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Studie zu sexistischen GamernDie bösen Loser

Jetzt ist es raus: Vor allem erfolglose Männer neigen dazu, Frauen zu beleidigen. Das zeigt eine Studie mit dem Videospiel „Halo 3“.

Hoffentlich staunt er gerade nur über seine geile Punktzahl. Foto: imago/Schöning

„Sexisten sind Loser“ – so könnte das Fazit der Studie lauten. Michael Kasumovic und Jeffrey Kuznekoff, Wissenschaftler der University of New South Wales und der Miami University, haben untersucht, wie Männer während des Videospiels „Halo 3“ mitspielende Frauen behandeln. Ergebnis: Die erfolgreichen Spieler sind nett zu den Frauen, genau wie die Männer untereinander. Nur schlechte Spieler werden beleidigend – ausschließlich zu den weiblichen Mitspielerinnen.

Die Medienkritikerin Anita Sarkeesian startete 2012 das Online-Projekt „Tropes vs. Women in Video Games“, das auf stereotypische Darstellungen von Frauen in Videospielen aufmerksam machen sollte. Beispiele für klischeehafte Frauenrollen sind unter anderem: die Frau in Not, die von einer männlichen Figur gerettet werden muss, oder die Frau als halbnackte Kämpferin. Unmittelbar nach dem Projektstart erhielt Sarkeesian Beschimpfungen, Vergewaltigungs- und Morddrohungen.

Der Hintergrund: Die Gamer-Szene war lange Zeit eine reine Männerdomäne. Die These, die zu Beginn der Studie stand, war: Dringen Frauen in männliche Hierarchien ein, verleitet dies die schwachen männlichen Mitglieder der Hierarchie zu feindlichem Verhalten, da diese um ihren sowieso schon niedrigen Platz in der bisherigen Struktur fürchten.

Sarkeesian ist noch einen Schritt weiter gegangen: Sie steht nicht nur dazu, ihr Leben lang Videospiele gespielt zu haben, sondern kritisiert diese auch noch.

Ob es jetzt was bringt, diejenigen, von denen die Beschimpfungen kommen, ganz offiziell als Loser zu brandmarken?

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12 Kommentare

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  • Klarer Fall von "Der Fuchs und die Tauben" aus meiner Sicht - und wahrscheinlich auch auf die Welt außerhalb von "Halo" übertragbar: Wenn wenige Frauen und ein Überangebot an pubertierenden Y-Chromosomträgern aufeinandertreffen, ist es nahezu unvermeidlich, dass die beteiligten Jungs sich ausrechnen, ob sie Chancen sie bei den anwesenden Damen hätten. Und je simpler die soziale Situation gestrickt ist, desto genauer ist den Verlierern klar, wo sie stehen. Zur Kompensation machen sie dann schlecht, was sie nicht bekommen können.

     

    Ähnliche Mechanismen mögen auch im richtigen Leben vielfach der Hintergrund sexistischer Ausfälle sein, aber das generelle Problem spielt sich - meines Erachtens - auf einer anderen Ebene ab. Deshalb halte ich die eher plumpe Verallgemeinerung, die der Artikel lanciert (Loser sind Sexisten => Sexisten sind Loser), für am Thema vorbei: Ja, Loser können unter bestimmten Bedingungen zur Kompensation durch sexistisches Gebahren neigen, aber das langfristige Problem sind eher jene Sexisten (beiderlei Geschlechts), die KEINE Loser sind.

  • Wenn das: "Nur schlechte Spieler werden beleidigend – ausschließlich zu den weiblichen Mitspielerinnen." in der Studie raus gekommen ist, ist sie das Papier nicht wert, auf dem sie vielleicht gedruckt wird.

     

    Denn das ist Blödsinn - RageKids flippen auch in rein männlichen Umfeld aus.

     

    Außerdem möchte ich bezweifeln, dass nur schlechte Spieler beleidigend werden - einfach mal bei Youtube sogenannte Raids suchen - da werden gerne Streamer allen Geschlechts von teils wirklich guten Spielern so richtig schön vorgeführt.

