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Studierende auf dem Wohnungsmarkt„Auch Studierende sind wohnungslos“

Wohnungsnot betrifft Studierende besonders, sagt Sophie Uhlig von der LandesAstenKonferenz. Mit einem Aktionstag starten sie nun ihren Protest.

Längst nicht je­de:r kommt in Studierendenwohnheimen unter Foto: dpa / Jens Kalaene
Timm Kühn
Interview von Timm Kühn

taz: Frau Uhlig, mit welchen Problemen sind speziell Studierende auf dem Wohnungsmarkt konfrontiert?

Sophie Uhlig: Die Lage ist für alle Mie­te­r:in­nen aufgrund der extrem hohen Mieten katastrophal. Studierende betrifft besonders, dass der Bafög-Höchstsatz fürs Wohnen auf lächerliche 325 Euro angesetzt ist. Das ist natürlich absolut nicht ausreichend, um in Berlin eine Wohnung zu finden. Viele Studierende bringt das in große finanzielle Probleme, sodass sie sich fragen müssen, ob sie ihr Studium überhaupt weiterführen können.

Wird Studieren so noch mehr zu einem Privileg bürgerlicher Schichten?

Auf jeden Fall. Ich erlebe das in meinem eigenen Studienfach Psychologie, wo ich einer der wenigen Menschen bin, die aus einer Ar­bei­te­r:in­nen­fa­mi­lie entstammen, in der die Eltern eben keinen Hochschulabschluss oder Abitur haben. Man erlebt immer mehr, dass durch die hohen Mieten da eine noch krassere Auswahl stattfindet. Es geht ja auch nicht nur um die Frage ob studieren möglich ist, sondern auch wo studieren eine Option ist. Viele junge Ber­li­ne­r:in­nen müssen aus der Stadt wegziehen, obwohl sie hier Familie haben. Wie viele Studierende wohnungslos sind, wird überhaupt nicht erfasst.

Was machen denn Studierende, die wohnungslos sind?

Nur wenige Studierende landen wirklich auf der Straße, die meisten schlagen sich irgendwie von Zwischenmiete zu Zwischenmiete durch oder schlafen auf der Couch von befreundeten WGs. Das passiert gerade zu Semesterbeginn. Irgendwann finden die meisten dann was, aber wer wohnungslos ist, unterschreibt auch teure Mietverträge, die er oder sie sich eigentlich nicht leisten kann.

Im Interview: Sophie Uhlig

Sophie Uhlig (22) studiert Psychologie an der Freien Universität. Darüber hinaus ist sie Sozialreferentin im AStA der FU und Mitglied der LandesAstenKonferenz Berlin.

Wie hat sich die Pandemie auf die Wohnsituation Studierender ausgewirkt?

Noch sind die Folgen gar nicht einschätzbar. Viele sind während der Pandemie zu ihren Eltern zurückgezogen und kommen jetzt zurück nach Berlin. Das kommt noch zu den vielen Erstsemestlern hinzu, die jetzt nach Berlin ziehen. Dabei ist der Wohnungsmarkt genauso erschöpft wie zuvor. Die Pandemie hat die Situation also wohl verschärft.

Welche politischen Forderungen stellt die LandesAstenKonferenz?

Auch wenn es keine Dauerlösung ist: Der Senat muss für dieses Semester wieder Notunterkünfte für Studierende bereitstellen. Es braucht aber einfach mehr Plätze in Studierendenwohnheimen, mehr Sozialwohnungen und sozialen Wohnungsbau… Auch die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne wird helfen. Alle bekannten Probleme des Wohnungsmarkts gelten ja für Studierende genauso wie für den Rest der Bevölkerung. Für alle, die Hilfe brauchen, bieten wir als AstA Sozialberatung an und vermitteln auch Mietrechtsanwälte.

Im Aufruf für Ihren Aktionstag am Freitag sprechen Sie von einer „unglücklichen Doppelrolle“, in der sich Studierende auf dem Wohnungsmarkt befänden. Was meinen Sie damit?

Häufig werden Studierende als An­trei­be­r:in­nen der Gentrifizierung gesehen, weil eine WG für fünf Studierende nun mal teurer vermietet werden kann als die Wohnung einer Familie mit Kindern. Auch, weil viele Studierende heute mega viel arbeiten. Stu­den­t:in­nen würden ja Plätze in Studierendenwohnheimen annehmen, wenn es diese gebe. Das Argument ist deshalb Humbug. Die Luxusbauten werden nicht für Stu­den­t:in­nen gebaut.

Was ist mit Luxusquartieren für Studierende, wie etwa das „Student Hotel“ am Alexanderplatz?

Das ist nur Wohnraum für finanziell gut ausgestattete Studierende mit einem bestimmten Background. Dabei würden gerade die auch anderswo Wohnraum finden. Solche Angebote helfen nicht, das Problem zu lösen.

Was ist am Aktionstag geplant?

Wir wollen uns verstärkt mit dem Wohnen-Thema auseinandersetzen, weil am Wochenende die Mietendemo ansteht und bald auch über die Enteignung großer Immobilienkonzerne abgestimmt wird. Es werden viele Stadtinitiativen Inputvorträge halten, etwa die Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen oder die Berliner Mieter:innengewerkschaft. Dazu gibt es kostenfreie anwaltliche Mietrechtsberatung, verschiedene Infostände, auch Snacks und kalte Getränke. Es geht ja auch darum, dass sich Studierende austauschen und vernetzen.

Aktionstag studentisches Wohnen der LandesAstenKonferenz von 12 bis 19 Uhr auf dem Tempelhofer Feld, Neuköllner Seite am Fahrradcontainer – Mietendemo am Samstag ab 13 Uhr am Alexanderplatz

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2 Kommentare

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  • Warum sollten Studenten Heime gebaut werden, Azubis aber nicht? Immerhin bekommen die Studenten schon ihr Studium von der Allgemeinheit bezahlt. Just sayin’.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Studenten müssen eine Unterkunft für max. 350 € angeboten werden.



    Baut mehr Studentenheime!!!!! Geld ist genügend vorhanden. Man muss es nur richtig einsetzen. Die dümmlichen Wahlplakate beispielsweise hätte man sich schenken können.



    Diese jungen Leute sind unsere Zukunft und so geht man mit ihnen um. Unglaublich!