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Studie über GebäudesektorKlimaproblem Häuslebau

Gebäude zu beheizen, verschlingt viel Energie. Aber auch ihr Bau ist CO2-intensiv. Die Emissionen müssen verringert werden, so eine Studie.

Holzhäuser sind nicht unbedingt klimafreundlicher Foto: Valentiyn Semenov/imago

Berlin taz | Gut ein Drittel aller Treibhausgasemissionen eines Gebäudes entsteht vor seiner Nutzung. Das geht aus einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hervor, die den CO2-Fußabdruck von 50 Gebäuden aus verschiedenen Materialien wie Holz und Beton ausgewertet hat.

Für die Studie hat die DGNB die Ökobilanz der Gebäude ausgerechnet. Herausgekommen sind im Durchschnitt 440 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter auf die gesamte Lebenszeit der Gebäude. Dieser Wert sei in Bezug auf die Klimaschutzziele der Bundesregierung viel zu hoch und müsse dringend gesenkt werden. Allein schon fertige Gebäude sind in Deutschland für rund ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich.

Den größten Anteil machen Decken aus mit gut einem Drittel der Emissionen aus, gefolgt von den Außenwänden und der Gründung, also der Platte, auf die das Haus schließlich gebaut wird. Welche Bauweise die beste ist, möchten die Au­to­r:in­nen der Studie nicht beurteilen, denn das hänge von zu vielen Faktoren ab und sei immer im Einzelfall zu beurteilen.

Es habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass die Holzbauweise nicht unbedingt CO2-freundlicher als andere auf Beton basierende Bauweisen ist, auch wenn sie tendenziell bessere Ergebnisse erreicht.

Neubauten sollten sorgfältig geprüft werden

Bisher habe sich die Diskussion immer um den Gebäudebetrieb gedreht, heißt es in dem Bericht. Wichtig sei aber auch, die Konstruktion mit in die Rechnung einfließen zu lassen. Denn die habe mit einem Drittel einen maßgeblichen Anteil am CO2-Aussoß. Die DGNB weist darauf hin, dass sie bei ihrer Analyse wichtige Daten wie zum Beispiel den Einfluss von Photovoltaikanlagen auf die Klimabilanz nicht mitberücksichtigen konnte. Daher würden die Daten nur einen groben Maßstab liefern und könnten als Orientierung dienen.

„Uns interessieren beispielsweise die Wechselwirkungen zwischen Bauwerk und Nutzung mit Blick auf den Lebenszyklus und der CO2-Fußabdruck der Gebäudetechnik“, wird Dr. Anne Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung der DGNB, in dem Bericht zitiert. Vor dem Hintergrund der hohen verbauten Emissionen in Gebäuden müsse bei jedem Neubau sorgfältig geprüft werden, ob auch ein schon bestehendes Gebäude infrage käme.

In den kommenden Jahren müsste die Forschung hierzu deswegen intensiviert werden und ein stärkerer Fokus auf die Treibhausgasemissionen von Bauwerken gelegt werden. Es sei ein Zentrales Ziel dieser Studie, die Diskussion anzuregen und dazu beizutragen, konkrete Ziele für 2030 zu formulieren, so Braune weiter.

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10 Kommentare

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  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Das im Grunde alles was der Mensch macht klimaschädlich ist dürfte ja bekannt sein. Wohnen, Mobilität, Mode, Nahrung, Konsum oder Freizeit.

    Von daher kann es nur mit weniger Menschen ein besseres Klima geben! Wird aber selbst bei den Grünen nicht so gesehen.

  • Anmerkungen:



    Die genannten 440 kg/qm CO2 (ein Mittelwert!) werden Jahrhunderte über die "Lebenszeit" der Gebäude (50 Jahre) - und erst recht über die Lebenszeit der BauherrInnen und deren Erben - hinaus in der Biosphäre bleiben.



    Nicht enthalten sind die CO2-Emissionen zur Gewinnung der Rohstoffe, deren Herstellung und erforderlichen Transporte.



    Das gilt übrigens auch für die Fabriken, Industrien und die dazu erforderlichen Infrastrukturen, die neu und zusätzlich für klimafreundliche Autos, synthetische Treibstoffe, Windkraftanlagen etc. errichtet werden sollen.