     

    Vielmehr glaube ich, dass die Autorin hier:

    - die Studie nicht richtig gelesen/verstanden/verarbeitet hat

    - einfach nur mal wieder Frau S. ins Rampenlicht bringen wollte

    - keine Ahnung von "Gamern" hat

    - die Kunst der logischen Schlussfolgerung nochmal üben sollte

    • @AnZweifler:

      Aber Hallo! Sie wollen doch wohl nicht, sehr geehrter ANZWEIFLER, dass wir Sie für einen Loser halten, oder? Also bitte: Hören Sie auf, sich wie ein Proband dieser Studie zu benehmen. Und bedenken Sie bitte: Juliane Fiegler mag vielleicht nicht perfekt sein, aber sie hat Ihnen immerhin eine Chance geboten, sich selbst und andere zu reflektieren. Ich finde, dafür hat sie Respekt verdient. Ohne diese Frau wüssten sie gar nichts von dieser Studie und ihren Ergebnissen. Sie könnten also auch nicht herfallen über ihre „Mitspielerin“ Fiegler, die (anders als Sie selbst) schon „drin“ ist im Spiel, wenn auch noch recht weit unten. Was Sie "glauben" interessiert hier höchstwahrscheinlich niemanden. Wir wollen höchstens wissen, was sie begründen können. Zumindest geht das mir so.

       

      Und nun gehen Sie bitte in Ihr stilles Kämerlein und üben noch ein ganz klein wenig "die Kunst der logischen Schlussfolgerung". Und kommen Sie bitte erst zurück, wenn Sie glauben, dass Sie Fortschritte gemacht haben.

  • "„Sexisten sind Loser“ so könnte das Fazit der Studie lauten."

     

    Nein, könnte es nicht. Es könnte lauten: "Loser tendieren unter spezifischen Bedingungen zu Sexismus."

  • Hört sich ein bisschen nach Blutrausch im Wolfsrudel an.Die starken Weibchen verbünden sich mit den Alfa-Rüden um über die untere Hierarchie herzufallen.

    Vieleicht sollten alle mal wieder zu Dr.Jekyll werden und ihre eigene Spezies im anderen wieder erkennen.

  • spannend wäre die Frage, ob gewisse Leute Frauen (oder wen auch immer) beleidigen, weil sie Looser sind - ober ob diese Leute Looser sind, weil sie beleidigen.

     

    Ich vermute, dass die Neigung, eigene Misslaune an vermeindlich Schwächeren auszulassen, während man zu vermeindlich Stärkeren höflich bleibt, ein guter Schritt auf dem Weg zu Looser ist - nicht nur im Spiel. Weil eine Gruppe die asozialen Element eben aussondert - ein evelutionäres Verhalten, das einige Vorteile bringt.

    • @uli moll:

      Danke für diesen Aspekt. Diese Frage ist wirklich eine ziemlich spannende. Vermutlich ist das wieder einer dieser Selbstverstärkungsmechanismen.

       

      Wir alle werden früher oder später mit unseren Schwächen konfrontiert. Meistens überstehen wir das ohne größeren "Knacks". Manchmal aber treffen Beschimpfungen uns in einer Verfassung, in der unser psychisches "Immunsystem" defekt ist. Dann bleiben Risse, die den Anfang vom Ende unserer Sozialkompetenz sein können.

       

      Beleidigungen stelle ich mir wie Grippeviren vor. Sie treffen in erster Linie die, die grade nicht so richtig "fit" sind. Einmal drin im Körper, vermehren sie sich dann rasant. Manchmal so stark, dass man es nicht überlebt. Zuvor jedoch steckt man noch viele andere Leute an.

       

      Das würde auch die Wahrnehmung von WU ganz gut erklären. Die Infizierten "steigen auf", und zwar auf ihrer Flucht. Sie versuchen, sich da hin in Sicherheit zu bringen, wo ihre Macht erwarten lässt, dass sie nicht weiterhin beleidigt werden. Um sich vor neuen "tödlichen" Beleidigungen zu schützen, "desinfizieren" die Erkrankten ihr gesamtes Umfeld anschließlich eigenhändig. Sie schmeißen alle Leute raus, die nicht genügend "Ehrfurcht" zeigen (was die Geschassten natürlich als extreme Kränklung empfinden müssen, vor allem, wenn sie grade nicht so gut bei Kasse sind). Je stärker allerdings die "Desinfektionsmaßnahmen" werden, desto schwächer wird dabei auch das Immunsystem der Infizierten. Und wenn sie dann doch noch mal raus müssen aus ihrem schützenden Kokon, dann holen sie sich leicht "den Rest".

