Football-Profiklub zum Verkauf: Nichts für arme Millionäre

Die Washington Commanders könnten in der National Football League bald zum Verkauf stehen. Doch wer mag sich den Traditionsklub noch leisten?

Spieler der Washington Commanders kommen durch künstlichen Nebel auf den Platz

NFL-Ritual vor Spielbeginn: Dyami Brown von den Washington Commanders muss durch den Nebel Foto: Geoff Burke/US Today Sports/reuters

Kevin Durant kann ziemlich gut Basketball spielen. So gut, dass ihm die Brooklyn Nets im Moment jährlich nahezu 50 Millionen Dollar für seine Dienste zahlen. Aber selbst für einen solch reichen Menschen hat sich Durant ein allzu teures Hobby ausgesucht: Der NBA-Superstar möchte einen Football-Verein kaufen.

Nicht irgendein Team allerdings, sondern die Washington Commanders. Die sind nicht nur der Lieblingsverein des in der US-Hauptstadt geborenen und aufgewachsenen Durant, sondern einer der traditionsreichsten Klubs der NFL. Allerdings ist Washington aktuell auch die am schlechtesten geführte Franchise in den großen US-amerikanischen Sportligen – und trotzdem kein Schnäppchen. „Ich würde sehr gern ein bisschen was von meinem Geld geben, um wenigstens einen Teil der Commanders zu besitzen“, sagte Durant einem Sportsender. Eine realistische Einschätzung. Denn das Vermögen des 34-Jährigen wird zwar auf mehr als 200 Millionen Dollar geschätzt, der Wert des Klubs aus Washington aber auf mehr als 5 Milliarden Dollar.

Als Käufer werden deshalb auch ganz andere Namen gehandelt. Jeff Bezos soll etwa Interesse haben. Aber selbst für den Amazon-Chef dürfte der Preis zu hoch sein. Noch gehören die meisten NFL-Teams einzelnen Milliardären oder reichen Familien, aber diese Zeiten gehen zu Ende. Der Erfolg des umsatzstärksten Sportunterhaltungsbetriebs der Welt frisst seine Urheber: Die Franchises werden immer unbezahlbarer, und so dürfte auch Bezos nur Teil eines neuen Besitzerkollektivs sein.

Wenn er denn zum Zug kommt. Commanders-Eigentümer Dan Snyder hat zwar eine Anwaltskanzlei beauftragt, „finanzielle Transaktionen sondieren zu lassen“. Aber noch sind es Gerüchte, dass er tatsächlich verkaufen will. Und Wunschdenken: Denn der 58-jährige Snyder ist der mit Abstand unbeliebteste Klubeigner im US-Sport.

Viele Klagen gegen den Klub

Die Fans hassen ihn, weil die Mannschaft unter seiner Regie erfolglos ist. Die Ureinwohner hassen ihn, weil er sich jahrelang gesperrt hat gegen die Umbenennung des Teams von Redskins in Commanders. Die Lokalpolitik hasst ihn, weil er sie seit Jahren zu erpressen versucht, seinem Klub ein neues Stadion bauen zu lassen. Ja, selbst seine NFL-Milliardärkumpels hassen ihn, weil er schlecht für das Image der Liga ist.

1999 kaufte Snyder die damaligen Redskins für 800 Millionen Dollar. Seitdem hat er die einstmals ruhmreiche Franchise verkommen lassen. Nicht nur dass die Kapazität des Stadions von 90.000 auf 64.000 reduziert wurde, weil die Zuschauer wegbleiben. Aktuell laufen mehrere Untersuchungen und Klagen gegen den Klub, erst in der vergangenen Woche eröffnete ein Staatsanwalt ein Verfahren gegen die Commanders. Es geht um toxische Arbeitsplatzatmosphäre, um sexuelle Belästigung und finanzielle Unregelmäßigkeiten. Mehrere Frauen haben Vorwürfe erhoben gegen leitende Angestellte des Klubs, Snyder selbst soll in seinem Privatjet eine Frau attackiert haben. Dauerkartenbesitzer sollen um Geld betrogen, Abrechnungen manipuliert und Steuern hinterzogen worden sein.

Snyder darf sich seit einer ligainternen Untersuchung von 2020 nicht mehr einmischen ins Tagesgeschäft seines Klubs, das nun – zumindest offiziell – von seiner Ehefrau geführt wird. Aber angesichts der Abgründe fragen sich viele, warum er überhaupt 23 Jahre lang Eigentümer eines NFL-Klubs bleiben durfte. Glaubt man Berichten seriöser Medien, soll Snyder von Privatdetektiven Material hat sammeln lassen, um andere Besitzer und NFL-Chef Roger Goodell erpressen zu können. Niemand weiß, was in diesen Akten stehen könnte, aber die Liga hat solch eine Angst vor weiteren Schmutzkampagnen, dass sie den Besitzer der Commanders mit Samthandschuhen anfasst.

Jetzt hoffen viele, dass Snyder sich zurückziehen und den Klub verkaufen wird. Auch Kevin Durant: „Als Fan bin ich begeistert, wenn die Commanders zum Verkauf stehen.“ Der Basketballprofi schätzt seine Chancen aber eher gering ein: „Die Franchise ist eine der lukrativsten in der ganzen NFL, es wird eine Menge Leute geben, die den Klub kaufen wollen.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.