TV-Duell Clinton gegen Trump: Die erste Runde im Ring
Die TV-Debatte zur US-Präsidentschaftswahl steht an: Clinton übt mit Trump-Doubles, Trump übt sich in Provokationen.
Angesichts dieser ungleichen Voraussetzungen richten sich die Hoffnungen jener, die an einer ernsthaften Debatte interessiert sind, auf den Moderator. Lester Holt von NBC soll in 90 Minuten all das wettmachen, was in eineinhalb Jahren falsch gelaufen ist: Er soll dafür sorgen, dass die beiden auf die Themen eingehen, er soll verhindern, dass sie die Unwahrheit sagen, und er soll persönliche Angriffe stoppen.
Auf dem Programm der ersten von insgesamt drei TV-Duellen stehen die Themenfelder „Amerikas Richtung“, „Wohlstand“ und „Sicherheit“. Das sind weite Felder, aus denen sich fast jedes beliebige Thema herausholen lässt. Die LeserInnen der linken Wochenzeitung The Nation möchten, dass die beiden KandidatInnen über Klimawandel, die zunehmende ökonomische Ungleichheit, die Militarisierung der Außenpolitik und Atombomben diskutieren. Das Wall Street Journal schlägt solche Themen wie die Dakota Pipeline und Unternehmenssteuern, aber auch „Drohnen“ sowie „Snowden“ vor.
Trump hat bereits im Vorfeld klargemacht, dass er sich nicht „übervorbereiten“ will, und seine Kampagnenauftritte ununterbrochen fortgesetzt. Als deutlichen Hinweis, dass er Tiefschläge erwägt, hat er am Samstag angekündigt, dass er Gennifer Flowers als seinen Gast in die erste Reihe in dem Auditorium der Hofstra-Universität in New York einladen wird, wo die Debatte stattfindet. Flowers hat schon im ersten Wahlkampf von Bill Clinton im Winter 1992/93 eine Rolle gespielt, als sie einer Zeitung Enthüllungen über ihr Verhältnis mit Clinton verkaufte und kurz danach Tonbandmitschnitte nachlieferte. Dieses Mal soll sie Hillary Clinton mit der Erinnerung an ihren untreuen Gatten destabilisieren. Und obwohl Trump ihren Vornamen im ersten Anlauf falsch schrieb, antwortete Flowers umgehend, dass sie zum Kommen bereit sei.
Clinton kann mit Bullys umgehen
Clinton ihrerseits hat ihren Kampagnenrythmus verlangsamt, um sich auf die Debatte vorzubereiten. Dabei hat sie verschiedene Männer die Rolle Trumps spielen lassen. Dass sie mit Bullys wie ihm umgehen und daraus sogar politischen Nutzen ziehen kann, hat sie schon vielfach unter Beweis gestellt – etwa als sie ihrem ersten Wahlkampf als Senatorin für New York ihren republikanischen Gegenspieler in die Sexismusfalle laufen ließ. Rick Lazio wollte, dass sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichnete, er verließ sein Pult, um zu ihrem zu gehen, und schwenkte den Text der Erklärung in der Luft vor Clinton. Viele unentschiedene Wähler, insbesondere Frauen, werteten diese Geste als invasiv und entzogen Lazio ihre Unterstützung.
Auch dieses Mal sind Frauen – speziell konservative, die gewöhnlich republikanisch wählen, aber Trumps sexistische Ausfälle mit Skepsis sehen – wieder eine der meistumworbenen Gruppen.
Moderator Holt ist in diesem Jahr von der „Vereinigung schwarzer Journalisten“ zum „Journalisten des Jahres ausgewählt worden. Trump, der auch bei seinen Meetings immer wieder vom Pult gegen angeblich linke Journalisten hetzt, hat Holt schon im Vorfeld als „Demokraten“ bezeichnet. Das stimmt genauso wenig wie viele andere Dinge, die Trump behauptet. Holt ist eingetragener Republikaner.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos