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Taylor Swift ist Person of the YearPopstar mit Macht

Carolina Schwarz
Kommentar von Carolina Schwarz

Das Magazin „Time“ ehrt dieses Jahr Sängerin Taylor Swift. Die Begründung scheint übertrieben, aber immerhin nutzt Swift ihre Macht verantwortungsvoll.

3 Cover für Taylor Swift Foto: Inez and Vinoodh for Time via reuters

N ach Wladimir Putin, Donald Trump und Elon Musk darf sich nun auch Taylor Swift so nennen: „Person of the Year“. Am Mittwochnachmittag unserer Zeit gab das Time Magazine bekannt, dass ihr als erstem weiblichem Popstar der berühmt-berüchtigte Titel verliehen wird.

Die Reihenfolge der bisherigen Ehrenträger lässt erahnen, dass die Vergabe relativ wahllos und vornehmlich an US-Amerikaner_innen erfolgt. Das Magazin erklärt, dass die Person geehrt werde, die für besonders viele Nachrichten gesorgt habe. Und das kann Taylor Swift in jedem Fall für sich beanspruchen. Ob ein neues Album, eine in Minuten ausverkaufte Welttournee oder ein Film über eben jene Tour – alles, was Taylor Swift ihren Fans, den sogenannten Swifties, hinwirft, bricht irgendwelche Rekorde.

Denn mit ihrer Popmusik – die durchaus angenehm zum Hören ist, aber keineswegs etwas Einzigartiges hat – schafft sie es, alle möglichen Menschen zu begeistern: Teenager und Renter_innen oder Republikaner_innen und Demokrat_innen. Und zwar nicht nur in den USA, sondern international.

Swift und ihre Fan-Community sind politisch

Die Swifties gelten als mächtigste Fan-Community aktuell. Dass damit auch Verantwortung und Macht einhergeht, hat Taylor Swift erkannt. Nach jahrelangem politischem Schweigen macht sie sich mittlerweile für verschiedene gesellschaftliche Anliegen stark: gegen Waffengewalt und für das Recht auf Abtreibung oder stärkere Selbstbestimmung von queeren Menschen. Und die Swifties folgen.

Erst kürzlich organisierten sich Fans aus Argentinien, um den rechten Präsidentschaftskandidaten Javier Milei zu verhindern. Erfolglos, wie wir heute wissen. Überhaupt sind die politischen Erfolge der Popsängerin und ihrer Fans derzeit noch nicht wirklich sichtbar. Die Begründung der Times scheint etwas übertrieben, wenn sie schreibt, Taylor Swift sei der „main character of the world“, der einen Weg gefunden habe, Grenzen zu durchbrechen.

Doch immerhin hat Taylor Swift keinen Krieg gestartet, Rechten eine demokratische Plattform überlassen oder mit rassistischer Hetze ein Land geführt. Damit ist sie ihren Vorgängern um einiges voraus – und das reicht in einem so dunklen Jahr wie 2023 vielleicht, um „Person of the Year“ zu sein.

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Carolina Schwarz
Ressortleiterin taz zwei
Ressortleiterin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Schreibt hauptsächlich über intersektionalen Feminismus, (digitale) Gewalt gegen Frauen und Popphänomene. Studium der Literatur- und Kulturwisseschaften in Dresden und Berlin. Seit 2017 bei der taz.
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10 Kommentare

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  • Um eines gleich vorweg zu schicken - ich bin kein Swiftie. Vermutlich fände ich nicht einmal 20% ihrer Songs so gut, dass sie in meiner Playlist landen und ich habe mir noch nicht einmal die Mühe gemacht nach ihnen zu suchen.



    Persönlicher Musikgeschmack hat aber nichts mit der Entscheidung des Time Magazines zu tun. Ein Umstand, den die Autorin des Artikels in großen Teilen zu ignorieren scheint.



    Was Taylor Swift zu einer zentralen Figur unserer heutigen Zeit macht, sind Entscheidungen, die die Branche in der sie unterwegs ist, revolutionieren. Sei es ihre eigenen Mastertapes neu aufzunehmen, um der Person, an die die ursprünglichen verkauft wurden, die Hohheit über ihre Musik zu entziehen. Sei es ihren Film von besagter Tour ohne die gängigen Producer zu veröffentlichen und sich rein auf die Marktmacht ihrer eigenen Vertriebskanäle zu verlassen.



