piwik no script img

Stromzähler und DatenschutzZeig mir deinen Stromverbrauch

Bald sollen die „intelligenten Stromzähler“ kommen. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den umstrittenen Plänen.

Cleverer Kasten: Der intelligente Stromzähler erfasst genau, wofür in Haushalten Strom verbraucht wird Foto: dpa

Freiburg taz | Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) konkretisiert seine Pläne, konventionelle Stromzähler durch „intelligente Messsysteme“ – umgangssprachlich Smart Meter genannt – zu ersetzen. Gerade wurde ein erster Gesetzentwurf veröffentlicht, zu dem Verbände bis Mitte Oktober Stellung nehmen können.

Wer wird in Zukunft die neuen Zähler bekommen?

Bei Verbrauchern, die mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr beziehen, ist der örtliche Netzbetreiber verpflichtet, die neue Technik einzubauen. Unterhalb von 6.000 Kilowattstunden liegt es im Ermessen des Netzbetreibers, ob er den Einbau vornimmt oder nicht.

Was kostet das den Bürger?

Schon in einem Eckpunktepapier des BMWi von Februar hieß es, es werde „keinen Rollout um jeden Preis geben“ – wobei „Rollout“ schlicht „Markteinführung“ bedeutet. Nun hat das Ministerium präzisiert, in welchen Fällen es die neuen Zähler für „wirtschaftlich vertretbar“ hält. Bei Haushalten mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden seien bis zu 100 Euro pro Jahr für den neuen Zähler zu rechtfertigen.

Je weniger ein Stromkunde verbraucht, umso strenger sind die Vorgaben: Bis 6.000 Kilowattstunden werden 60 Euro pro Jahr als vertretbares Maximum angesetzt, bis 4.000 Kilowattstunden sind es 40 Euro, bis 3.000 Kilowattstunden 30 Euro, und wer bis 2.000 Kilowattstunden verbraucht, der darf mit maximal 23 Euro pro Jahr belastet werden.

Die Werte ergeben sich jeweils aus den vom BMWi errechneten Einsparmöglichkeiten durch einen neuen Zähler, zuzüglich des Preises eines herkömmlichen Zählers in Höhe von 20 Euro. Je nachdem, wie hoch die Preise der neuen Zähler in Zukunft liegen, werden also mehr oder weniger Haushalte damit ausgestattet.

Und wozu macht man das Ganze?

Mit den neuen Zählern soll es möglich werden, Stromverbräuche nach den Erfordernissen des Netzes zu verlagern. Klassisches Beispiel ist immer die Waschmaschine, die nicht unbedingt dann laufen muss, wenn Strom ohnehin gerade knapp ist. Je größer der Verbrauch eines Gerätes, umso sinnvoller sind Anreize zur Verbauchsverlagerung. Deshalb stehen vor allem Anlagen, die Wärme erzeugen, wie Stromheizungen, Wärmepumpen oder auch elektrische Durchlauferhitzer, im Fokus.

Aber was hat der Kunde davon, wenn er im Sinne des Netzes handelt?

Bisher nichts, weil es noch keine zeitvariablen Strompreise gibt. Und die gibt es wiederum nicht, weil es keine Zähler gibt, die diese verarbeiten können. Dieses Henne-Ei-Problem soll das Digitalisierungsgesetz lösen, indem es die neuen Zähler schlicht vorschreibt.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind zeitvariable Tarife nur konsequent: Wenn der Strom gerade knapp und damit teuer ist, sollte dieser Preis auch an die Verbraucher durchgereicht werden und umgekehrt natürlich auch billiger Strom bei reichlichem Angebot.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Es werden Daten erfasst, die den häuslichen Alltag recht präzise abbilden. Verbraucherschützer stehen der neuen Technik daher sehr skeptisch gegenüber. Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert, dass die Technik per Zwang verordnet werden soll.

Wenn man den neuen Zähler daher nicht will?

Wer mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, hat letztendlich nur eine Chance: Er muss sehen, dass er unter diese Marke kommt. Zumal 6.000 Kilowattstunden für einen Haushalt ein satter Verbrauch sind, sodass in diesen Fällen das Stromsparpotential enorm sein dürfte.

Aber auch sonst gilt: Wer den neuen Zähler nicht möchte und knapp über einer der Verbrauchsgrenzen liegt, sollte sehen, dass er unter die betreffende Grenze kommt. Denn bis zu welchem Verbrauch hinunter man die Geräte tatsächlich einführen wird, ist noch offen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Solarstrom - bislang gefördert - wird immer mehr mit Abgaben belegt. Zwar ist der Eigenverbrauch für Kleinproduzenten noch abgabenfrei - aber das wird vermutlich nicht so bleiben. In anderen Ländern muss für selbstproduzierten und selbstverbrauchten Solarstrom bereits bezahlt werden.

