Susan Wiles wird Stabschefin: Die Frau hinter Trump, die Washington umkrempeln will
Susan Wiles, auch Susie genannt, wird von Donald Trump zur Stabschefin ernannt. Seit über vier Jahrzehnten ist sie für die Republikaner aktiv.
Stabschefin im Weißen Haus ist vermutlich die wichtigste Position, die in einer neuen US-Administration zu vergeben ist. Zum ersten Mal in der US-Geschichte wird dieser Posten an eine Frau vergeben: Am Donnerstag gab Donald Trump bekannt, die 67-jährige Susan Wiles mit dieser Aufgabe zu betrauen. Es war die erste offizielle Personalentscheidung des gewählten Präsidenten.
Die meisten US-Amerikaner*innen mögen Wiles zum ersten Mal bei Trumps Siegesrede am vergangenen Mittwoch in Florida gesehen haben. Da stand sie, die Trump als Wahlkampfmanagerin zum Sieg verholfen hatte, mit auf der Bühne, wurde von Trump auch nach vorne gebeten – wollte aber wie immer nicht vors Mikrofon treten.
Im Unterschied zu anderen, die erst durch Trump zu politischem Einfluss gelangten, ist Wiles seit über vier Jahrzehnten in unterschiedlichen Positionen für die Republikaner*innen aktiv. Schon mit 23 Jahren arbeitete sie in Ronald Reagans Wahlkampfteam. Seither hat sie als Beraterin in unzähligen Wahlkämpfen geholfen – nie im Vordergrund, aber in immer höheren strategischen Funktionen.
Zu Trump stieß sie 2016, zunächst als Managerin seines Wahlkampfes im damals noch als Swing State geltenden Florida, wo sie lebte und schon ab 2010 den Aufstieg des Republikaners Rick Scott in die Wege geleitet hatte. Scott wurde 2010 zum Gouverneur gewählt, 2018 zum Senator. Auch sein Nachfolger als Gouverneur, Ron DeSantis, ließ seinen Wahlkampf von Susie Wiles managen. Sie gewannen alle.
Wiles ist seit über vier Jahrzehnten für die Republikaner aktiv
Nach Trumps Abwahl 2020 verlegte er seinen Wohnsitz nach Mar-a-Lago, Florida – und legte seine politischen Operationen komplett in ihre Hände, inklusive der Organisation seiner Verteidigung gegen die Vielzahl an Anklagen. Als Trump schon 2022 seine erneute Kandidatur erklärte, war Wiles fest an Bord.
In seiner ersten Amtszeit verschliss Trump mehrere Stabschefs. Der erste, Reince Priebus, war nach Trumps überraschendem Wahlsieg im November 2016 auf den Posten berufen worden. Damals war Trump noch Außenseiter in der Republikanischen Partei, und Priebus, Chef des Republican National Comittee, sollte die Schnittstelle bilden. Das ging nicht lange gut: Schon nach einem halben Jahr flog Priebus hochkantig raus, drei weitere Stabschefs folgten ihm. John Kelly, der am längsten durchhielt, bezeichnet Trump heute als Faschisten.
Trump schätzt Loyalität über alles, das ist bekannt. Susan Wiles überspringt diese Hürde offenbar mit Leichtigkeit, führt Trumps Willen effizient aus – und bringt Disziplin in die Operationen des für seine Impulsivität und Sprunghaftigkeit bekannten Trump, ohne ihn zu belehren und zurechtzuweisen. Auch von demokratischer Seite aus wurde ihr zugestanden, für Trump einen überaus effizienten Wahlkampf geführt zu haben. Ob sie Trumps ausfallende, beleidigende und rassistische Aussagen dabei gutgeheißen oder einfach nur weggesteckt hat, ist nicht bekannt.
Medienkommentator*innen gehen davon aus, dass Wiles als überzeugte Konservative recht früh erkannt hat, dass in Trumps Person das Potenzial steckt, Washingtons Regierungsinstitutionen auf genau die Art dauerhaft umzukrempeln, wie sie im „Project 2025“ der Heritage Foundation beschrieben wird: nachhaltig rechtskonservativ und fast unumkehrbar. Dass sie als Bedingung für den Stabschefposten genannt haben soll, volle Kontrolle über den Zugang zu Trump zu haben, spricht sehr dafür, dass sie es mit der Macht ernst meint.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels