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Syrien geht gegen Kämpfer vorMilizionäre des Palästinensischen Islamischen Jihad verhaftet

Damit soll die neue Regierung US-Forderungen zur Aufhebung der Sanktionen nachkommen. Syrien galt lange als sicherer Hafen für palästinensische Milizen.

Ein Mitglied des Palästinensischen Islamischen Dschihads hier aktiv in Khan Younis Gaza Foto: Ramadan Abed/reuters

Berlin taz | Die Zeiten, in denen Syrien ein Hafen für militante palästinensische Gruppen war, scheinen vorüber: Bereits vor einigen Tagen, so verschiedene Medienberichte, soll die neue Regierung in Damaskus zwei wichtige Offizielle des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) festgenommen haben. Das hat die Regierung zwar nicht offiziell bestätigt, der PIJ aber schon. Bei den beiden handelt es sich um Khaled Khaled, verantwortlich für Syrien innerhalb des PIJ und Abu Ali Yasser, Kopf des Exekutivkomitees der Miliz in Syrien.

Wie auch die Hamas hat der PIJ sich dem islamistisch geprägten Widerstand gegen den Staat Israel verschrieben. Von einer Zweistaatenlösung und diplomatischen Verhandlungen, wie sie die Palästinensische Autonomiebehörde verfolgt, hält sie nichts. Die Gruppe gilt als Ableger der Muslimbruderschaft und wird von der Islamischen Republik Iran unterstützt. Sie hat gerade im Westjordanland in den vergangenen Jahren an Macht gewonnen, auch an dem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 war sie beteiligt.

Unter dem Regime von Ex-Diktator Baschar al-Assad, das im Dezember 2024 fiel, hatte der PIJ in Syrien sein Hauptquartier aufgebaut. Auch die beiden wichtigsten Männer der Organisation, Anführer Ziyad Nakhaleh und der Leiter ihres militärischen Flügels Akram Al-Ajouri, lebten dort. Mit dem Ende des Assad-Regimes verließen beide Berichten zufolge zügig Syrien: Nakhalah soll sich mittlerweile in der Islamischen Republik Iran – die den PIJ großzügig unterstützt – aufhalten. Al-Ajouri soll in den Irak, wo proiranische Milizen weiter eine starke Präsenz haben, geflohen sein.

Nach Angaben des israelischen öffentlichen Rundfunksenders Kan soll Nakhalah gefürchtet haben, vom israelischen Militär getötet zu werden. Das hatte im März 2025 das Hauptquartier des PIJ im Nordwesten von Damaskus bombardiert.

Palästinenserpräsident Abbas besuchte jüngst Damaskus

Dass die neue syrische Regierung nun selbst gegen den PIJ vorgeht, hängt laut dem Syrien­experten Charles Lister mit Forderungen der USA zusammen. Als Bedingung für die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien solle die Regierung in Damaskus unter anderem „eine öffentliche Erklärung abgeben, in der ‚palästinensische Milizen‘ aus dem syrischen Hoheitsgebiet verbannt und ihre Mitglieder ausgewiesen werden“, so Lister. Und dass der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas jüngst Damaskus besuchte, müsse im Licht dieser Bedingung betrachtet werden.

Bis zum Beginn des Aufstands gegen Assad im Jahr 2011 und den darauffolgenden syrischen Bürgerkrieg lag auch das Hauptquartier der Hamas in Damaskus. Im Januar 2012 gab die Gruppe es auf – nach eigenen Angaben als Reaktion auf die brutale Niederschlagung der Aufstände durch das Regime.

Nach dem Sturz des Assad-Regimes hatte PIJ-Anführer Nakhalah erklärt: Man hoffe, dass „Syrien ein echter Unterstützer des palästinensischen Volkes und seiner gerechten Sache“ bleibe. Die Vorstellungen darüber divergieren offensichtlich.

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