Super Bowl in den USA: Weiße Dominanz

Einmal in der NFL zu spielen, das ist der Traum vieler Schwarzer Jungs. Clubchefs und Trainer sind hingegen fast ausschließlich Weiße.

Footballspieler feiern den Sieg.

Spieler der Los Angeles Rams feiern mit der Lombardi-Trophäe nach dem Sieg im Super Bowl Foto: Mark J. Terrill/ap/dpa

In der Halbzeit des Super Bowl standen am Sonntag erstmals Rapmusiker im Zentrum der Show. Einer der Musiker durfte mit Zustimmung der National Football League (NFL) auf dem Spielfeld knien. Der das tat, war der weiße Sänger Eminem, während die Schwarzen Kollegen rund um ihn stehen blieben. Das sind Fortschritte und Zeichen einer vorsichtigen Kehrtwende.

Sie zeigen, dass die NFL verstanden hat, dass sie sich nicht weiter vor den Realitäten in den USA verschließen kann. Selbst wenn sich konservative Weiße, die sich nicht nur gegen die politischen Botschaften, sondern auch gegen die Ästhetik und die Wortwahl von Schwarzen Rappern sperren, darüber empören werden. Aber die Halbzeitshow zeigt zugleich, dass die NFL vorsichtig agiert. Sie hat etablierte Rapper in den 40er und 50er Jahren ihres Lebens engagiert, die auch die politischen Details ihrer Show abgesprochen haben – und keine jungen Radikalen.

Wenn irgendwo die rassistischen Verhältnisse in den USA unübersehbar sind, dann bei der NFL. Die Liga steht für die Träume von Millionen Schwarzen Jungen, die hoffen, über Football zu Geld und Ruhm zu kommen. Aber sie steht zugleich für die anhaltenden gesellschaftlichen Blockaden. In diesem Februar 2022 hat die NFL 32 Mannschaften und exakt zwei Schwarze Cheftrainer. Sie hat fast zwei Drittel Schwarze Spieler, aber keinen einzigen Schwarzen Mannschaftseigentümer.

Und sie hat den Quarterback Colin Kaepernick, der als Erster den Mut aufbrachte, zur Nationalhymne zu knien, um Rassismus und Polizeigewalt anzuprangern, von ihren Spielfeldern gedrängt. Bei der NFL dürfen Schwarze Männer gegeneinander kämpfen und sich die Köpfe ramponieren, wie einst die Gladiatoren. Aber das Sagen haben weiße Männer. Um solche Ungleichheiten zu beenden, ist sehr viel mehr nötig als eine gut choreografierte Show vor 100 Millionen Zuschauern.

Wenn die NFL mit ihrem institutionalisierten Rassismus brechen will, muss sie das All-White-Boys-System an ihrer Spitze beenden, bei dem weiße Superreiche die Regeln für das größte Sportereignis der Welt bestimmen. Da ist Schwarze Leadership nötig.

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