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Studie zu Vorurteilen bei PolizeiCops im Visier der Polizei

Die Hamburger Akademie der Polizei will eine Studie zur Arbeitsbelastung starten, in der es auch um die Entstehung von Vorurteilen gehen soll.

Könnte für die Studie interessant sein: Umgang mit Demonstrierenden im Juni 2020 in Hamburg Foto: dpa

Hamburg taz | Man könnte die Ankündigung der Hamburger Akademie der Polizei, sich mit den Einstellungen ihrer BeamtInnen in einer Studie zu beschäftigen, als Widerstand gegen die Haltung von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) deuten. Der hat eine Untersuchung, die sich gezielt mit rassistischen Einstellungen bei der Polizei befasst, abgelehnt. Doch die Hamburger Akademie hat unter ihrem Leiter Thomas Model eine solche Studie schon seit 2019 vorbereitet. Fragt man allerdings in der Pressestelle der Hamburger Polizei nach, in welchem Verhältnis das eigene Projekt zum Seehofer’schen Nein steht, so schweigt sie sich zu diesem Punkt aus.

Tatsächlich spricht die Initiative für sich. Es gehe darum, „Erkenntnisse zum Ausmaß von werte- und demokratiebezogenen Einstellungen sowie zu diesbezüglichen Schutz- und Risikofaktoren“ bei den MitarbeiterInnen zu erhalten, so fasst Polizeisprecher Holger Vehren die Ziele zusammen. Noch konkreter hatte es Thomas Model im Hamburger Abendblatt formuliert, als er von „Risikofaktoren“ für die „Entstehung von Vorurteilen und radikalen Einstellungen“ bei der Polizei sprach.

Partner für das Projekt sind bislang das Institut für Soziologie und Sozialwissenschaften der Uni Hamburg, das Institut für Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld sowie das kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen. Noch sei das Projekt in einem „frühen Stadium“, so Vehren, deshalb lasse sich etwa die Frage, ob das Thema Racial Profiling eine Rolle spielen werde, nicht beantworten. Eben dies ist eine Forderung des Hamburger Linken-Abgeordneten Deniz Celik, der eine wissenschaftliche Studie dazu beantragt hat.

Nun begrüßt Celik zwar, dass sich die Polizei mit den Einstellungen ihrer MitarbeiterInnen befasst, fürchtet aber, „dass die Studie nicht auf diskriminierende Praktiken zielt“. Zudem sieht er die Gefahr, dass durch die freiwillige Teilnahme vor allem jene repräsentiert werden, deren Haltung nicht diskriminierend ist.

Die Innenbehörde unterstützt die Studie, weil sie sich nicht allein auf Rassismus oder Racial Profiling in der Polizei verengt

Dem widerspricht Anja Mensching, Professorin für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Organisationspädagogik an der Uni Kiel und Mitorganisatorin des Arbeitskreises Empirische Polizeiforschung. Dass die Teilnahme an solchen Studien auf freiwilliger Basis erfolge, sei „ethisches Grundprinzip der Forschung“.

Für sie ist die Idee einer Forschungskooperation zwischen der Hamburger Akademie der Polizei und der Universität Bielefeld sowie dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen „auf jeden Fall eine sehr gute Idee“. Denn bislang gebe es vor allem Studien, die sich aus psychologischer Sicht mit der individuellen Arbeitsbelastung von PolizistInnen befassten, aber kaum solche, die die Polizei als Organisation betrachteten. Damit hätte eine aktuelle Studie die Chance, etwa in den Blick zu nehmen, wie dort Vergemeinschaftung ablaufe oder wie mit widerstreitenden Positionen umgegangen werde. Von einer solchen Untersuchung könne die Polizei „unglaublich viel gewinnen“.

Den Widerstand gegen eine solche Selbsterforschung – bis hin zum Reizthema Racial Profiling – verortet Mensching weniger im Polizeiapparat selbst. Nach ihrer Erfahrung mit Führungskräften in der niedersächsischen Polizei anlässlich einer Studie zur Arbeitsbelastung gebe es dort „eine hohe Sensibilität für Ungleichbehandlung in den verschiedensten Formen“. Die Vorbehalte sieht Mensching vor allem auf der politischen Seite. Sie plädiert dafür, den Fokus für Diskriminierung aller Art zu öffnen – und tatsächlich mit einer offenen Fragestellung zu arbeiten.

Eben das klingt in den Stellungnahmen der Hamburger Innenbehörde und der Polizeigewerkschaft mit. Die Innenbehörde betonte, man unterstütze die Studie, weil sie sich „ja eben gerade nicht allein auf Rassismus oder Racial Profiling in der Polizei verengt“.

Ähnlich klingt es in einer Stellungsnahme der Hamburger Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Die GdP unterstützt eine Belastungsstudie und lehnt eine Rassismus-Studie ab.“ Denn: „Wir wollen als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft wissen, wie sich Denken und Handeln verändern, wenn Polizeibeschäftigte Tag und Nacht wiederkehrende Erfahrungen mit bestimmten Bevölkerungsgruppen, Kriminalitätsfeldern und auch mit Justizabläufen machen.“

Für einen solchen Zugang, der Rassismus in der Polizei nicht zur Ausgangsfrage macht, findet sich eine breitere Basis. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) kündigte an, eine von der GdP vorgeschlagene Studie zum Polizeialltag in der Innenministerkonferenz vorzutragen. Die Studie soll laut GdP Belastungen der Polizei untersuchen, aber auch herausfinden, warum sich „Vorurteile gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen“ bei einzelnen Beamten verfestigten und was man dagegen tun könne.

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  • Die Ergebnisse scheinen vorhersehbar: Dort wo es in seltenen Einzelfällen doch einmal zu Rassismus oder Polizeigewalt kommt sind diese das Resultat von Überlastung, Stress oder einem Bedrohungsgefühl. Man wird daher zu dem Ergebnis kommen, dass das beste Mittel gegen Polizeigewalt und Rassismus eine massive Aufrüstung der Polizei - materiell, wie personell - sein dürfte.