Syrische Flüchtlinge in der Türkei: Abschiebungen, die es nicht gibt
Menschenrechtler beschuldigen die Türkei, syrische Flüchtlinge systematisch abzuschieben. Hinweise darauf bestätigen sich jedoch nicht.
Amnesty International und Human Rights Watch werfen der Türkei auch vor, in großem Stil Syrer abzuschieben. Tausende seien zurückgeschickt worden, berichtete Amnesty kürzlich. Der türkische Regierungschef Davutoğlu dementierte das am Samstag vehement.
Vor einem Jahr seien in dem Grenzort Akçakale südlich von Sanliurfa, junge Männer, die kein Kimlik hatten – das ist ein Ausweis, der Syrer einen minimalen Schutz gewährt – von der Polizei festgenommen und abgeschoben worden. Seitdem habe es aber entlang der gesamten, rund 200 Kilometer langen Grenze zwischen Akçakale und Kilis keine derartigen Zwischenfälle mehr gegeben, sagten Flüchtlinge und syrische Aktivisten übereinstimmend.
Das Projekt: Die Europäische Grenzpolitik will Flüchtlinge von Europa fern halten. Aber für fliehende Menschen gibt es oft keinen Weg zurück. Es entstehen neue Routen, andere Wege. In einer interaktiven Onlinegrafik auf taz.de/fluchtrouten zeigen wir, wie politische Entscheidungen die Fluchtrouten in den vergangenen beiden Jahren beeinflusst haben.
Weiter westlich wurden nach Auskunft eines syrischen Grenzwächters vor einer Woche zehn Syrer, ebenfalls junge Männer, abgeschoben. Wie die Aktivisten und Flüchtlinge spricht auch der Grenzer von Einzelfällen. Systematische Abschiebungen gebe es indes nicht, schon gar nicht von Familien. Die jungen Männer seien verdächtig gewesen, sagen die Syrer. Das heißt: Die Türkei verdächtigte sie, IS-Extremisten zu sein.
Trotzdem ist die Türkei nicht für alle Syrer sicher. In Gaziantep und Sanliurfa wurden in den letzten Monaten vier syrische Aktivisten und Journalisten ermordet. Unter den Aktivisten ist die Angst vor weiteren Morden sowohl durch IS-Extremisten wie durch Gefolgsleuten des syrischen Regimes groß.
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