Studie zu Ressourcenverbrauch: Bitcoin vergrößert Müllberg
Forscher haben ausgerechnet, wie viel Elektronikschrott durch Mining der Kryptowährung Bitcoin entsteht. Doch Bitcoin ist nur die Spitze des Eisbergs.
Die Kryptowährung Bitcoin war ursprünglich als digitaler und dezentraler Gegenentwurf zum Bankensystem und zu staatlichen Währungen gedacht. Sie sollte etwa internationale Transaktionen ohne Gebühren und lange Wartezeiten ermöglichen und – mit etwas Aufwand – auch anonyme Zahlungen. Doch in den vergangenen Jahren ist sie zunehmend in die Kritik geraten: Die Kursschwankungen sind stark, was Bitcoin als Zahlungsmittel unattraktiv macht. Dazu kommt der hohe Stromverbrauch, der mit der Klimakrise in den Fokus rückt.
Für die Studie haben die beiden Forscher eine Methode entwickelt, mit der sich die Menge an Elektronikschrott, die dem Bitcoin-Mining zuzurechnen ist, berechnen lässt. Unter Bitcoin-Mining fällt das Erzeugen neuer Bitcoins und die Verarbeitung der Transaktionen. Die Menge an Abfall ist dabei abhängig vom Bitcoin-Kurs. So kommen die Forscher, wenn sie die Spitzenkurse vom Frühjahr zugrunde legen, auf eine jährliche Elektronikschrottmenge von bis zu 64.400 Tonnen. Damals durchbrach der Kurs die Marke von 50.000 Euro.
Ursache dafür ist das Design von Bitcoin und zahlreichen weiteren Kryptowährungen. Um neue Bitcoins zu erzeugen und aktuelle Transaktionen zu verarbeiten, müssen Computer mit spezialisierter Hardware komplexe Rechenaufgaben lösen. Wenn mit dem Kurs die Komplexität der Aufgaben steigt, nimmt auch der Energiebedarf zu. Gleichzeitig wird leistungsfähigere Hardware nötig. Ist sie veraltet, landet sie in der Regel auf dem Müll. „Bitcoin-Miner verbrauchen immer mehr kurzlebige Hardware, was die Zunahme des weltweiten Elektronikmülls noch verschärfen könnte“, so die Autoren in der Studie.
Einzelne Kryptowährungen setzen daher bereits auf ein weniger rechen- und ressourcenintensives Konzept. Anders als bei Bitcoin gibt es dabei kein Wettrechnen und -rüsten mit möglichst leistungsfähiger Hardware. Stattdessen entscheidet ein Zufallsalgorithmus, wer eine Transaktion bestätigen darf.
Dennoch betont Studienautor Stoll gegenüber Spiegel Online, dass Kryptowährungen „absolut gesehen nur für einen kleinen Teil des globalen Elektronikschrott-Problems verantwortlich“ seien. Eine Studie der Universität der Vereinten Nationen bezifferte die Menge an jährlich entstehendem Elektronikschrott 2019 auf 50 Millionen Tonnen – mit ungleicher Verteilung. So verursache eine Person in Norwegen jährlich im Schnitt 28,5 Kilo Elektronikschrott, während es in afrikanischen Staaten im Schnitt weniger als 2 Kilo pro Person seien. Für das Jahr 2030 prognostiziert die Studie 75 Millionen und für das Jahr 2050 111 Millionen Tonnen Elektronikschrott weltweit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut