Studie von Transparency International: Deutsche Immobilien waschen Geld

30 Milliarden Euro wurden allein 2017 im deutschen Immobiliensektor gewaschen. Das schätzt eine Studie von Transparency International.

Hausfassade

Hinweise aus Italien zeigen, dass Mafiaangehörige enorme Geldsummen über deutsche Immobilien waschen Foto: dpa

Berlin taz | Geldwäsche durch Immobilienkäufe ist in Deutschland weit verbreitet. Bis zu 30 Prozent der kriminellen Vermögenswerte werden einer Studie von Transparency International (TI) zufolge in Grundstücke und Häuser investiert. Die Vorsitzende von TI, Edda Müller, beziffert das Anlagevolumen aus kriminellen Quellen im Jahr 2017 auf rund 30 Milliarden Euro.

„Und das ist eine vorsichtige Schätzung“, sagt sie. Bei einem Gesamtumsatz von 270 Milliarden Euro auf dem deutschen Immobiliemarkt käme Geldwäsche damit auf einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent.

Zwar hat die EU mit der 4. Geldwäscherichtlinie schon zum Kampf gegen die Mafia oder osteuropäische Banden geblasen. Doch in der Praxis hakt es bei der Verfolgung der Taten. So melden Notare, Makler oder Anwälte so gut wie gar keine Verdachtsfälle an die zuständige Task Force beim Zoll.

Profis teilen Deutschland sauber auf

„Die Richtlinie enthält zu viele Schlupflöcher“, kritisiert Müller. So müssten Käufer nicht offenlegen, für welchen Eigentümer sie tätig werden. So könnten Notare oft gar nicht feststellen, ob es um ein illegales Geschäft geht. Im Grundbuch steht dann zum Beispiel nur der Name eines Fonds aus einem Steuerparadies.

„Die Geldwäsche wird immer professioneller betrieben“, berichtet der Autor der Studie, Markus Henn vom Verein WEED – Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung. Laut Henn sind die Ganoven im ganzen Land aktiv. Die Mafia eher in Baden-Württemberg und NRW, eurasische Banden eher in Ostdeutschland und Berlin.

TI fordert eine Verschärfung der Gesetze und eine bessere Ausstattung der Ermittlungsbehörden. Das Grundbuch müsse zentralisiert und veröffentlicht, die Gewinnabschöpfung massiv ausgebaut werden, verlangt Müller. Auch solle die Politik die Schweigepflicht für Notare bei Verdachtsfällen aufheben und die Nennung der wahren Besitzer vorschreiben. Das sie auch die 5. Geldwäscherichtlinie der EU vor, die bis zum Januar 2020 in deutsches Recht umgesetzt werden muss.

Anmerkung der Redaktion: In diesem Artikel hieß es ursprünglich unter Berufung auf Transparency International: „Spektakulär ist der aktuelle Fall eines geplanten Kaufs am Checkpoint Charlie in Berlin. Recherchen ergaben, dass sich hinter dem Interessenten Trockland Fonds aus Luxemburg und Liechtenstein verbergen, Spuren führen auch zu den Angehörigen des verstorbenen turkmenischen Präsidenten Saparmurat Niyazov, der eine halbe Milliarden Dollar veruntreut haben soll.“

Transparency International hat die zitierte Studie zurückgezogen. Wir werden nicht mehr verbreiten, daß sich hinter dem Interessenten Trockland Fonds aus Luxemburg und Liechtenstein verbergen.

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