       

      Was man dagegen machen kann? Das muss ich mir noch überlegen. Für mich persönlich hab ich schon entschieden. Ich will auf keinen Fall in den Kokon. Ich werde mir die Hände keinesfalls desinfizieren. Ich bleibe wo ich bin, und halte meine Umwelt aus. So lange, wie das gut geht, geht es gut. Und wenn es einmal nicht mehr geht, dann ist es halt vorbei. Bis da hin aber bleibe ich gesund.

    • @uli moll:

      Die Vermutung kann ich aus meinen bisherigen Beobachtungen nicht bestätigen. Nach oben Buckeln, nach unten Treten funktioniert in nicht wenigen Domänen und Institutionen hervorragend -wenn es nicht sogar der Weg zum sozialen Aufstieg ist!!!

  • Naja, von der (vornehmlich jugendlichen, amerikanischen Halo 3 Spielerschaft auf Gamer allgemein zu schließen finde Ich jetzt etwas gewagt. Was ich persönlich auch beobachtet habe: PC Spieler sind deutlich zivilisierter, als ich zwangsweise auf Konsole umgestiegen bin war das nen Kulturschock :D

  • "Ob es jetzt was bringt, diejenigen, von denen die Beschimpfungen kommen, ganz offiziell als Loser zu brandmarken?"

     

    Vermutlich. Denn Loser ist in unserer sozialdarwinistischen Gesellschaft die größtmögliche Beleidigungen. Und während eine Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder Geschlecht als inakzeptabel gilt, ist es immer noch kein Problem, sozial oder beruflich erfolglose Menschen zu demütigen.

    • @Thomas Friedrich:

      Vermutlich. Die Frage ist allerdings nicht, OB eine Beschimpfung "etwas bringt". Das tut sie zweifellos, wenn sie als solche verstanden wird, da haben Sie ganz recht. Die Frage ist, WAS genau eine Demütigung "bringt". Und darüber entscheidet nicht der, der die beschimpfung ausspricht, sondern der, der sie wahrnimmt. In so fern verstehe ich sehr gut, dass weder der Artikel noch ihr Kommentar eine Antwort gibt auf die Frage nach dem WAS. Es gibt einfach keine einheitlich-erwartbare Reaktion, die sich quasi wie auf Knopfdruck auslösen lässt. Leute, die andere beschimpfen, üben nur dann eine Macht aus über ihre Opfer, wenn die Opfer ihnen das erlauben. Weil sie sich entweder nicht beherrschen können oder nicht beherrschen wollen.

  • Vermutlich nicht. Leute, die aggressiv sind, weil sie Angst um ihre (ohnehin niedrige) Position in einer Hierarchie haben, machen abwertenden Äußerungen sicher nicht zu besseren Menschen. Ein anderes Vorgehen scheint mir deutlich erfolgversprechender. Wer Aggressionen abbauen möchte, sollte Prinzipien in Frage stellen, nicht Personen. Dadurch werden die vermeintlichen Konkurrenten unter gewissen Umständen (falls sie nämlich weder zu dumm noch zu ängstlich oder zu verbohrt sind) in die Lage versetzt, sich selber zu überlegen, dass der lausige Platz am Boden einer albernen Pyramide womöglich gar nichts sonderlich Erstrebenswertes ist.

     

    Welche Motivation allerdings Menschen haben könnten, Teil eines Prinzips (Pyramide) werden zu wollen, das sie aus rationalen Gründen ablehnen, müsste man mir erst erklären. Mir fallen dazu nur zwei Worte ein: Liebe und Mitleid. Im Fall Sarkeesian ist es vermutlich Liebe. Wer hat schon Mitleid mit einem Computerspiel?