Südkorea und der Nordkorea-Konflikt: Keine „Moon-Shine“ Politik

Welche Rolle bleibt dem linksliberalen Präsidenten Moon Jae In im eskalierenden Konflikt zwischen Nordkorea und den USA? Die eines Statisten.

Ein MaNN, Moon Jae In

Moon Jae In gerät innenpolitisch unter Druck Foto: dpa

SEOUL taz | Spätestens seit dieser Woche ist Moon Jae Ins linksliberale Regierung endgültig auf dem Boden der nordkoreanischen Realität angekommen: Monatelang hatte Moon seinen Arme nach Pjöngjang ausgestreckt, stellte Hilfen in Aussicht und suchte den Dialog. In Anspielung an den „Sonnenschein“-Politik genannten Entspannungskurs des verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Kim Dae Jung war schon von einer Moon-Shine-Politik die Rede.

Doch Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zeigte Moon die kalte Schulter und trieb sein Atom- und Raketenprogramm voran. Nach Kims Logik machen Gespräche mit Südkorea keinen Sinn. Denn demnach ist der Süden nur ein von den USA besetzter Marionettenstaat.

Südkoreas Präsident gerät innenpolitisch zunehmend unter Druck, Härte zu zeigen. Am Dienstag forderte Seouls Verteidigungsministerium stärkere Sanktionen, laut Außenministerin Kang Kyung Wha sollte ein Ölstopp diskutiert werden. Das könnte die ohnehin desolate Wirtschaft Nordkoreas zum Erliegen bringen.

Doch das geht immer mehr Südkoreanern nicht weit genug. Am Dienstag versammelten sich erneut konservative Senioren vor dem Präsidentensitz, um von den USA Atombomben zu fordern. „Wir wollen keine Geiseln nordkoreanischer Atombomben sein“, sagt Soh Kyung Suk, der die Demo mitorganisiert hat. „Der einzige Ausweg ist, dass wir auf Atombomben mit eigenen Atombomben entgegnen“, sagt Sohn.

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich als Vermittler in der Krise um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm angeboten. Er habe den Konfliktparteien seine Bereitschaft dazu mitgeteilt, erklärte Guterres am Dienstag in New York. Eine militärische Konfrontation der verfeindeten Atommächte hätte schreckliche Konsequenzen, unterstrich Guterres. Außerdem verurteilte er die Raketen- und Atomwaffentests Nordkoreas. Dadurch würden die regionale und die internationale Sicherheit erheblich gestört. (epd)

Andere halten weiter nichts von solchen Forderungen. „Bei Moons Dialogpolitik geht es vor allem darum, eine längerfristige Friedensvision zu haben. Diplomatische Lösungen zu suchen ist weiter vernünftig“, sagt Friedensaktivist Lee Hyun Young. In diesem Sinne sei Moons Nordkorea-Politik nicht gescheitert. Moon selbst nannte die Situation am Dienstag „frustrierend und schwierig“. Welche Option er auch ergreift: Im Konflikt zwischen Pjöngjang und Washington ist Moon derzeit nur Statist.

Trotz der Spannungen geben sich die Menschen in Seouls Zentrum auch heute gelassen. Das Rathaus veranstaltet ein „Chilli“-Festival, bei dem die Besucher feuriges Essen aus dem Südwesten des Landes probieren konnten. Unter der heiteren Oberfläche zeigen sich einige Bürger jedoch besorgt: „Natürlich habe ich Angst“, sagt die 36-jährige Han Jeong Hyun, Mutter eines fünf Monate alten Sohnes.

In der Zeitung hat sie beim Frühstück ein düsteres Szenario lesen müssen „Hätte Nordkorea eine solche Bombe ins Zentrum Seoul geworfen, wäre ich sofort gestorben. Ich möchte, dass meine Kinder in Frieden aufwachsen.“

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