    Nicht eingepreist sind die für die Gebäude verschwindenden CO2-Senken.

    Zitat aus der DGNB PM vom 10.11.: "Bei allen CO2-reduzierenden Neubaumaßnahmen dürfen wir nicht vergessen,..."



    Müssen wir wirklich nur noch mehr Bauen, um die CO2 Emissionen zu senken??

    PS: Die Studie könnte in der Klimadiskussion zu einem Erkenntnisgewinn führen. Nämlich: dass Nichts zum CO2-Null-Tarif zu haben ist.

  • Die Eltern bauen, die Kinder erben, die Enkelkinder erben, spätestens dann wird allzu oft abgerissen und neu gebaut. Gerne aus dem Wunderwerkstoffb Beton. Dabei halten die alten Stein- und Holzhäuser vielerorts seit dem Mittelalter. Der Grund heißt Bauförderung.

  • aha und deswegen lassen wie auf dem “Land” Hunderttausende Häuser verfallen?



    Und bauen dafür die Innenstädte der Metropolen zu ?

  • Well.



    Gebäude haben einen CO2 Abdruck.



    Das dürfte keine Überraschung sein.



    Decken mehr als Aussenwände.



    Und trotzdem kann man weder das eine noch das andere weglassen.



    Well.



    Daher die innovative Schlussfolgerung:



    "sorgfältig geprüft werden, ob auch ein schon bestehendes Gebäude infrage käme"



    Da aber allenorten nach mehr Wohnraum gerufen wird... dürften nicht allzuviele bestehende Gebäude in Frage kommen. Ausser zB das Humboldt Forum.

    Bleibt eher die vielleicht unangenehmere Frage nach dem zunehmenden Wohnraum pro Person.



    Die kann man aber nicht ohne drastische Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte lösen.

    • @fly:

      Große Potentiale im Bestand liegen in der Bekämpfung von Leerstand und der Umnutzung von Büroflächen oder Ferienwohnungen.



      Trotzdem halte auch ich die Reduktion des individuellen Flächenverbrauchs für das schärfste Schwert, wobei wir sozialen/kulturellen Bedürfnissen auch ihren Platz lassen müssen.



      Ganz wichtig ist auch die Betrachtung aller anderen Umweltfaktoren, den Primärenergieverbräuchen und der Wohngesundheit bei der Bewertung von Gebäuden.

    • @fly:

      Es gibt ein Persönlichkeitsrecht auf uneingeschränkten Ressourcenverbrauch?



      Die pro Kopf verbrauchte Wohnfläche hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt. Warum also nicht eine stark progressive Besteuerung für Flächen von mehr als zB 35m³ p.P. einführen? Die Besteuerung von Sprit ist ja auch kein drastischer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, auch wenn es sich für manche so anfühlt.

      • @Ingo Bernable:

        Ja, gibt es, und zwar für Alle, die es sich wirtschaftlich leisten können. Wer große Mittel zur Verfügung hat, verbraucht große Mengen an Energie und Ressourcen. Es gibt, soweit ich weiß in Mitteleuropa, wie auch in anderen teilen der Welt kein gesetzlich geregeltes Maximaleinkommen, kein Maximalvermögen und keinen Maximalverbrauch je Mensch. Es gibt auch aus wissenschaftlicher Sicht anscheinend keine Maximalbegrenzung je Mensch für Emissionen. Aber es gibt Emissionshandel, das ist immerhin passend für unser Wirtschaftssystem.

        • @Christian Götz:

          Dass Menschen in extremen Umfang Ressourcen verbrauchen bedeutet noch nicht, dass sie ein moralisches oder juristisches Recht darauf haben. Gäbe es ein Recht auf einen solchen Lebenswandel müsste dieses ebenso für arme Schlucker mit Mindestlohn gelten. Konkret war hier aber vA die Frage ob eine Limitierung des Wohnflächenverbrauchs in Konflikt mit den Persönlichketisrechten steht und das ist mE ganz klar nicht der Fall.

  • "Neubauten sollten sorgfältig geprüft werden"

    das wird Bauanträge weiter in die Länge treiben und komplizierter werden obwohl bei der aktuellen Wohnungssituation in Städten eher das Gegenteil der Fall sein sollte.