    Sei es, dass sie es ist, in einer Beziehung mit einem der NFL Topstars, die Traffic auf seine Social Media Kanäle und Merchandise-Verkäufe bringt - nicht anders herum.



    Ihre zunehmende Politisierung und ihr Einfluss auf ihre Fanbase ist an dieser Stelle nur der nächste Punkt und wird seine Wirkmacht über die Zeit beweisen müssen.

    Was das Time Magazine hier tut ist aber, eine Frau über 30!!, in der Popkultur zu ehren, die sich eine generationenübergreifende Anhängerschaft über kluge Nutzung von Social Media und parasozialen Beziehungen aufgebaut hat und darüber stetig an Relevanz gewinnt.

    Ihre Musik muss man nicht mögen oder darf an ihr, wie im Artikel beschrieben sie als "keineswegs Einzigartig" empfinden. Für die Verleihung eines MTV Music Awards wäre das auch ein passendes Kommentar.

    Im Kontext der Entscheidung des Time Magazines greift dieser Artikel hier aber viel zu kurz und vergibt die Chance die Komplexität der Wirkmacht einer Künstlerin wie Taylor Swift in der heutigen Zeit zu analysieren und auch kritisch zu betrachten.



    Schade, liebe taz.

  • Ich kenne die immernoch nicht. Wenn RDL, FreeFM oder Radio Bern ihre Musik nicht spielen, ist sie und auch ihre Musik bedeutungslos.

    • @Troll Eulenspiegel:

      So wirds wohl sein ^^

  • klingt alltäglich, dünne Stimme und platte Inhalte....

    Reicht aber für " Person of the Year"

    Gut.... wer liest noch die Time ?

  • "Denn mit ihrer Popmusik – die durchaus angenehm zum Hören ist, aber keineswegs etwas Einzigartiges hat – ..."

    Himmel, was für ein oberflächliches Urteil - auf dem Niveau sollte man sich einen Artikel über Swift besser sparen. Swift ist eine außergewöhnliche Storytellerin, viele vergleichen sie inzwischen mit Dylan und Mitchell. Also bitte mal auf die Texte blicken und die Vielfalt ihrer Musik.

  • "Dass damit auch Verantwortung und Macht einhergeht, hat Taylor Swift erkannt. Nach jahrelangem politischem Schweigen macht sie sich mittlerweile für verschiedene gesellschaftliche Anliegen stark: gegen Waffengewalt und für das Recht auf Abtreibung oder stärkere Selbstbestimmung von queeren Menschen. Und die Swifties folgen."

    Gut, der Titel Person of the Year ist ja unabhängig von Moral und eine große Folgschaft zu haben berechtigt wohl zum Titel. Aber ich finde der Artikel ist undifferenziert. Taylor war jahrelang eine Nazi-Ikone und wurde als "arische Göttin" gefeiert, was sie auch wusste, zumindestens haben sich ihre Anwälte gegen einige Nazi-Memes eingeschaltet. Von ihr persönlich zu der Thematik nichts. Sich mal öffentlich davon zu distanzieren, kam nicht in Frage, das hätte ja potenzielle Fans vergrault und die Einnahmen geschmälert. Ich mache ihr ja keinen Vorwurf blond und blauäugig zu sein, aber wenn es zum Image gehört jahrelang nicht bei Nazis anecken zu wollen, könnte die taz gern einen Satz dazu verlieren.

    www.tagesanzeiger....wurde-651525920325

  • Taylor Swift beweist, dass frau Megastar sein und dabei integer bleiben kann. Wenn die Swifties nicht für Trump stimmen, hat sie die Ehrung mehr als verdient.

  • Ich finde die Entscheidung nicht schlecht, auch wenn ich kein Swift-Fan bin und vielleicht drei oder vier Lieder von ihr kenne. Auf den Bildern oben hätte ich sie nicht mal erkannt... Aber in den Nachrichten war sie tatsächlich recht dominant.

  • Nach Ghandi, Martin Luther King und Bono darf sich nun auch Taylor Swift so nennen: "Person of the Year".



    Das klingt besser als eure Einleitung.

    • @Stoffel:

      Finde ich nicht