite, als geschäftstüchtige Unternehmerin kann Frau Swift natürlich nicht zur Hälfte der potentiellen Kundschaft „Fuck off“ sagen.

    Und dann bin ich da mittlerweile generell skeptisch. Diese Distanzierei bewirkt wohl zunehmend das Gegenteil dessen, was man vorgibt damit bewirken zu wollen. Das wird von viel zu vielen Millionen nicht mehr als Warnung wahrgenommen, sondern als „Anti-Establishment-Gütesiegel“…

    Oder mal anders herum gedacht. Trump, Höcke, oder wie sie halt alle heißen… Würden die alten Tricks noch funktionieren, dann wäre Trump nur ein Späßchenmacher im Pay-TV und Höcke nur ein verhaltensauffälliger Dorflehrer. Das sind sie aber beide nicht, auch weil die alten Tricks, inkl. der Verhängung der Kontaktschuld, mittlerweile praktisch wirkungslos sind…

    • @Nafets Rehcsif:

      Tja, einen Tag später stehen sie blamiert da. Swift hat eine Wahlempfehlung für Harris ausgesprochen.



      Und warum liegen Sie so falsch?



      Weil Swifts Entscheidungen jetzt und in der Vergangenheit nie in erster Linie ökonomisch motiviert waren!



      Sie ist eine kreative Komponistin, Texterin, Performerin, Videoregisseurin, Schauspielerin, die liebt, was sie tut.



      U n d d a n n ist sie a u c h noch eine toughe Geschäftsfrau geworden.

      Das Geld treibt sie nicht an.



      Sie nimmt es verdientermaßen mit.

      • @Plewka Jürgen:

        Ich finde nicht, dass ich falsch liege. Swift hat zu niemandem „Fuck off“ gesagt, mir ist auch nicht bekannt, dass sie sich irgendwie ablehnend über Trumpwähler geäußert hätte.

        Es ging hier ja um die „Kontaktschuld“ und die demonstrative Verurteilung/Ablehnung/Ausgrenzung der Trumpwähler. Davon sehe ich noch immer nichts bei ihr, alles was ich sehe ist das blose Bekenntnis zu Harris.

        Im Übrigen finde ich Ihre überschwängliche Schwärmerei für eine durchschnittliche Multimillionärin aus den USA albern.