    Bei den alten Stromzählern konnte einfach Strom zurück ins Netz gespeist werden und der Stromzähler lief rückwärts. Das ist bei den neuen Zählern nicht mehr möglich. Darüber hinaus wäre mit den neuen Stromzählern erkennbar, wenn jemand seinen Stromverbrauch überwiegend mit Solarenergie deckt und nur bei hohem Verbrauch und/oder wenig Sonnenschein auf das Netz zurück greift. Wer also künftig "schwarz" umweltfreundlichen eigenen Solarstrom verbraucht, kann damit herausgefiltert werden.

  • Die Bildunterschrift "Der intelligente Stromzähler erfasst genau, wofür in Haushalten Strom verbraucht wird." ist schlicht falsch. Der intelligente Stromzähler erfasst nicht wofür, sondern wann und wie viel Strom verbraucht wird. Ob nun das Waffeleisen oder die Waschmaschine läuft ist dem Stromversorger also vollkommen egal.

     

    Ohne intelligente Stromzähler kein intelligentes Netz und ohne intelligentes Netz keine Energiewende – so einfach ist es.

     

    Die 6.000 kWh-Grenze klingt absolut vernünftig – selbst eine fünfköpfige Familie im Eigenheim mit Wärmepumpe und Durchlauferhitzern sollte da drunter liegen. Wenn nicht sollte man seinen Stromverbrauch wirklich mal in Frage stellen bzw. sich dann nicht über Mehrkosten von maximal 60 Euro beschweren.

     

    Und wer Angst hat ausspioniert zu werden der soll entweder aufhören fiktive Romane wie "Blackout" zu lesen oder zur Verwirrung der Spionierenden die Waschmaschine auf die Mittagszeit und den Brotbackautomaten zur Nacht programmieren!

    • @Oliver Kramer:

      Was hat das mit der Energiewende zu tun? Hier handelt es sich um eine Marktliberalisierung, die lediglich die Profite der Konzerne steigern wird, was natürlich auch bedeutet, daß Strom für den Verbraucher teurer wird.

  • Wenn ich das schon lese, intelligente Messesysteme.

    Das einzig Intelligente ist einer der größten technischen Betrügerein die man sich vorstellen kann.

    Der Hintergrund, es wird die Blind, Wirk-/ und Scheinleistung gemessen, berechnet und bezahlt.

    Die vektorielle Geldvermehrung aus dem Nichts.

    Und der Verheugen nannte es Verbraucherschutz wenn die Messgerätetoleranz von 2 auf 3% erhöht wird.

    Naja, der erhielt ja zurecht auch Hausverbot in der EU.

     

    In Deutschland leben die meisten Menschen in Mietwohnungen.

    Zu diesen Meitwohnungen, egal ob Hochhaus oder kleines Haus, gibt es nur eine einzige Energieübergastelle.

    Diese Energieübergastelle ist juristisch der Übergang zwischen Energielieferant, Eigentümer und Endkunde und in den TABs (technische Anschlussbedingungen) umfangreich behandelt.

    Bsp. hier https://www.ewe-netz.de/pdf_n/TAB_Mittelspannung_2008-05-25Entw5_02-09_n.pdf

    Wenn jede Mietpartei einen "intelligenten Geldzähler" hat und keine weiteren eingebaut sind, ist es Betrug hoch 100.

    Hintergrund:

    Ein Mieter zieht induktiven ein anderer kapazitive Energie.

    Beide zahlen Geld für nichts, da sich in dem Knotenpunkt (TAB) die Blindleistungen aufheben können.

    Es ist eine einfache Vektorrechnung.

     

    Journalisten sollten sich an eine technische Uni wenden damit sie den gigantischen Betrug überhaupt verstehen.

  • Erklärt mir mal folgendes: Ihr nennt generell einen Stromverbrauch von 6000 kwh "zu viel". Unabhängig von der Anzahl der Verbraucher (z.B. Großfamilie) und ohne irgendwelche Einschränkungen zu machen? Ganz ehrlich? Und ihr glaubt auch tatsächlich, dass es irgendetwas bringt, den Stromverbrauch zu senken um "unter die Grenze" zu kommen? Das ist so naiv, das tut einfach nur noch weh. In eurem eigenen Artikel steht drin, dass es nicht meine Sache ist ob ich einen "Smarten" Stromzähler bekomme, sondern im Ermessen meines Stromanbieters. Da es bei dem ganzen Thema sowieso nur darum geht, den Tagstrom künstlich zu verteuern (Einsparungspotential 3 Euro bei 20 Euro Kosten), könnt ihr euch ausmalen, dass die Stromanbieter das bei Kleinhaushalten einfach durchdrücken werden. Ist ja alles mit Asso-Gabriel abgestimmt. Nächster Punkt und zum 1000sten Mal, wir sind kein Land von Inselbewohnern sondern zu einem sehr großen Teil Mieter! Als Mieter darf ich laut Hausordnung nicht Nachts waschen und ich muss aus versicherungstechnischen Gründen auch zuhause sein, wenn die Waschmaschine läuft. Also kann ich Wäsche waschen am Samstag und unter Woche zwischen 19 und 22 Uhr... da bin ich sowas von flexibel, was den Stromverbrauch angeht... Nächster Punkt: Selbst wenn ich nachts wasche bringt mir das keinerlei Einsparungen im Stromverbrauch! Eine Waschmaschine braucht zu jeder Tageszeit gleich viel Strom. Nachts eher mehr, weil ich ja nicht nachts um 2e aufspringe und die fertige Maschine ausschalte. Nein, diese läuft im sog. Recover-Modus die gesamte Nacht weiter. Diese Funktion haben übrigens alle neueren Waschmaschinen, verhindert Knitter und Müffeln der Wäsche.

    Wie gesagt, wie naiv kann man sich eigentlich vor den Karren gieriger Stromkonzerne spannen lassen?

  • Schöne Theorie... Ich habe mir bei der Sanierung unserer Elektroanlage ein Smart Meter einbauen lassen - einfach um zu sehen, was sich damit anstellen lässt. Erst mal große Ernüchterung: Es brauchte einiges an technischem Know-How und Bastelleidenschaft, um dem Gerät überhaupt sinnvolle Daten zu entlocken. Nun kann ich mir zwar den Stromverbrauch im 2-Sekunden-Takt in einer schönen Grafik auf dem PC anschauen - aber sparen tue ich noch lange nichts. Ofen, Waschmaschine, Trockner müssen nun mal laufen und energiesparende Geräte haben wir bereits. Immerhin, weiß ich so immer, wann ich morgens den Tee gekocht habe - der Ausschlag im Diagramm für den Wasserkocher verrät es.

     

    Das Beispiel, die Waschmaschine nachts laufen zu lassen ist für unseren Haushalt mit zwei Fussball-begeisterten Kindern nicht umsetzbar; erstens läuft die Maschine oft mehrfach täglich und zweitens steht niemand nachts auf, um die Wäsche in den Trockner umzuräumen. Und dann würde man auch erst dann (wenig) sparen, wenn es ein flexibles Tarifsystem gäbe.

     

    Aus meiner Sicht keine "Killer-Applikation".

  • Abgesehen von dem praktisch nicht vorhandenen Datenschutz sowie den in Mehrfamileinehäusern kaum nutzbaren "Sparzeiten" ist der Beschluss von "zumutbaren Beträgen" schlicht eine anmaßende Unverschämtheit.

     

    Noch ein Grund mehr für Solar- und Klein WKA

  • ein Bombengeschäft, erts mal die ganze Installation, ist wie damals mit dem Nachstrom eigentlich sollte der Nachstrom ab 22 Uhr laufwn man hatte ja viele Häüser zwansweise mit Nachtspeiherofen umgebaut, natürlich schalteten die EVUs den N Strom erts dann zu, wenn der Normalverbrauch esliess,und wer meint dass 600kwh ein satter Verbrauch ist, sollte einfach mal eine 5 köpfige Familie versorgen, nehmen wirmal den trockner, mit der alten Heizung war der Keler etwas warm, man onnte die Wäsche trocknen usw nach Umbau der Heizung ist der Keller eisekalt die Wäsche also in den Trockner und den Keller eben heitzen, alos die neue Heizung jetzt umweltfreundlich kostet mich Geld, ersparnis gleich null, natülich hat man die Verbrauchswerte so angepasst dass das EVU auf seinen Kosten kommt, dem Verbraucher sagt man einfach, tja du musst halt sparen statt einer 39 Watt birne eie 10 W uns statt bis um 24 Uhr Tv gucken eben um 9 Uhr ins bett gehen !