Studie von Verbraucherorganisation: Facebook-Nutzer als Ware
Fast 200.000 Firmen geben einer Studie zufolge persönliche Nutzerdaten an Facebook weiter. Die Betroffenen können das nur auf Umwegen herausfinden.
Die Organisation hat dafür die Daten von 709 Facebook-Nutzer:innen ausgewertet, die diese für diesen Zweck gespendet haben. Grundlage dafür war, dass Nutzer:innen sich die personenbezogenen Daten, die jeweils von ihnen bei Facebook gespeichert sind, bei der Plattform herunterladen können. Untersucht wurden dabei die Daten der vergangenen drei Jahre.
Im Durchschnitt wurden die Daten jede:r Studienteilnehmer:in demzufolge von 2.230 Unternehmen an Facebook gesendet. Insgesamt wurden in der Studie knapp 200.000 Unternehmen gefunden, die persönliche Daten ihrer Nutzenden an Facebook weitergeben. Spitzenreiter war ein Fall, bei dem zu einem Nutzer Daten von rund 48.000 Firmen gefunden wurden. Die Studienautor:innen vermuten, dass es sich hier um eine Person handeln muss, die für die Werbebranche besonders interessant ist.
Da die Nutzer:innen mit ihrem Datenspenden freiwillig einem Aufruf folgten, ist das Ergebnis nicht repräsentativ – im Durchschnitt aller Nutzenden kann die Zahl höher oder niedriger liegen. Dennoch weist sie zumindest auf die Größenordnung hin, in der Facebook Daten sammelt.
Consumer Reports zufolge ist diese Art des Trackings, also der digitalen Nachverfolgung, für die Nutzer:innen in der Regel unsichtbar. Der Facebook-Mutterkonzern Meta setzt daneben auch Tracking ein, das die Nutzer:innen – gegebenenfalls mit ein paar technischen Kenntnissen – erkennen und verhindern können. Zum Beispiel, wenn Inhalte von Facebook bei anderen Webseiten eingebunden sind.
Meta sieht Firmen in der Pflicht
Nutzer:innen können selbst die Informationen über die eigenen gespeicherte Daten herunterladen. Zu finden ist die Funktion im Bereich „Einstellungen“ – eine Anleitung von Facebook findet sich hier.
Dabei könnte aber einer der Kritikpunkte der Verbraucherschutzorganisation zum Tragen kommen: Denn die Firmennamen, die in der Studie gefunden wurden, sind nicht unbedingt solche, die Nutzer:innen üblicherweise kennen dürften. Sondern kleine, außerhalb der Branche unbekannte Datenhändler. Darüber hinaus hätten sich jedoch auch bekannte Unternehmen gefunden: unter anderem Amazon, Etsy, Paypal und in den USA große Einzelhändler wie Walmart und Macy’s.
Ein Meta-Sprecher verwies auf Anfrage darauf, dass laut den Nutzungsbedingungen die zuliefernden Firmen dafür verantwortlich seien, die Erlaubnis zu der entsprechenden Datenverarbeitung und -weitergabe einzuholen. Meta selbst biete „eine Reihe von Transparenz-Tools an“, mit Hilfe derer die Nutzer:innen dabei unterstützt werden sollten, die Datenverarbeitung zu verstehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich